Es war ein Paukenschlag, kurz vor der Bilanz eines sehr erfolgreichen Jahres: Anfang März verließ Vorstandschef Schell die EnBW. Nun wird klar, was das den Konzern kostet.

Digital Desk: Jonas Schöll (jo)

Der im Streit um die Unternehmensstrategie überraschend ausgeschiedene EnBW-Vorstandsvorsitzende Andreas Schell bekommt eine Abfindung von rund 6,42 Millionen Euro. Das sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Lutz Feldmann am Dienstag in Stuttgart während der Hauptversammlung des drittgrößten deutschen Energiekonzerns. Er schilderte, dass Aufsichtsrat und Schell nicht zu einer einheitlichen Sicht gekommen seien, wie sich das Unternehmen mit Stammsitz in Karlsruhe strategisch ausrichten und vor allem auf die Entwicklungen am Energiemarkt infolge des Kriegs in der Ukraine reagieren solle.

 

Schell hatte den Chefposten im November 2022 angetreten - mit einer Vertragslaufzeit von eigentlich drei Jahren. Zum Ablauf 8. März 2024 endete die Amtszeit. Im Vergütungsbericht ist Schells Gesamtvergütung für das Jahr 2023 mit gut 2,74 Millionen Euro angegeben. 

Stamatelopoulos bekräftigt Prognose

Feldmann sprach von einem sehr sorgfältigen Auswahlprozess. Der Aufsichtsrat habe Schell aus mehreren Kandidaten ausgesucht. Zum Nachfolger ernannte er Georg Stamatelopoulos, der im Vorstand für das Ressort „Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur“ verantwortlich war.

Stamatelopoulos bekräftigte die Prognose für das laufende Jahr. Beim bereinigten Ebitda erwartet EnBW 4,6 bis 5,2 Milliarden Euro. Das wäre zwar ein Rückgang im Vergleich zum erfolgreichen Jahr 2023, als der Wert bei 6,4 Milliarden Euro lag - ein Plus von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Ergebnis läge aber weiter über jenem von 2022. „Darin drückt sich die nachhaltige wirtschaftliche Stärke des Unternehmens aus“, sagte Stamatelopoulos.

Forderungen an die Politik

Von der Politik forderte er für die Energiewende „einen stabilen Rahmen, klare Investitionsbedingungen und Aussichten auf dauerhafte Refinanzierung unserer Investitionsmittel“. Als Beispiel nannte er den Bau neuer Kraftwerke, erste Ausschreibungen müssten noch in diesem Jahr kommen.

Ähnlich sehe es bei der Wasserstoffinfrastruktur und dem Markthochlauf aus. „Wir brauchen ein enges und konstruktives Zusammenwirken von Politik und Wirtschaft in Fragen der Finanzierung des Wasserstoffkernnetzes. Andernfalls wird die Energiewende unnötig lange brauchen, um zu einem wirklichen Erfolg zu werden.“