Nach dem Bau der Bundesstraße beginnt im Zuge der Flurbereinigung ein Mammutverfahren. 1400 Landbesitzer mit insgesamt 700 Hektar Fläche sind betroffen. Für die benötigten Wiesen und Äcker hat der Bund 440 000 Euro bezahlt.

Böblingen - Der Neubau der zwischen Böblingen und Renningen ist zwar bereits seit April 2014 beendet, doch nun geht es für die Grundstücksbesitzer entlang der Strecke ans Eingemachte. Links und rechts der neuen Trasse wird bald nichts mehr sein, wie es einmal war. In einem sogenannten Flurbereinigungsverfahren müssen 4200 Flurstücke auf einer Gesamtfläche von 700 Hektar neu verteilt werden. Betroffen sind 1400 Eigentümer. Rund 500 von ihnen besuchten am Donnerstagsabend eine Informationsveranstaltung des Landratsamts im Maichinger Bürgerhaus.

 

Den Stein ins Rollen brachten die Planer im Stuttgarter Regierungspräsidium (RP), die den Ausbau der B 464 flächenmäßig berechneten. Für die Straße selbst wurden 35 Hektar benötigt. Um ein ökologisches Gegengewicht für die Asphaltierung der Natur zu schaffen, wurden 15 Hektar als Ausgleichsflächen ausgewiesen – zum Beispiel für Biotope. Einen großen Teil der benötigten Wiesen und Äcker hat der Bund den bisherigen Besitzern abgekauft, an Entschädigungen wurden bisher insgesamt rund 440 000 Euro bezahlt. Nach Angaben des Amts für Vermessung und Flurneuordnung im Landratsamt sind die Grundstücke pro Quadratmeter zwischen 1,50 und acht Euro Wert. Die Qualität des Bodens haben landwirtschaftliche Sachverständige ermittelt und unterschiedliche Güteklassen festgelegt.

Nicht alle wollten ihr Land abtreten

Nicht alle der Grundstückseigentümer wollten jedoch ihr Land abtreten und waren mit den Vorgaben der Flurbereiniger im Landratsamt nicht einverstanden. Gegen die sogenannte vorläufige Anordnung der Böblinger Behörde „gab es einige Widersprüche“, sagt Wiebke Höfer, die Pressesprecherin des Landratsamts. Letztlich lenkten die Grundstückseigentümer aber offenbar ein. „Es hat keiner vor Gericht geklagt“, resümiert Höfer, das Widerspruchsverfahren habe also abgeschlossen werden können.

In Absprache mit dem Regierungspräsidium hat laut Höfer wiederum das vormals zuständige Amt für Flurneuordnung und Landentwicklung in Kirchheim (Kreis Esslingen) im Jahr 2004 das Einzugsgebiet für die Flurneuordnung bestimmt – jene 700 Hektar mit deren 1400 Eigentümer. Weil zum Beispiel auch Baustelleneinrichtungen für die drei Abschnitte nötig waren, in denen die neue Trasse errichtet wurde, oder etwa weil Zufahrtswege für die Fahrzeuge Äcker und Wiesen durchkreuzten. Zudem bedurfte es genügender Flächen für eine künftige Neuzuteilung

Fragebogenaktion bis Ende Februar

„Wir werden dabei gerecht vorgehen“, versicherte Peter Scholl, der Leiter des Böblinger Vermessungsamts, „niemand soll benachteiligt werden.“ Das gelte auch für landwirtschaftliche Nutzflächen. Scholl nahm damit einer Landwirtin etwas den Wind aus den Segeln, die als Einzige während des Informationsabends auf einen aus ihrer Ansicht gravierenden Missstand hinwies. Sie baue Raps an, und wenn ihr nicht eine adäquate Ersatzfläche zur Verfügung stehe, erfülle sie die EU-Bestimmungen nicht, die eine gewisse Qualität des Bodens verlangten. Sie würde dadurch weniger Erlöse für ihren Raps erzielen.

In einer Fragebogenaktion können nun bis Ende Februar sämtliche Grundstücksbesitzer ihre Wünsche äußern, welche Flächen sie im Tausch übernehmen würden. Sobald alle Angaben vorliegen, kann mit der Neuverteilung begonnen werden. Tillmann Faust vom Böblinger Vermessungsamt stellte aber auch klar: „Sie müssen bereit sein, Kompromisse einzugehen.“