Software hat in jede Branche Einzug gehalten. Kein Auto, Rasenmäher oder Kühlschrank funktioniert ohne Vernetzung. Auch in der Medizin werden Computer zunehmend genutzt – als eine Art Zweitmeinung. Das wurde bei der Jahrestagung der Informatiker an der Stuttgarter Uni deutlich.

Stuttgart - Software bestimmt den Tagesablauf: Morgens klingelt der Funkwecker zappt,abends man durch das Fernsehprogramm. Dazwischen dominieren Smartphone und Computer. „Jedes neue Produkt geht inzwischen durch die Hände eines Software-Entwicklers“, sagt Dirk Wittkopp, Chef der Forschungssparte von IBM Deutschland auf der Fachtagung Informatik 2014 an der Uni Stuttgart. Software dominiert fast alles, sei es zur Erzeugung von Produkten, etwa bei der Steuerung von Fertigungsmaschinen, oder für den Endanwender als App auf dem Smartphone. Die informationstechnische Entwicklung geht immer weiter.

 

Nach dem Internet für die Menschen kommt das Internet für die Dinge: Die Maschinen sind untereinander vernetzt, geben Daten weiter und tauschen sich aus. Für den Informatiker Karsten Schweichhart von der Deutschen Telekom ist klar: „Die Veränderungen sind unaufhaltsam, unumkehrbar, und sie kommen schnell“. Die einen stimmt eine solche Einschätzung ob der Chancen neuer Technologien euphorisch, andere eher nachdenklich. Firmen werden zu IT-Unternehmen. Zwei Beispiele illustrieren den Wandel: Der Versandhändler Amazon dominiert den Online-Handel und spielt mit Buchhandel und Verlagen eine ganze Branche an die Wand. Noch schneller arbeitete sich das Start-up Uber hervor und fordert weltweit die Taxibranche heraus.

Die Forscher auf der Tagung gehören sicherlich zu der Fraktion, die die neuen Chancen von IT, Software und Überall-Internet ausloten und nutzen wollen. Unter dem Titel „Big Data – Komplexität meistern“ treffen sich derzeit etwa 1100 Informatiker auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik. Dass sich so viele Fachleute am Fachbereich für Informatik an der Uni Stuttgart über den Stand der Technik und Zukunftsoptionen austauschen, zeigt für den Tagungspräsident und Informatikprofessor Erhard Plödereder den Status von Stuttgart als führendem Informatikstandort.

„Big Data“ bezeichnet als neues Schlagwort die riesigen Datenmengen, die sich beim Vernetzen von Menschen und Dingen ansammeln. Die Sammelwut von Google ist bekannt und dient bei der Websuche dem direkten Verbrauchernutzen. Die Sammelleidenschaft des amerikanischen Geheimdienstes ist berüchtigt. Doch auch jedes Unternehmen sitzt auf einem Datenschatz. Firmen wie Daimler und Bosch haben daher längst begonnen, ihre IT-Systeme auf allen Ebenen zu verbinden. Intern lassen sich dadurch Produktionskosten sparen, extern neue Dienstleistungen dem Kunden anbieten, berichtet Michael Gorriz, Chefinformatiker von Daimler. Neue Fahrzeug von Mercedes Benz sind etwa ab diesem September mit dem Hersteller direkt über das Internet verknüpft. Daimler kennt damit die Fahrzeugzustände und kann dem Fahrer etwa Serviceleistungen je nach Bedarf anbieten.