Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hat auf dem Kunstrasenplatz des VfB Stuttgart einen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Zur Bergung der Bombe am Dienstagabend musste auch die Bundesstraße 14 zeitweise gesperrt werden.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Rund um den Trainingsplatz des VfB Stuttgart, der direkt unter der B-14-Brücke liegt, ist es am Dienstagabend so ruhig gewesen wie selten. Von 18.40 Uhr an standen selbst die Räder auf der Bundesstraße still. Denn auf dem Sportplatz begann wenige Minuten später eine gefährliche Aktion: Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Baden-Württemberg entschärften dort einen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Um 18.49 Uhr griff der Munitionsarbeiter Sven Denneler zum Werkzeug. 18 Minuten später kam schon die Entwarnung über den Polizeifunk: Entschärft! Der Verkehr durfte wieder rollen, die Bombe wurde verladen und ins Depot des Kampfmittelbeseitigungsdienstes im Wald bei Sindelfingen abtransportiert.

 

„Es ist gut gelaufen“, sagte Sven Denneler wenig später, als er den unschädlich gemachten Blindgänger auf der Ladefläche eines Lastwagens präsentiert. Die Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes hatten bei einer Untersuchung des Kunstrasenplatzes am Martin-Schrenk-Weg, der saniert wird, die Bombe entdeckt. Gegen 11.30 Uhr stießen sie auf die amerikanische 50-Kilo Bombe, die sie als den Typ GP 100 lps mit dem mechanischen Zünder der Bezeichnung M 100 identifizieren konnten. Bis zur Entschärfung dauerte es aber noch. Aus Sicherheitsgründen muss bei Bomben dieser Größe im Radius von etwa 200 Metern um den Fundort alles evakuiert werden.

Kurz nach 18.30 Uhr war alles geräumt. und die Absperrungen standen. Auch wenn die VfB-Profis auswärts spielten, blieb der Verein nicht völlig verschont. „Das Teilzeitinternat, in dem die Jugendspieler unterrichtet werden und Hausaufgaben machen, unser Nachwuchsleistungszentrum und die Geschäftsstelle sowie das Restaurant 1893 liegen im Bereich, der geräumt wird“, sagte der VfB-Sprecher Stefan Klinger. Das Restaurant und die Geschäftsstelle schlossen um 17 Uhr. Mitarbeiter der Firma Mercedes-Benz sollten früher Feierabend machen, da mehrere Verwaltungsgebäude im Evakuierungsbereich lagen. Das Mercedes-Museum war ebenfalls betroffen. Das war allerdings die geringste Sorge der beteiligten Behörden, denn das Museum schließt an Werktagen bereits um 18 Uhr. Der Zeitpunkt der Evakuierung wurde vor allem auf den Feierabendverkehr abgestimmt. Die Bombe lag nämlich nahe an der Bundesstraße 14, auf einem Platz am Martin-Schrenk-Weg. Deswegen durfte der Verkehr auf der B 14 während der Entschärfung nicht rollen.

Mehrfach wurden bereits Bomben auf dem VfB-Gelände gefunden und geborgen, so große Auswirkungen auf den Straßenverkehr wie diesmal hat es laut den Behörden aber bislang nie gegeben.

Das Gelände sei von den Alliierten mehrfach überflogen und stark bombardiert worden, erläuterte Katja Lumpp, die Sprecherin des Regierungspräsidium (RP), zu dem der Kampfmittelbeseitigungsdienst gehört. Daher würden auf dem Gelände etliche sogenannte Verdachtspunkte liegen, an denen die Experten eingeschlagene Bomben vermuten. Die aktuell laufenden Bauarbeiten auf dem Trainingsplatz nutzten die Leute vom Kampfmittelbeseitigungsdienst, um das Gelände abzusuchen. Neben der nicht detonierten 50-Kilo-Bombe entdeckten sie noch eine zweite, einen sogenannten Zerscheller. „So nennt man Bomben, die entweder teilweise detoniert sind oder beim Auftreffen zerschellten“, erläuterte der Einsatzleiter Christoph Rottner.

„Auf dem VfB-Gelände war schon viel – Brandbomben, Zerscheller, Reste detonierter Bomben“, so die RP-Sprecherin. Die Verdachtspunkte machen die Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes auf Luftaufnahmen ausfindig, die ihnen die Behörden der Alliierten zur Verfügung gestellt haben. Wie viele Blindgänger noch in Stuttgarts Boden schlummern, ist nicht bekannt. Etwa 25 000 Bomben sollen über Stuttgart abgeworfen worden sein. Man rechne mit einer Quote von 15 bis 20 Prozent Blindgängern, erläutert die RP-Sprecherin. Da das aber ein Schätzwert sei, könne man keine genaue Zahl der noch verborgenen Blindgänger nennen. In diesem Jahr wurden – den Zerscheller mitgezählt – bereits 15 Bomben geborgen.