Peter Hauk ist neuer Bezirkschef der CDU Nordbaden. Am Samstag in Sinsheim holte er mehr als 75 Prozent der Stimmen. Doch die Niederlage von Brigitte Schäuble wird auch als vertane Chance wahrgenommen.

Sinsheim - Baden-Württembergs Landtags-Fraktionschef Peter Hauk ist neuer Bezirkschef der CDU Nordbaden. Beim Bezirksparteitag am Samstag in Sinsheim bei Heilbronn setzte er sich mit mehr als 75 Prozent der Stimmen klar gegen seine Herausforderin, die Gaggenauer Bürgermeisterin und Minister-Witwe Brigitte Schäuble, durch.

 

Hauk, der sich im kommenden Frühjahr als Fraktionschef bestätigen lassen will, geht damit gestärkt in die Wahl. Ihm werden auch Ambitionen auf die Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl 2016 nachgesagt. „Ich bedanke mich ganz herzlich“, sagte der 52-Jährige sichtlich erleichtert nach der Wahl.

Zweitgrößter CDU-Bezirksverband im Südwesten

Hauk ist Nachfolger des bisherigen Bezirkschefs und Ex-Innenministers Heribert Rech. Der CDU-Bezirk Nordbaden ist mit rund 20 000 Mitgliedern der zweitgrößte Bezirksverband im Südwesten. Viele CDU-Frauen sehen mit der Niederlage von Brigitte Schäuble eine Chance verpasst: Die 60-Jährige, die 24,9 Prozent der Stimmen erhielt, sagte: „Ich bin enttäuscht.“ Bei einer Wahl wäre sie die erste Frau an der Spitze eines CDU-Bezirks in Baden-Württemberg gewesen.

Für Hauk hatten 184 der 245 anwesenden Delegierten gestimmt. Er hatte zuvor in einer sehr kämpferischen, mit stehenden Ovationen bedachten viertelstündigen Rede die Einheit und Kampfeskraft des Bezirks beschworen und die grün-rote Landesregierung scharf attackiert. „Wir sind stark, wir sind ein Team, wir ziehen an einem Strang, wir sind Nordbaden.“

Eine verpasste Chance?

Zwei Jahre grüne-rote Politik seien genug. „Wir wollen wieder regieren und wir werden wieder regieren“, sagte Hauk. Der jetzigen Landesregierung warf er beim geplanten Nationalpark Nordschwarzwald eine Politik mit der „Brechstange“ vor. Aus der versprochenen Politik des Gehörtwerdens sei eine des Nichtgehörtwerdens geworden. Zudem warf er Grün-Rot unter anderem Versagen bei der Polizeireform sowie in der Bildungspolitik vor.

Brigitte Schäuble hatte ebenfalls Grün-Rot angegriffen und für neue Gesichter in der CDU geworben. „Über Personen, nicht über Papiere erreichen wir Menschen.“ Sie hatte auf ihre kommunal- und familienpolitische Kompetenz und die Frauen gesetzt.

Indirekte Werbung für Schäuble

Der bisherige Bezirkschef Rech hatte zuvor indirekt für Schäuble und direkt für mehr Frauen auf der Landesliste der CDU für die Kommunalwahl geworben. Schließlich hat die CDU bei der Landtagswahl 2011 nicht zuletzt deshalb die Macht verloren, weil ihr viele Wählerinnen den Rücken gekehrt hatten. „Demokratie lebt vom Wandel, auch vom personellen Wandel“, hatte Rech betont. „Für sentimentale Rückblicke ist kein Platz und kein Anlass“, spielte er auf die verlorene Landtagswahl nach Jahrzehnten der CDU-Herrschaft im Südwesten an. Der Zweikampf Schäuble/Hauk sei gut für die Partei gewesen: „So ist die CDU schon lange nicht mehr wahrgenommen worden.“

Die 245 Delegierten hatten die Wahl zwischen Mann und Frau sowie zwischen verschiedenen Politik- und Lebensstilen. Auf der einen Seite die Kommunalpolitikerin, die 20 Jahre lang den Job der Hausfrau und dreifachen Mutter erledigte, ihrem Mann den Rücken freihielt - und erst später als Bauingenieurin und Bürgermeisterin durchstartete. Auf der anderen Seite der Landespolitiker mit Vorliebe für Umweltthemen, der eher für einen urbanen, liberalen Lebensstil steht.