Die Finanzwelt wird gerade kräftig umgekrempelt. Trotz andauernder Niedrigzinspolitik und dem Mega-Trend zur Digitalisierung ist es der Sparkasse 2016 erstmals gelungen, die Bilanzsumme auf mehr als zehn Milliarden Euro zu steigern.

Ludwigsburg - Keine Frage, die Finanzwelt wird gerade kräftig umgekrempelt. Auch die Kreissparkasse (KSK) Ludwigsburg müsse auf die andauernde Niedrigzinspolitik, veränderte gesetzliche Vorgaben und den Trend zur Digitalisierung reagieren und gewohnte Geschäftsmodelle den neuen Anforderungen anpassen, sagte der KSK-Vorsitzende Heinz-Werner Schulte in der jährlichen Bilanzpressekonferenz. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen aber sei es der Sparkasse 2016 erstmals gelungen, die Bilanzsumme auf mehr als zehn Milliarden Euro zu steigern.

 

Automaten im Radius von zehn Autominuten

Viel Gegenwind an der Basis bekommen die Banken zurzeit vor allem dann zu spüren, wenn sie weitere Filialen schließen oder Geldautomaten abbauen. So jüngst etwa im Ludwigsburger Stadtteil Neckarweihingen oder in Steinheim-Höpfigheim. Die Sparkasse könne nicht nur den Service im Auge behalten, sie sei den Kunden und Anteilseignern gegenüber auch dazu verpflichtet, wirtschaftlich zu handeln, erklärte das Vorstandsmitglied Dieter Wizemann. Am Ende stimmten die Kunden mit den Füßen ab: „Inzwischen werden 70 Prozent der Geldgeschäfte online abgewickelt.“ Darauf müsse man reagieren. Tatsächlich ist die Zahl der Mitarbeiter im vergangenen Jahr auf 1613 gesunken, 2015 waren es noch 1738. „Trotzdem zählt die KSK weiterhin zu den größten Arbeitgebern und Ausbildern im Kreis“, sagte Wizemann.

Die Sparkasse achte darauf, dass auch weiterhin in jeder Kommune des Kreises mindestens ein SB-Zentrum aufrecht erhalten bleibe, sagte Schulte. Im Übrigen gelte der Grundsatz, dass jeder Kunde im Radius von zehn Autominuten einen Bankautomaten erreichen können müsse.

Die Deutschen bevorzugten Bargeld als Zahlungsmittel, darum müsse die flächendeckende Versorgung damit gewährleistet sein, sagte Wizemann. Die KSK biete deshalb nun auch Händler-Kooperationen an. Gestartet in einem Pilotversuch in Marbach-Rielingshausen, solle dieser Bargeldservice in Kleinbottwar fortgesetzt werden. Weitere Orte werden folgen. Es funktioniert ähnlich wie schon bisher bei Handelsketten wie Rewe oder Lidl: Wer für einen gewissen Betrag einkauft, kann sich einen größeren Bargeldbetrag auszahlen lassen.

Im Gegenzug werde das digitalisierte Angebot weiter ausgebaut, sagte Wizemann und spricht von einem „Mega-Trend“. Wurden bei der KSK 2015 insgesamt 105 000 Teilnehmer gezählt, waren es 2016 schon 116 000. Überdies seien dank neuer Apps die Login-Daten in die Höhe geschnellt: von zehn Millionen im Jahr 2014 auf 18,5 Millionen im vergangenen Jahr. „Ein Hinweis darauf, dass digitale Dynamik den Lebensbereich Banking tief greifend verändert“, sagte Wizemann.

Schützenhilfe bei Auslandsgeschäften

Um die Attraktivität des Online-Banking zu erhöhen, gebe es nun auch Angebote wie Kwitt oder die Fotoüberweisung. Mit Kwitt können Bankkunden jederzeit Beträge bis zu 30 Euro von Smartphone zu Smartphone transferieren, während es bei der Fotoüberweisung nur noch nötig ist, die Rechnung abzulichten: die Rechner der Bank finden dann alle nötigen Angaben von der IBAN des Empfängers bis zum Geldbetrag und der Rechnungsnummer. „Das ist natürlich eine enorme Zeitersparnis“, sagte Wizemann.

Nachdem der Aktienhandel wegen der Krise in China schlecht ins Jahr 2016 gestartet war, habe sich die Lage dort bald beruhigt, sagte Schulte. In der zweiten Jahreshälfte sei das Interesse an Wertpapieren wieder deutlich angestiegen. Und offenbar träfen die Kunden ihre Anlageentscheidung „erst nach fundierter Beratung“ durch die Bank, sagte Schulte. Die Zahl der Depots sei um 1100 Stück gestiegen.

Gestiegen sei auch die Nachfrage nach Vermögensverwaltungen oder der Testamentsvollstreckung. Außerdem sei die KSK in der Lage, Unternehmen auch bei schwierigen Auslandsgeschäften – etwa mit dem Iran – Schützenhilfe zu leisten, sagte das Vorstandsmitglied Thomas Raab.