Schüler mehrerer Gymnasien treffen in der Jörg-Ratgeb-Schule den Autor ihrer Pflichtlektüre fürs Abi. Peter Stamm liest aus seinem Roman „Agnes“.

Stuttgart-Neugereut - Das war natürlich ein maßgeschneiderter Empfang für Peter Stamm, diese taufrisch gehängte Schau mit fiktiven Filmplakaten zu seinem Roman „Agnes“ in der Jörg-Ratgeb-Schule. Und auch die Trailer, die drinnen in Endlosschleife liefen, hatten es Stamm angetan: „Man merkt, was ihnen wichtig war am Buch und dass sie Spaß daran hatten, die Geschichte in ihrer eigenen Fantasie kreativ auszuspinnen.“ Dass er den Ergebnissen „professionelle Qualität“ zuschrieb, war nebenbei auch ein Kompliment ans Kunstprofil des Neugereuter Gymnasiums an der Verbund-Schule. Wobei der Deutschlehrer Stefan Lempp, der mit seiner Kollegin Karoline Michel die Begegnung mit dem Autor bewerkstelligt hatte, auch diesen Mehrwert im Blick hatte: „Übers Erleben des Autors für das Buch und für Literatur Interesse wecken.“

 

Das Interesse am Autor selbst war in den 70 Minuten von Gespräch und Lesung mit Händen zu greifen. Jedenfalls folgten die 120 Elft- und Zwölftklässler, darunter einige vom Albertus-Magnus- und vom Keppler-Gymnasium in Cannstatt, Stamm sehr aufmerksam. Den freute es, „dass so viele mein Buch lesen, auch wenn es nicht freiwillig ist“. Klar, damit hatte er den vollen Saal sofort auf seiner Seite.

Schüler sprechen von einer tollen Erfahrung

Aber Stamm war nicht auf Pointen aus. Das Leise, Anti-Expressive, Sensible seiner nicht rhetorisch prangenden, sondern mit Klarheit leuchtenden Prosa zeigte sich auch beim Auftritt. Und in der Behutsamkeit und im warmen Unterstrom, mit der er die Fragen beantwortete. Auch in dem Satz: „Ich muss meine Figuren mögen.“ Und so wie er sich beim Schreiben „vorwärts tastet“, so wollte er nun auch keine fertigen Antworten liefern. Nicht einmal zum offenen Schluss des Buches. Wichtiger fand er: „Dass Sie als Leser eine Erfahrung machen, dass das Buch etwas in Ihnen auslöst. Mindestens 50 Prozent kommen von Ihnen, wenn Sie Emotionen und eine Beziehung zum Text entwickeln. Das ist dann Ihre Freiheit.“

Und was haben die Schüler gesagt? Daniel fand Peter Stamm „sehr warmherzig und sympathisch“. Sein Vorlesen sei „wie ein kleiner Film im Kopf“ gewesen. Für Paul war es interessant, „wie er die Figuren beim Schreiben entwickelt“, Mia war fasziniert vom „offenen gedanklichen Ansatz, auch nach vielen Jahren“, und für Lucas war es „einfach eine tolle Erfahrung, zu sehen, wer hinter dem Buch steckt“.