Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Die Einwände aus der Partei, vor allem aus ihrem eigenen Landesverband, wertet Schavan als "Debatte vor der Debatte". Sie seien zu einem Zeitpunkt vorgetragen worden, als der Leitantrag nur im Rohentwurf vorlag. Im Übrigen empfehle sie jedem CDU-Kollegen zu "wissen, dass die Gegner woanders stehen als in der eigenen Partei".

 

Aus deren Bauch ist jedoch lautes Grummeln zu vernehmen. Der "Gesamtduktus" des bildungspolitischen Grundsatzpapiers sei "optimierungsfähig", bemängelt ein Mitglied des Parteivorstands. Auch die nachgebesserte Fassung hält er noch nicht für mehrheitsfähig, jedenfalls "nicht in dem Sinne, dass wir hinter jedem Punkt und Komma stehen". Das Papier sei durch einen "zu sehr zentralistischen Ansatz" geprägt, "es atmet nicht den Geist des Bildungsföderalismus". Der CDU-Mann ist offenbar auch von der Art und Weise genervt, wie diese Reformdebatte inszeniert wurde: "Da wird wieder von oben nach unten etwas durchkartätscht." Das erinnere fatal an die von der CDU-Chefin Angela Merkel höchstpersönlich verordneten Atomwende. Neben dem Thema Hauptschule führen auch andere Stichworte zu Verdruss, zum Beispiel der von Schavan formulierte Satz: "Das letzte Kindertagesstättenjahr soll in ein verpflichtendes Vorschuljahr umgewandelt werden." Er wurde vom Bundesvorstand in einen Prüfauftrag abgewandelt. Ein Mitglied des Gremiums wettert: "Das kommt einer Entmündigung der Eltern gleich."

Solche Kritiker werden sich bestätigt fühlen durch das Echo, das die CDU-Debatte auslöste. Die Grünen ermuntern die Kanzlerinnenpartei zu weiteren bildungspolitischen Kurskorrekturen. Nach jahrzehntelangen Kämpfen bewege sich die Union endlich in der Schulpolitik, sagte Grünen-Chef Cem Özdemir. Sie stehe aber noch am Anfang der Entwicklung. Wohin diese führen wird, entscheidet der Parteitag Mitte November in Leipzig.