Am Freitag, 21. Oktober, wird im Böblinger Fleischermuseum eine Ausstellung mit Karikaturen, Cartoons und Drucken von großformatigen Ölgemälden des in München lebenden Künstlers Horst Haitzinger eröffnet. Die Schau ist bis Ende März 2017 zu sehen.

Böblingen - Wer kennt sie nicht, die St(r)icheleien des Karikaturisten und Cartoonisten Horst Haitzinger (77). Unzählige Zeitungs- und Zeitschriftenleser haben in den vergangenen Jahrzehnten über seine hintersinnigen Zeichnungen gelacht – oder zumindest geschmunzelt: mal über seine Sicht auf Alltäglichkeiten, die er gekonnt in Szene setzt; mal über den kritisch-entlarvenden Blick auf die Politik.

 

Am Freitag, 21. Oktober, wird der in München lebende Zeichner Böblingen nun einen Denkzettel verpassen: Haitzinger, der in Linz zum Werbegrafiker ausgebildet wurde und an der Akademie der Bildenden Künste in München Grafik und Malerei studiert hat, eröffnet persönlich die 159 Werke umfassende Schau „Denkzettel“ im Deutschen Fleischermuseum am Marktplatz.

Auch Arbeiten von Mordillo und Tetsche bereits gezeigt

In den vergangenen 15 Jahren hat sich das 1984 eröffnete Fleischermuseum unter der Leitung der Kunsthistorikerin Nurdan Drignath mit vielen Sonderausstellungen als Schauplatz hochkarätiger Karikaturen und Cartoons etabliert. Arbeiten von Mordillo oder Tetsche waren hier bereits zu sehen. Und mit der neuen Schau empfiehlt sich das Haus einmal mehr als Präsentationsort des gezeichneten Humors. Die Museumschefin Nurdan Drignath rechnet daher auch mit Hunderten Besuchern. Nicht ohne Grund: der Ruf des Hauses ist gut, und größere Haitzinger-Ausstellungen sind rar. Zuletzt war eine solche von Mai bis August 2015 im Museum Industriekultur in Nürnberg zu sehen.

Dass es dem Fleischermuseum gelungen ist, Haitzinger für eine Einzelausstellung zu gewinnen, ist kein Zufall. „Es gibt bereits seit der Eröffnung des Museums eine Verbindung zu Horst Haitzinger“, erzählt Drignath. Kurt Nagel, der Vorsitzende des Vereins Deutsches Fleischermuseum, habe schon damals Arbeiten von Haitzinger in seiner Sammlung von Cartoons und Karikaturen mit Tiermotiven gehabt. Vier Haitzinger-Arbeiten finden sich im Bestand des Museums. Bei diversen Ausstellungen im Haus zu unterschiedlichen Anlässen sei Haitzinger zudem vertreten gewesen. Es habe also auf der Hand gelegen, eine Einzelausstellung mit ihm zu machen.

Aus 110 zur Verfügung gestellten Karikaturen 90 für die Schau ausgewählt

Für die von ihr kuratierte „Denkzettel“-Ausstellung hat Drignath aus 110 originalen Karikaturen, die Haitzinger zur Verfügung gestellt hatte, 90 für die Schau ausgewählt und thematisch gruppiert. Die jüngsten Arbeiten sind erst wenige Monate alt. So etwa eine Karikatur mit Seehofer, der einem Ziegenbock mit dem Konterfei der Bundeskanzlerin vorhält, wie erfolgreich die AfD bei den jüngsten Wahlen war und das Tier anherrscht: „Auffressen, aber Dalli!!!“. Der Titel der Arbeit: „Die Sündenböckin!“ Daneben sind Cartoons sowie Drucke großformatiger Gemälde zu sehen, die Haitzinger in altmeisterlichem Stil auf die Leinwand gebannt hat.

„Wir haben hier im Haus glücklicherweise viel Platz für die Präsentation solcher Arbeiten“, sagt Drignath. Sie hofft, mit der Schau nicht nur viele Liebhaber von Karikaturen und Cartoons, sondern auch die Lokalpolitik von der Bedeutung des Hauses mit seinen Sonderausstellungen überzeugen zu können. Zwar sieht die Museumsleiterin die Zukunft des Hauses derzeit nicht in Gefahr, auch wenn die Schließung des Hauses – nach einem Antrag der SPD-Gemeinderatsfraktion im Dezember 2014 – zur Debatte stand. Denn ihres Wissens nach hat eine Befragung der Böblinger zum Kulturangebot in der Stadt ein positives Ergebnis für die Museen gebracht. Die Auswertung laufe aber noch, erst Anfang des nächsten Jahres sollen detaillierten Ergebnisse vorliegen. Die dürften vor allem Drignaths Nachfolger interessieren, schließlich will sie die Museumsleitung 2017 altershalber abgeben. Angesichts des großen Zuspruchs, dessen sich vor allem die Sonderpräsentationen erfreuen – zuletzt kamen mehr als 2000 Besucher zu einer Äffle-und-Pferdle-Schau – ist Nurdan Drignath überzeugt, dass „diese Ausstellungen so fortgesetzt werden“.

In München wird über ein Museum für Karikaturen und Cartoons nachgedacht

„Das nächste Museum für Karikaturen ist in Basel“, sagt Drignath. Frankfurt am Main hat mit dem Caricatura-Museum für komische Kunst im Leinwandhaus einen Ausstellungsort, in dem kräftig gelacht werden darf. Und in München denke man darüber nach, das kulturelle Angebot mit einem Museum für Karikaturen zu bereichern, berichtet Drignath. Sollte München eines Tages ein Museum für Karikaturen eröffnen, würde Böblingen die kunstvoll-humorige Mitte zwischen der bayerischen Hauptstadt, Frankfurt und Basel bilden. Der Grundstein dafür ist lange gelegt.