EnBW rutscht tief ins Minus und erklärt das mit dem Atomausstieg. Für Umweltminister Untersteller eine zu einseitige Begründung.

Karlsruhe - Die Kosten des Atomausstiegs und hohe Wertberichtigungen auf Unternehmensbeteiligungen sorgen für tiefrote Zahlen beim baden-württembergischen Energiekonzern EnBW. Das Karlsruher Unternehmen kündigte am Donnerstag in einer Ad-hoc-Mitteilung an, es werde im Halbjahresabschluss einen Konzernfehlbetrag von 590 Millionen Euro ausweisen. Im Vorjahr hatte der Konzern im gleichen Zeitraum noch einen Gewinn von 899 Millionen Euro erzielt.

 

Insbesondere die Stilllegung der beiden Altreaktoren Neckarwestheim 1 und Philippsburg 1 habe zu erheblichen finanziellen Belastungen geführt, erklärte das Unternehmen. Denn der frühere Rückbau der Atomkraftwerke habe eine außerordentliche Zuführung zu den Kernenergierückstellungen notwendig gemacht.

Hinzu kämen Abschreibungen auf die im Reaktor befindlichen Brennelemente. Deshalb werde EnBW voraussichtlich vor Zinsen und Steuern einen Verlust von 600 Millionen Euro ausweisen.

Baden-Württembergs Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller (Grüne) zeigte sich über die einseitige Begründung verwundert. Die schlechte Bilanz allein auf den Atomausstieg zu schieben, sei sicherlich zu einfach, sagte er in Stuttgart. Er kenne die Bilanz im Einzelnen noch nicht, gehe aber davon aus, dass auch andere Faktoren eine Rolle spielten.

Fehlbetrag von 590 Millionen Euro

Nicht nur die Kosten der Energiewende belasten das Ergebnis von EnBW. Hinzu kommen Wertberichtigungen in Höhe von 615 Millionen Euro auf die Beteiligungen des Konzerns am Oldenburger Versorger EWE und am österreichischen Versorger EVN. Unter dem Strich führe dies in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres nach vorläufigen Zahlen zu einem Konzernfehlbetrag von 590 Millionen Euro, berichtete EnBW.

Auch das um Einmaleffekte bereinigte operative Ergebnis (adjusted Ebit) litt unter dem Atomausstieg. Wegen des dreimonatigen Kernenergiemoratoriums und der Belastungen durch die Kernbrennstoffsteuer lag es EnBW zufolge mit 875 Millionen Euro 24 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Der offizielle Halbjahresbericht soll am 29. Juli veröffentlicht werden.