Die Rapcombo Antilopen Gang hat am Samstagabend ein lupenreines Punkkonzert gegeben. Im ausverkauften Stuttgarter Club Zwölfzehn musste man allerdings fürchten, dass nicht alle die Wall of Death überleben ...

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Wenn der Club nach einem Konzert heftig nach Schweiß stinkt und sich auf dem Boden zerdepperte Bierflaschen sowie beim Pogo-Tanzen vom Träger abgefallene Schuhe finden, dann war es ein gutes Konzert. Zumindest ein gutes Punkkonzert. Antilopen Gang in Stuttgart: Rap ist das neue Punk.

 

Der mediale Antilopen-Hype ist längst über Deutschland hinweggezogen (nachzulesen etwa hier), jetzt sind die Antilopen auf Deutschlandtour: etliche Termine ausverkauft, die meisten in größeren Läden als dem Stuttgarter Zwölfzehn, aber irgendwann meldet auch der Veranstalter Radioclash: wir sind voll. Und wie voll das Zwölfzehn ist! Der Altersschnitt: im unteren Zwanziger-Bereich, Antifapullis neben Second-Hand-Klamotten und lauter Typen, die sich früher in der Schule ganz in schwarz gekleidet haben und vorne rechts saßen, ohne Nebensitzer - rein vom Publikum her sieht das ganz und gar nicht nach einem Rapkonzert aus, sondern eher nach feierwütiger Linksjugend.

Ein vermummter DJ

Die Bühne passt gut zur alternativen Atmosphäre: als Hintergrund dient eine riesige Fahne mit dem pseudoromantisch gemalten Plattencover des Antilopen-Albums "Aversion". An Instrumenten sind geboten: ein Synthesizer und etwas, das man Drumset nennen könnte - Öltonnen, Benzinkanister, eine Plastikgießkanne und zwei Becken, eines davon völlig zerstört. Schmankerl: dieses "Schlagzeug" ist voll mikrofoniert. So wartet man zumindest als Antilopen-Debütant schon während des Support-Sets des Rappers Form ganz gespannt darauf, wie das wohl im Liveeinsatz klingen mag.

Der Schüttelreim-Experte Form ist inhaltlich mit der Antilopen Gang voll auf Linie, sein eindrücklichster Track heißt "Das Boot ist voll" und bezieht sich natürlich auf die Flüchtlingsboote, die dieser Tage wieder besonders zahlreich Richtung Europa aufbrechen. Weil Form keine extravagante Bühnenshow anstrebt und sein vermummter DJ weitgehend im Hintergrund bleibt, richtet sich alle Aufmerksamkeit auf die Texte. Und wiederum denkt man, dass so ein Abend auch am Ende eines Parteitags der Linksjugend stattfinden könnte, oder bei einem Antifa-Fest. Was keine Wertung ist, sondern für diejenigen, die nicht dabei waren, die Atmosphäre greifbar machen soll.