Otto Waalkes kommt nach Ludwigsburg – er synchronsiert das Faultier Sid in Ice Age 5. Ein wenig wird vom Geheimnis seines Erfolges bei dem Besuch erkennbar.

Ludwigsburg - Da steht er nun und kann nicht anders. In dem Moment, als Otto Waalkes aus der schwarzen S-Klasse vor dem Kino aussteigt, ist er von Menschen umringt. Und der 67-Jährige verfällt sofort in die Rolle, mit der er mittlerweile seit 50 Jahren so erfolgreich auf der Bühne steht, dass er es bei der ZDF-Show „Unsere Besten“ auf Platz drei in der Komiker-Rubrik geschafft hat, hinter Heinz Erhardt und Loriot. Otto scheint sich in den vergangenen 30 Jahren kaum verändert zu haben: Das Haar blond, wenn auch etwas dünner, das Gesicht braun gebrannt, und das jugendliche Strahlen der Augen lässt die zahlreicher gewordenen Fältchen verblassen.

 

Selfies statt Autogramme sind gefragt

Das Ludwigsburger Central-Kino ist einer von unzähligen Promotion-Terminen, die Otto in diesen Tagen absolviert. Backnang, Stuttgart, Leonberg, jeden Tag eine andere Stadt. Denn der Film „Ice Age 5“ läuft nicht besonders gut an, die fünfte Episode mit dem Faultier Sid braucht offenbar etwas Reklame. Und so strahlt der Kinochef Claus Wollenschläger über den Promi und die Schlangen vor seinem kleinen Filmpalast.

All das ist den gut 200 Fans aber völlig egal. Autogramme wollen sie weniger, Selfies sind das Gebot der Stunde. Der gebürtige Ostfriese, der längst im Hamburger Nobelvorort Blankenese wohnt, kommt nicht mal dazu „Holadaiti“ zu rufen, schon klicken die Handys. Die Teenager können mit seinem legendären Streifen „Otto, der Film“ oder den Ottifanten-Platten kaum etwas anfangen – sie kennen ihn als Sid-Synchronstimme und als Schauspieler aus dem deutschen Film „7 Zwerge“. Aber egal, das Selfie mit Otto ist bald auf jedem Smartphone.

Bleibt die Frage: Wie schafft es der Blödelbarde, auf die inzwischen dritte oder vierte Generation noch Faszination auszuüben? Die Gags sind immer noch die alten, als er vor der Filmpremiere auf die Bühne hampelt. Jodeln, mit den Armen zappeln, imitieren. „Ich war noch nie in Ludwigsburg, noch nie in Hoheneck“, singt er auf die Melodie von „Ich war noch niemals in New York“. Dann lispelt er wie Sid im Film, und die Kids im Saal sind begeistert. Der größte Lacher ist der Reim von der „Schlittenfahrt im Schnee: Die Abgaswerte stimmen nicht: Denn der ist von VW.“ Ein Hinweis auf Rezept eins für die ständige Neuerfindung als Publikumsliebling: ständige Anpassung an die Zeit.

Kindliche Begeisterung als Erfolgsrezept

Später im Pressegespräch räumt Otto ein, dass er sich selbst wundert, dass die Gags nach 50 Jahren noch immer funktionieren. „Ich freue mich einfach darüber“, strahlt er dann und liefert mit dieser kindlichen Begeisterung schon Rezept zwei für den Erfolg: nie den Elan verlieren. Mag die Tournee noch so stressig sein, Waalkes lässt sich mit Elan auf die Couch plumpsen und macht mit seiner Blödel-Show auch im Interview nahtlos weiter. Auf die Frage, ob er überhaupt zwischen dem Komiker und dem Privatmensch Otto Waalkes unterscheidet, wird er fast ein wenig indigniert: „Ich versuche hier schon, ernsthafte Antworten zu geben. Sonst bin ich so.“ Sprach’s und schneidet eine Grimasse, die selbst humorlosen Menschen ein Lächeln ins Gesichert zaubert.

Und dann erzählt Otto von dem gemeinsamen Auftritt mit Udo Lindenberg, seinem ehemaligen WG-Kumpel aus Hamburg. „Der Udo meint: Wasisnhierlos?“ imitiert er den Rocksänger. Dann rufen 50 000 Menschen: „Hallo Otto.“ Ja, darüber kann er sich auch jetzt noch ehrlich freuen. Für einen kurzen Moment kann man hinter die Fassade eines Mannes schauen, dessen zwei Ehen gescheitert sind. Auch dafür hat er eine Erklärung: „Ich spreche auch zu Hause zu oft wie das Faultier Sid.“