Die Ausstellung „Augenweide“ zeigt Landschaftsfotos in freier Natur – und beweist, dass auch Bäume und Wiesen als Galerie taugen können.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Welzheim - Auf den ersten Blick scheint eine Open-Air-Ausstellung mit Landschaftsbildern irgendwie widersinnig: Nach draußen gehen, um Natur anzusehen – obwohl echte Flora und Fauna zum Greifen nah sind? Die Macher der Fotoschau „Augenweide“ sehen darin offensichtlich keinen Widerspruch: Seit Anfang des Monats stehen 20 große Bildtafeln im Welzheimer Stadtpark. Die Motive wurden alle im Schwäbischen Wald aufgenommen. Federführend bei der Ausstellung ist die Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald. Sie hat anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens neun Fotografen gebeten, die Vielfalt der Region künstlerisch darzustellen. Erstmals gezeigt worden war die Wanderausstellung im Frühsommer in Vordermurrhärle. Sie wurde gemeinsam mit dem Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald konzipiert und mit Geld vom Land Baden-Württemberg, der Lotterie Glücksspirale und der EU gefördert.

 

Den Besuchern gefällt die Idee der Open-Air-Ausstellung

Wobei „Wanderausstellung“ in diesem Fall sogar im doppelten Wortsinn zu verstehen ist: Die Ausstellungsorte wechseln und dank doppelter Anfertigung der Bilder kann die Schau an zwei Orten gleichzeitig gezeigt werden. Außerdem ist sie als Ziel für Wanderer ausgelegt: In Welzheim beispielsweise locken unter anderem ein geologischer Pfad, ein Planetenweg, ein Mühlen- und ein Limeswanderweg, ein Bahnerlebnispfad sowie Touren zum Aichstrut- oder zum Ebnisee. Auch bei den noch folgenden Ausstellungsorten lässt sich ein Besuch mit einer Wanderung verbinden.

Doch funktioniert sie nun eigentlich, die Naturausstellung an der frischen Luft? Während Vogelgezwitscher und Blätterrauschen die Bilder untermalen, schauen sich am Freitagnachmittag zwei Damen die Fotos an und sind angetan. „Die Ausstellung ist ganz toll“, meint die eine, „wir kommen aus der Gegend und erkennen viele der gezeigten Orte wieder.“ Ihre Begleiterin findet die Idee zur Open-Air-Ausstellung auch sehr passend: „Wir gehen ohnehin oft nach draußen – aber vielleicht werden durch die Ausstellung ja auch die Menschen auf die Natur aufmerksam, die sonst nicht so oft im Wald sind.“

Der Fotograf ist stolz auf die Möglichkeit, seine Bilder zu zeigen

Unter den Fotografen, die ihre Werke auf den großformatigen Bildtafeln bewundern dürfen, ist der Murrhardter Stefan Bossow. Drei seiner Fotos stehen derzeit im Welzheimer Stadtpark: eine Nachtansicht der Heinlesmühle bei Alfdorf, eine Nahaufnahme von Flaschenstäublingen im Wald sowie ein Bachlauf – per Langzeitbelichtung verwischt das Wasser zu milchig-weißen Formen. Die Aufnahmen gehörten zu seinen weniger komplizierten, erklärt der Fotograf: „Ich mache auch oft sogenannte Composings, die aus mehreren Bildern zusammengesetzt sind.“ Ihm komme es oft weniger auf journalistische Wiedergabe der Realität an als auf den kreativen künstlerischen Ausdruck. Mit der Landschaftsfotografie hat aber alles angefangen für den Informatiker. Seit 1989 fotografiert er, im Jahr 2012 hat er sich mit der Fotografie und Webdesign selbstständig gemacht. „Meine Bilder so groß in der Ausstellung zu sehen, macht mich schon relativ stolz – das zeigt ja, dass man so schlechte Bilder nicht macht.“