Der scheidende Dortmunder Trainer Jürgen Klopp wird bei Großclubs in halb Europa gehandelt. Noch hat er sich nicht über seine Zukunft für die neue Saison geäußert. Ist Manchester City der Favorit?

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Dortmund - Während der Trainer Jürgen Klopp oben auf dem Podium seinen Abschied nach sieben Jahren BVB einleitet, reift in Ben Bloom, dem Reporter des englischen „Telegraph“, unten im Auditorium eine Erkenntnis: „Hallo Kinder, ihr wisst, wenn euch euer Lehrer auffordert, Deutsch zu lernen – dann macht das einfach“, schreibt der verzweifelte Bloom in seinen „Live-Ticker“.

 

Der Journalist hätte anlässlich der Pressekonferenz zu Klopps Abschied nämlich liebend gerne etwas über die Chancen erfahren, den scheidenden Borussen-Coach umgehend in der Premier League begrüßen zu dürfen. Doch Ben Bloom („Wir haben hier ein kleines Problem. Es wird Deutsch gesprochen – und ich verstehe kein Wort“) kommt nicht mit, weil – anders als etwa vor Champions-League-Spielen üblich – diesmal in Dortmund keine Simultan-Übersetzung ins Englische geliefert wird.

Klopp ist weiter heiß auf Fußball

Was seine Zukunft nach dem Ende seiner Borussen-Ära mit zwei Meisterschaften, einem Pokalsieg und dem Einzug ins Champions-League-Finale von 2013 betrifft, hat Jürgen Klopp aber auch bei allen Autoritäten der deutschen Sprache nur in einem Punkt für Klarheit gesorgt: „Ich bin keineswegs müde“, stellte der 47-Jährige klar. Einige Medien hatten ihm zuvor bereits ein Sabbatical angedichtet, also eine Auszeit von einem Jahr à la Thomas Tuchel oder Pep Guardiola. Klopp dagegen ist weiter heiß auf Fußball, versicherte aber ebenso glaubhaft, bisher noch vor einer ungewissen Trainerzukunft zu stehen: „Da ist nichts geplant, nichts kalkuliert, nichts strukturiert“, sagte der „Kloppo“ – und heizte unbewusst die Gerüchteküche an.

Als der gebürtige Stuttgarter noch anfügte, ein Fußballtrainer könne nicht zwangsläufig gleich im Sommer mit einer Anschlussanstellung rechnen, da war das natürlich reine Koketterie. Selbstverständlich weiß Jürgen Klopp, dass er nun der weltweit gefragteste Clubtrainer ist. Nicht nur auf der britischen Insel, wo er sich durch diverse eloquente Interviews in Englisch hervortat („Mit seiner kraftvollen und anarchischen Art würde er die Liga aufmischen“, schrieb der „Mirror“), ist man heiß auf den Mann, der einst als Verteidiger des FSV Mainz 05 über die Zweitligafelder pflügte. Schon damals war Klopp klar, „dass ich ein Talent zum Trainer habe. Denn wie das Spiel funktioniert, wusste ich schon früh etwas besser als viele andere.“

Blickt man auf die Bundesliga, käme für Klopp nur der Wechsel zum FC Bayern keinem Abstieg gleich. Doch dort hat man Pep Guardiola, der wohl selbst bei einem Scheitern in der Königsklasse gegen den FC Porto weitermachen würde. Schließlich bietet sich dem Katalanen – Bastian Schweinsteiger, Arjen Robben und Franck Ribéry werden nicht jünger – vielleicht nur noch diese oder nächste Saison die Chance, mit den Münchnern zum großen Wurf auszuholen. Selbst wenn Guardiola ginge, um etwa beim FC Barcelona Clubpräsident zu werden, wäre da noch Matthias Sammer. Mit dem FCB-Sportvorstand hat sich Klopp („An Sammers Stelle würde ich jeden Morgen Gott danken, dass jemand auf die Idee gekommen ist, mich dazu zu nehmen“) derart beharkt, das ein Miteinander undenkbar erscheint.

Ein Flirt mit Manchester United?

Gut möglich also, dass die Spur des Mannes aus Glatten im Landkreis Freudenstadt tatsächlich auf die Insel führt. Gerüchte besagen, hier hätte der 47-Jährige im vorigen Sommer angeblich schon gerne bei Manchester United angeheuert. Aber man ließ ihn beim BVB nicht ziehen – und der Niederländer Louis van Gaal bekam den Job.

„Ich weiß, dass ihn die Scheichs von ManCity mit Kusshand nehmen würden“, sagt der Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann, der für Newcastle United, den FC Liverpool und eben für Manchester City spielte und unter Premier-League-Fans als „The Didi Man“ Kultstatus genießt. Tatsächlich steht der Trainer Manuel Pellegrini nach Platz vier vor dem Rauswurf, doch der Sportdirektor der Citizens, Txiki Begiristain, so spekulieren englische Blätter, soll Pep Guardiola bevorzugen. Mit ihm hat er bei Barça zusammen gespielt – und ihn dort auch 2008 zum Cheftrainer befördert.

„Ehrlich gesagt, finde ich diesen Zirkus ein bisschen zum Lachen“, sagte der Franzose Arsène Wenger, seit 2004 beim FC Arsenal, auf die Frage, ob Klopp sein möglicher Nachfolger sein könne. Bleibt die Option Real Madrid, wo Carlo Ancelotti wackelt, wohingegen Italien (etwa der SSC Neapel, der einen Nachfolger für Rafael Benitez sucht), unwahrscheinlich ist. „Vielleicht sollte ich erst mal die Sprache lernen“, sagte Klopp neulich, „bevor ich über einen Wechsel nachdenke.“ Englisch kann er schon.