Im September kommenden Jahres soll der Waldorfkindergarten in Backnang bezugsbereit sein. Das märchenhafte Gebäude des verstorbenen Architekten Imre Makovecz lockt schon als Rohbau Schaulustige an.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Das märchenhaft anmutende Gebäude, das der 2011 verstorbene ungarische Stararchitekt Imre Makovecz entworfen hat, ist noch gar nicht fertig. Trotzdem pilgern immer wieder Schaulustige nach Backnang in die Hohenheimer Straße, wo der Neubau des Waldorfkindergartens entsteht.

 

Jetzt haben die Arbeiter einen wichtigen Meilenstein erreicht: zusammen mit den Kindergartenkindern, den Erzieherinnen und einigen Eltern wurde das Richtfest gefeiert. Der Rohbau steht, die beeindruckende Dachkonstruktion mit mehreren Türmchen ist schon gut zu erkennen. Der Neubau mit einer sogenannten Haus-im-Haus-Architektur, der rund zwei Millionen Euro kostet, soll Ende Juni nächsten Jahres fertiggestellt und im September bezugsbereit sein, pünktlich zum Beginn des neuen Schuljahr.

Imre Makovecz hat in Ungarn viele öffentliche Gebäude entworfen, zum Beispiel Kirchen und Kulturzentren, aber auch Privathäuser. Zu seinen bekanntesten Werken gehört der ungarische Pavillon auf der Expo 1992 in Sevilla. Der Architekt hat den Baustoff Holz bevorzugt, seine Bauweise bezeichnete er als „organisch“. Er sagte, seine Gebäude seien „Lebewesen“, Modell stehe immer die Lebenswelt. Markovecz wurde für seine Entwürfe mehrfach ausgezeichnet, er war Mitglied der internationalen Bauingenieurakademie und Präsident der Ungarischen Kunstakademie. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ nannte Markovecz’ Stil eine „Architektur der Freiheit“, die an die Gotik erinnere.

Jetzt also bekommt die Murrmetropole den vermutlich letzten Bau, den der Architekt entworfen hat. Wie nur konnte das passieren? Der kleine Trägerverein des Waldorfkindergartens – und mit ihm die Stadt – hatten schlicht Glück. Denn der Vater eines Kindergartenkinds kannte den Mann mit dem Faible für die Anthroposophie. Markovecz, heißt es, habe oft aus dem Bauch heraus entschieden. Er war offenbar leicht zu überzeugen, einen Kindergarten für die schwäbische Provinz zu entwerfen.

Für den 1983 gegründeten Trägerverein ist der Neubau ein wahrer Kraftakt. Er muss knapp 350 000 Euro an Eigenmitteln aufbringen. Man hat einen so genannten Fundraiser beauftragt, seit vielen Monaten läuft die Spendenkampagne.