Das Wahlergebnis im Wahlkreis Ludwigsburg ist deutlich: Steffen Bilger gewinnt mit großem Abstand für die CDU das Direktmandat. Ingrid Hönlinger (Grüne) fliegt aus dem Bundestag.

Ludwigsburg - Es gibt einen strahlenden Gewinner und viele Verlierer an diesem Abend im Wahlkreis Ludwigsburg. Im Brauhaus aber müssen die Anhänger der CDU Geduld an den Tag legen. Denn für Steffen Bilger beginnt der offizielle Wahlabend nicht in seinem Wahlkreis. Er erlebt Prognosen und erste Hochrechnungen dort, wo die Fernsehkameras stehen: im Stuttgarter Landtag. Als Bezirksvorsitzender ist er dort. Kurz vor 19 Uhr kommt der Mann bei seinen Wahlhelfern an, der schon 2009 als Newcomer das Direktmandat geholt hat. Applaus brandet auf.

 

Nach der Hochrechnung brandet Jubel auf

Und dann kommt die Hochrechnung im Fernsehen, die sagt, dass die Christdemokraten die absolute Mehrheit im Bund errungen haben. „Damit haben wir ja überhaupt nicht gerechnet“, sagt Bilger. „Ich würde mir eine klare bürgerliche Mehrheit wünschen“, sagt er – trotz der Freude darüber, dass es nun offenbar auch ohne die FDP im Bund zu einer regierungsfähigen Mehrheit reicht. Doch in die Freude mischt sich auch das Bedauern, dass sein Wahlkreis nur noch durch seine Person in Berlin vertreten sein wird. Denn die grünen Verluste versperren Ingrid Hönlinger den Wiedereinzug ins Parlament. „Das tut mir für sie persönlich sehr leid“, trotz aller politischen Differenzen habe man für den Wahlkreis Ludwigsburg gut zusammengearbeitet.

Zu behaupten, die Grünen hätten keinen Grund zum Jubel, wäre falsch. Drei Minuten vor der ersten Hochrechnung trifft Hönlinger bei ihrer Wahlparty am Ludwigsburger Marktplatz ein, und als das FDP-Ergebnis auf der Leinwand erscheint, ballen einige der 30 Anwesenden im Saal die Fäuste. Die Ernüchterung lässt nicht lange auf sich warten, denn auch die Zahlen der Grünen bleiben weit hinter den Erwartungen zurück – was für Hönlinger persönliche Konsequenzen mit sich bringt. Nach vier Jahren im Bundestag muss sich die 49-Jährige beruflich neu orientieren. Die Enttäuschung kann sie nicht verbergen, aber Hönlinger bleibt Profi. Wie es nun für sie selbst weitergeht? Sie werde nun erst mal nach Berlin fliegen, dort werde das Wahlergebnis in den Gremien analysiert, sagt die Rechtsanwältin. „Dann sehe ich weiter.“

Der FDP-Kandidat fordert neues Spitzenpersonal

„Heute läuft es schlecht, aber ich muss jetzt auf Kurs bleiben“, kommentiert der FDP-Kandidat im Wahlkreis Ludwigsburg, Alexander Deicke, das Ergebnis seiner Partei. Er bewertet den Rauswurf der FDP aus dem Bundestag als Rückschlag und sieht gerade deshalb seine Linie vom Landesparteitag im Vorjahr bestätigt. Damals hatte der Ludwigsburger Rechtsanwalt zusammen mit Walter Döring bei der Aufstellung der Landesliste eine personelle Neuordnung der FDP in Baden-Württemberg gefordert.

Bei der Abstimmung setzte sich das alte Spitzenpersonal um die Landesvorsitzende Birgit Homburger doch durch. Für das schlechte Abschneiden der Landes-FDP sei auch das Spitzenpersonal verantwortlich, sagt Deicke. Der Partei gelänge es nicht, die positiven Entscheidungen der Liberalen an die Wähler zu bringen. „Wir müssen wieder zu unseren liberalen Grundwerten zurückfinden und mit den Mauscheleien, mit denen wir identifiziert werden, aufräumen“, sagt Deicke.

Die roten Rosen reichen nicht

„Es gibt keinen Grund zum Jubeln. Natürlich ist es schade, dass es für Rot-Grün nicht gereicht hat“, sagt der SPD-Kandidat Macit Karaahmetoglu in einer ersten Reaktion. Das Fazit des Juristen fällt sachlich aus, bei der SPD im Haus der SPD herrscht Ernüchterung. Schnell ist klar, dass es für den eigenen Kandidaten nicht gereicht hat. Bei 25 Prozent für die SPD im Land hätte der 45-Jährige mit Listenplatz 21 eine realistische Chance für ein Bundestagsmandat gehabt. In Hinblick auf die Liberalen kann er dem Ergebnis dennoch etwas Gutes abgewinnen: „Die FDP hat nicht viel gemacht, sich aber viel geleistet. Es sei ein gutes Zeichen, dass der Wähler dies gesehen und abgestraft habe. Mit seinem eigenen Wahlkampf ist der Sozialdemokrat gleichwohl zufrieden: „Wir haben einen sensationellen Wahlkampf gemacht.“ Karaahmetoglu hatte bis zuletzt um Stimmen geworben, Tausende rote Rosen verteilt.

Für Peter Schimke verläuft der Wahlabend ohne Überraschung. Die Linke schneidet im Bund schwächer ab als 2009, und in Baden-Württemberg hat die Partei traditionell einen schweren Stand. Dennoch zeigt sich Schimke gelassen. „Ich bin zufrieden“, sagt der Nachrichtentechniker. Schließlich stehe seine Partei nach der Wahl besser da als zuletzt in den Umfragen vorhergesagt. ilo/tim/fk/bbü