Ali Abbas hat ein ungewöhnliches Hobby – der deutsche Meister im Computer-Casemodding bastelt aus alter Elektronik originelle Computerhüllen. Zum Beispiel: Eine vollfunktionale Computermaus in Rasenmähergröße.

Stuttgart - Wahnsinnig hübsch anzusehen sind Computergehäuse ja zumeist nicht. Das es auch anders geht, zeigen sogenannte Computer-Casemodder. Sie stecken viel Arbeit in den Umbau und in die Verschönerung von Computern. Einer der erfolgreichsten in Deutschland und aktueller deutscher Meister im Computer-Casemodding ist Ali Abbas, der aktuell auf der Hobby- und Elektronikmesse in Stuttgart ausstellt.

 

Abbas, 1967 in England geboren und seit 1989 in Deutschland, ist eigentlich IT-Fachmann und betreibt eine EDV-Firma in Schwabach. In seiner Freizeit widmet sich Abbas, der eigentlich Alan Lee heißt, dem Feintuning von alter Computerelektronik. Mehrere Monate lang ist Abbas mit einem Modell beschäftigt, oder anders ausgedrückt: Zwischen 400 und 500 Arbeitsstunden stecken durchschnittlich in seinen Kunstwerken. Es gibt aber auch Ausnahmen, „Renegade: The Public Enemy“ zum Beispiel. Geschlagene 1500 Stunden hat Abbas an dem Computermod in Camouflageoptik gewerkelt, 58 Kilogramm wiegt das gute Stück. Es hat sich gelohnt: Mit dem „Renegade“ hat Abbas einen seiner vielen Titel, nämlich den ersten Platz auf der Deutschen Casemod-Meisterschaft (DCMM) 2012, gewonnen.

Samurai-Computer und größte Maus der Welt

Stolz ist Abbas auch auf den „DCMM Colossus“. Die größte funktionsfähige PC-Maus der Welt ist so groß wie ein Rasenmäher. Ein anderes Modell ist „The Samurai Sacrilegium“, das, wie der Name schon nahelegt, der japanischen Samurai-Kultur huldigt, die Abbas beeindruckend findet. Dazu gehört ein USB-Stick in Form eines Samurai-Schwertes. Auch wenn manche Mods Abbas besonders viel bedeuten – die letztgenannten zum Beispiel: „Jeder Mod ist voller Herzblut, das in monatelanger Arbeit in meinen Armen wächst wie ein Baby“, sagt Abbas.

An Ideen mangelt es Abbas nicht – er stecke eigentlich immer voller neuer Einfälle, sagt der gebürtige Brite. Im Moment ist er gleich mit drei neuen Projekten für die DCMM 2015 beschäftigt. Stichworte: Feuerwehr, Piraten und Weltraum.

Wie sehr er für seine Projekte brennt, zeigt ein blutiger Zwischenfall: Während der DCMM 2011 wollte Abbas gemeinsam mit Teampartner Johannes Loew ein Modell in einem 24-stündigen „Live-Mod“ zusammenbauen. Mittendrin fräste sich Abbas die Kuppe von seinem Daumen ab. Die Sanitäter standen bereit, um Abbas ins Krankenhaus zu bringen, der aber ließ sich von dem Unfall nicht von seiner Arbeit abbringen. Am Ende war der Finger einen Zentimeter kürzer – aber die Challenge gewonnen.

Casemodding-Szene wächst

Die Computer-Casemodding-Szene ist zwar noch jung, erfreut sich aber rasch wachsender Beliebtheit. Die „Hardcore-Anhänger“ sieht Abbas bei etwa tausend Hobbybastlern in Deutschland – gemeint sind Personen, die ihr Hobby so zielstrebig verfolgen wie Abbas und auch auf Messen ausstellen. Abbas sieht seine Leidenschaft als avantgardistische Kunstform. „Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt“, sagt Abbas, und fügt hinzu: „Wir nehmen die sterile Hülle und geben ihr eine Seele. Technik und Schönheit vereint.“

Funktionierende, reguläre Elektronik wird in die modifizierten Hüllen gesteckt, um herkömmlichen Computern eine ungewöhnliche und einzigartige Optik zu geben.

Die Auswahl der Materialien liegt dabei ganz in der Hand des jeweiligen Bastlers. „Viele Modder benutzen Teile, die von einem Laser geschnitten oder mit dem 3D-Drucker gebaut sind“, erklärt Abbas. „Ich persönlich stehe auf Handarbeit.“ Dabei versucht er, so viele recycelte Materialien wie möglich zu verwenden – auch Komponenten, die mit Computern eigentlich gar nichts zu tun haben. Holz zum Beispiel. Hauptsache, Form und Funktion gehen am Ende Hand in Hand.

Papas Schreibmaschine musste dran glauben

Mit seinen Werken hat Abbas mittlerweile fünf Meistertitel geholt, sechs mal wurde er Zweiter, sechs mal Dritter auf der DCMM. Schon in den 1990er Jahren hat Abbas seine erste eigene PC-Hülle gebaut. Feuer gefangen für das Modizifieren hat der Schwabacher aber schon viel früher: „Als ich sieben Jahre alt war, habe ich die Schreibmaschine von meinem Papa auseinandergenommen und wieder zusammengebaut. Es blieben zwar ein paar Schrauben übrig, aber es hat funktioniert.“ Er habe also schon immer einen „Tick for technology“ gehabt.

Auf die Besucher der Hobby- und Elektronikmesse warten an Abbas’ Stand einige Highlights. Zuschauer können live „modden“, unter Aufsicht, versteht sich. Am jedes Messetages soll so ein neues Case entstanden sein und verlost werden.

Die Hobby- und Elektronikmesse geht noch bis zum Sonntag, 23. November. Geöffnet ist täglich von 10 bis 18 Uhr, Kassenschluss ist um 17 Uhr. Mehr Infos gibt es auf der Homepage der Messe Stuttgart.