Mit seinen Strichmännchen wollte er eine Kunst schaffen, die alle verstehen. Jetzt ist mit A.R. Penck, geboren als Ralf Winkler, einer der erfolgreichsten deutschen Maler gestorben.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Man muss kein Experte sein, um seine Handschrift auf Anhieb zu identifizieren. Die Strichmännchen wurden zum Markenzeichen von A.R. Penck, seine mit schneller Linie skizzierten Figuren mit erigierten Penissen, die Totenköpfe und kläffenden Köter. Fröhlich, fast poppig kommen diese Bilder mitunter daher, hinter denen aber doch eine klare, gesellschaftspolitische Intention steckt. In seinen frühen Bildern formulierte A.R. Penck seine figurative Malerei noch sorgfältig aus, 1960 entwickelte er seine ersten Strichmännchen, die sich unverkennbar an der Eiszeit- und Höhlenmalerei orientierten und einen demokratischen Geist zum Ausdruck bringen sollten: Denn A.R. Penck wollte schlichte, standardisierte Zeichen finden, die für alle lesbar sind – und nicht nur für einen elitären Zirkel von Kunstkennern. Seine auf einfachste Formen reduzierten und stilisierten Figuren sollten Gefühle und Zustände, Ängste und menschliche Interaktion zum Ausdruck bringen.

 

Nachtwächter, Heizer, Briefträger

Am Mittwoch ist A.R. Penck gestorben, einer der erfolgreichsten deutschen Maler zwischen Ost und West. Er wurde im Jahr 1939 in Dresden geboren und notgedrungen Autodidakt. Mehrfach bewarb Penck sich an den Kunstakademien in Berlin und Dresden – vergeblich. Also begann er 1956 in Dresden eine Lehre als Werbezeichner und brachte sich die Malerei selbst bei. Die DDR meinte es nicht gut mit ihm. Nur selten konnte er ausstellen, stattdessen machte ihm das Regime das Leben schwer. Penck musste sich als Nachtwächter, als Heizer oder auch als Briefträger durchschlagen. Man verwehrte dem Maler auch die Aufnahme in den Berufsverband Bildender Künstler, einige seine Bilder wurden zudem beschlagnahmt.

Trotzdem war Penck viele Jahre lang überzeugt, in der besseren Hälfte Deutschlands zu leben, wobei er offensiv dafür eintrat, die Mauer zwischen Ost und West einzureißen. Die Zukunft, war Penck überzeugt, liege im Miteinander der Menschen – und nicht im Individualismus, weshalb er, der eigentlich Ralf Winkler hieß, als Schöpfer auch gern hinter seine Werke zurücktrat. Immer wieder legte er sich neue Pseudonyme zu, weil das auch die Ausfuhr seiner Arbeiten in den Westen erleichterte. Mal nannte er sich Ypsilon, dann wieder Mike Hammer, letztendlich setzte sich A.R. Penck als Name durch – in Anlehnung an den von ihm verehrten Geologen und Eiszeitforscher Albrecht Penck.

Bestseller auf dem Kunstmarkt

1970 entdeckte der Kölner Galerist Michael Werner den ostdeutschen Maler und machte Penck international bekannt – auch während er noch in der DDR lebte. 1980 wurde Penck schließlich ausgebürgert und zog nach Köln. Er machte eine beachtliche Karriere, war vier Mal auf der Documenta in Kassel vertreten und 1984 bei der Biennale in Venedig. 1988 erhielt er an der Düsseldorfer Kunstakademie eine Professur für Malerei.

Penck war vielseitig, er malte, machte Holzschnitte und Radierungen, Lithografien und Siebdrucks, aber erweiterte sein symbolhaftes Zeichenrepertoire auch in den Raum hinein und fertigte Holz- und Bronzeskulpturen. Seine poppigen Strichmännchen waren lange Zeit Bestseller auf dem Kunstmarkt. In den vergangenen Jahren ist es dagegen ruhiger um ihn geworden, seit seiner Emeritierung lebte und arbeitet er in Dublin. Gestorben ist Penck nun in Zürich, er wurde 77 Jahre alt.