Bosch arbeitet intensiv an der Batterie der Zukunft – sogar zweigleisig. Das findet StZ-Autor Michael Heller richtig und wundert sich, warum sich die Automobilhersteller in diesem Bereich so zurückhalten.

Stuttgart - Mittlerweile sind sich in der deutschen Autoindustrie alle einig, dass das Elektroauto spätestens in zehn Jahren den Durchbruch schaffen wird. Der Wandel stellt Hersteller wie Zulieferer vor enorme Herausforderungen. Wer Teile herstellt, die im E-Auto nicht gebraucht werden – zum Beispiel Getriebe –, hat die größten Probleme, aber entlang der Wertschöpfungskette müssen sich alle fragen, womit sie künftig noch ihr Geld verdienen wollen. Denn das Elektroauto wird mit weniger Teilen als ein Auto mit Verbrennungsmotor gebaut werden können und dürfte insgesamt eine deutlich geringere Wertschöpfungstiefe haben.

 

Für einen Hersteller ist die Last womöglich zu schwer

Wie also wollen sich die Hersteller differenzieren, nur über das Design? Zufrieden stellende Antworten gibt es noch nicht. Klar ist aber, dass die Batterie die wichtigste Komponente des E-Autos ist. Insofern ist es logisch, dass sich Bosch nicht nur mit der Batterie selbst befasst, sondern auch mit deren Kern, der Batteriezelle. Die etablierten Autohersteller wollen das nicht, sie haben vor den asiatischen Elektronikkonzernen kapituliert, die den Weltmarkt beherrschen; die Manager trösten sich damit, dass bei der nächsten Batteriegeneration die Karten neu gemischt werden. Sie verhalten sich wie Reisende auf dem Bahnhof, die gerade einen Zug verpasst haben, aber wissen, dass irgendwann der nächste Zug kommen wird.

So funktioniert die Industrie aber nicht. Wer die Zellenfertigung einmal aufgegeben hat, wird auch bei der nächsten Generation sofort im Hintertreffen sein – und erneut auf eine gewiss teure Aufholjagd verzichten. Bosch macht es anders, fährt sogar zweigleisig und arbeitet an Lithium-Ionen-Batterien ebenso wie an Alternativen. Ob die Stuttgarter wirklich in die Massenproduktion einsteigen werden, ist trotzdem offen. Aus den Worten von Bosch-Chef Volkmar Denner zu dem Thema ist mehr Skepsis als Zuversicht herauszuhören gewesen. Kein Wunder, es geht um sehr viel Geld; um mehr Geld sogar als bei dem gescheiterten Ausflug in die Solarbranche. Womöglich ist das Risiko für ein einzelnes Unternehmen wirklich zu groß. Warum aber die Autobauer (Ausnahme: Tesla), die gegenwärtig so glänzend verdienen, auf die Absicherung der Zukunft verzichten, ist unverständlich.