Zuerst sind die Bienen unterwegs, dann die Schnaken und im Spätsommer die Wespen: Gerhard Pfeifer vom Bund für Umwelt und Naturschutz rät zu einem besonnenen Umgang mit Stechtieren.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Die wärmeren Temperaturen steigern die Vorfreude auf Unternehmungen an der frischen Luft – damit einher geht meist die Frage, welche stechenden Tierchen denn schon unterwegs sind und ob es nach den ungewöhnlich regenreichen vergangenen Monaten mehr sein werden als im vergangenen Jahr.

 

Jetzt sind vor allem Bienen unterwegs

Antworten darauf hat Gerhard Pfeifer, der Regionalgeschäftsführer beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Stuttgart: „Derzeit sind vor allem Bienen unterwegs, sowohl die klassischen Honigbienen, aber vor allem die Wildbienen. Schnaken kommen erst im Mai“. Für Pfeifer gibt es viele gute Gründe, warum Bienen nicht einfach Bienen sind. Wildbienen sind selten und entsprechend geschützt – auch weil sie auf bestimmte Pflanzen spezialisiert sind, die sich in näherem Umkreis befinden müssen. Sie sehen quasi aus wie eine Miniausgabe der Honigbienen. „Da stechen nur die Weibchen. Aber das ist harmlos, das spürt man kaum“, sagt Pfeifer. Von Hummeln gehe eine größere Gefahr aus: „Die sollte man nach Möglichkeit nicht reizen“, rät der Experte.

Die Tigermücke ist in Stuttgart angekommen

Auf andere Stechtiere sollte man nach Ansicht von Pfeifer in den kommenden Wochen und Monaten vermehrt achten, wie etwa die asiatische Tigermücke. Pfeifer: „In und um Stuttgart herum sehen wir sie immer mehr in den letzten beiden Jahren. Vor allem bei Korntal und Weilimdorf seien viele entdeckt worden, aber Pfeifer will das nicht wirklich eingrenzen: „Wo stehende Gewässer sind, hält sich die Tigermücke gerne auf, auch bei künstlich geschaffenem stehenden Wasser, beispielsweise die Regentonne im Garten. Da sollte man eine Abdeckung drauf machen.“

Und nicht zuletzt gibt es die Zecken, vor allem den gemeinen Holzbock – ein Thema, das vor allem Hundebesitzern bekannt sein dürfte. Der Naturschützer rät: „Am besten man trägt lange Kleidung, vor allem lange Hosen“. Ansonsten schütze eine Impfung vor den Folgen eines Zeckenbisses. Das feuchte Wetter der vergangenen Zeit habe die Vermehrung der Zecken begünstigt.

Die Fressfeinde hegen und pflegen

Das gilt auch für Schnaken. „Ein paar legen schon im Frühsommer los. Aber die meisten werden erst im Mai oder Juni aktiv, die warten erst noch ab, ob ein paar Frosttage kommen“, sagt Pfeifer. Stuttgart ist bis jetzt noch nicht als so genannter Hotspot der Schnaken aufgefallen. Da sehe es etwa an einigen Uferabschnitten vom Bodensee oder im Rheingraben ganz anders aus, berichtet Pfeifer. Zusammengefasst heißt dies also für das erste Halbjahr: Die Bienen mögen es eher warm und trocken, Schnaken und Zecken eher feucht.

Als Gegenmaßnahme empfiehlt der BUND, vor allem die natürlichen Fressfeinde zu unterstützen. Das sind etwa Fledermäuse, Schwalben oder Mauersegler, letztere kann man inzwischen auch wieder in der Stuttgarter Innenstadt beobachten. Nistplätze für diese Tiere zu schaffen ist eine der Möglichkeiten. Dass solche Nisthilfen effektiv sind, beobachtet Pfeifer auch privat in seinem Garten.

Im Spätsommer kommen die Wespen

Mit Blick auf das zweite Halbjahr werden auch die Wespen zum Thema. „Trotz des stetigen Rückgangs gibt es noch immer vergleichsweise viele Obstbäume. Und wenn deren Früchte gereift sind, dann schalten die Wespen um von der Insektenvertilgung auf Obst“, sagt Pfeifer. Das gelte auch für Hornissen, die seien ebenso geschützt wie einige Wespenarten. Wer deren Nester entfernen will, muss die untere Naturschutzbehörde anrufen, denn dies ist Sache von Spezialisten. Aber das müsse auch nicht sein, so Pfeifer: „Eine friedliche Koexistenz von Mensch und Hornisse ist möglich.“

Generell stellt Pfeifer fest: „Die Menschen sind da toleranter als vor 15 oder 20 Jahren. Das Wissen um das Netzwerk der Natur ist heute viel verbreiteter als einst, die Zusammenhänge werden heute viel besser verstanden.“ Und was er auch schon beobachtet hat: „Manche sind richtig stolz darauf, dass sie Hornissen in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld haben.“