Bettina Wilhelm, die für die SPD als OB ins Stuttgarter Rathaus einziehen will, hat sich im „Kulturgespräch“ zur Kulturszene in Stuttgart geäußert. Sie findet, der Landeshauptstadt mangelt es an „Räumen, wo Experimente möglich sind“.

Stuttgart - Bettina Wilhelm, die parteilose Kandidatin der SPD für das Amt des Stuttgarter Oberbürgermeisters, will die Kultur im öffentlichen Raum stärken. „Es gibt keinen besseren Zugang zur Kultur als den öffentlichen Raum“, sagte Wilhelm am Dienstag im Kunstgebäude, wo sie sich als dritte der Stuttgarter OB-Kandidaten auf Einladung der sogenannten sachkundigen Bürger des Kulturausschusses einem „Kulturgespräch“ stellte. Nach der Ansicht der Ersten Bürgermeisterin von Schwäbisch Hall, die dort unter anderem für die Kultur zuständig ist, mangle es in Stuttgart an „Räumen, wo Experimente möglich sind“. Bettina Wilhelm fordert: „Lasst uns im Schlossgarten ‚ich weiß nicht was‘ machen.“

 

Als Stärken der Stuttgarter Kultur nannte Bettina Wilhelm das Staatstheater, die Staatsgalerie und das Kunstmuseum sowie „die vielen tollen Kleinkunstbühnen“. Als Schwäche bezeichnete sie es, dass die Kulturmeile und der Schlossgarten „durchtrennt von einer Straße“ sind.

„Vernetzung der Akteure“

Auf die Fragen von Petra von Olschowski, der Rektorin der Kunstakademie, und Christian Dosch, dem Leiter der Film Comission Region Stuttgart, nach Wilhelms eigenen kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen antwortete die Kandidatin eher allgemein: „Das Thema Zugänge ist mir eine Herzensangelegenheit.“ Auch die „Vernetzung der Akteure“ sei ihr wichtig. Nach Ansicht von Wilhelm müsse Kultur „Spuren hinterlassen, zum Nachdenken anregen und Impulse setzen“. Auf die Frage aus dem Publikum, wie dies bei stagnierender öffentlicher Kulturfinanzierung, aber steigenden Ausgaben zu gewährleisten sei, zitierte Wilhelm den Theaterhaus-Intendanten Werner Schretzmeier, der ihr gesagt habe: „Mit einer Million Euro könnte man die kleinen Bühnen in der Stadt auf die Beine bringen.“ Allerdings erklärte Wilhelm auch: „Es wäre unlauter zu sagen: Ich stelle Ihnen eine Million zur Verfügung.“ Sie selbst werde im Fall ihrer Wahl oft bei Kulturveranstaltungen präsent sein, und sie versprach, bei Unternehmen für Kulturförderung zu „trommeln“.

Man müsse, so Wilhelm, genau hinsehen, welchen Finanzbedarf Kulturinstitutionen eigentlich hätten. Bei der Klärung dieser Frage setze sie insbesondere auf die kulturellen Leitlinien für Stuttgart, an deren Erstellung auf Initiative der sogenannten sachkundigen Bürger seit zwei Jahren gearbeitet wird. Das Leitlinien-Projekt, das mittlerweile „Kultur im Dialog“ heißt, finde sie hervorragend, erklärte Wilhelm. Der „letzte Baustein“ der Leitlinien-Diskussion, die derzeit wegen fehlender Mittel auf Eis liegt, müsse „unbedingt angefügt“ werden. So wichtig Kultur sei – laut Wilhelm insbesondere als „entscheidender Baustein für Lebensqualität“ –, so wenig eigne sie sich als Wahlkampfthema. „Ich glaube, dass die Bürger mit dem Kulturangebot hier mehr oder weniger zufrieden sind“, sagte Wilhelm. Somit ergebe sich „kein Ansatzpunkt, groß etwas zu ändern“. Wenn die Ganztagsschule Realität werde, sei es jedoch wichtig, dass Kulturinstitutionen – etwa die Musikschule oder die Volkshochschule – „in die Schule reingehen“.

Termin: Am Dienstag, 31. August, sind um 18 Uhr die beiden OB-Kandidaten Hannes Rockenbauch ( SÖS und Die Linke) und Harald Hermann (Piratenpartei) zum „Kulturgespräch“ im Kunstgebäude eingeladen.