Wer wissen will, was es mit dem Pop-Genie Chick Boom auf sich hat, sollte sofort klicken. Denn auf einer Bühne wird man den Stuttgarter nie erleben können. Und auch sonst findet sich im Netz nichts zu ihm.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - João Hoyler Correia ist einer jener Musiker, wegen derer das Internet so toll ist. Weil man irgendwann mal über sie stolpert und dann rasch merkt, dass man auf eine Perle gestoßen ist. Correia ist auch einer von denen, die aus dem Stand ihren eigenen Stil und Sound finden.

 

Chick Boom nennt sich Correia im Netz, bezeichnet sich außerdem als "virtuelle Band" - was leider nur eine Umschreibung dafür ist, dass es diese Songs möglicherweise niemals live zu hören geben wird. Schade, denn vom zweiten Chick-Boom-Album "Attack of the 12-Eyed Chick" kann man vorbehaltlos begeistert sein.

Zur Einstimmung erstmal Musik:

"Es gibt keine Liveshow, Chick Boom bin ja quasi nur ich", sagt Correia. Das erste Album unter seinem Pseudonym habe er noch mit befreundeten Musikern eingespielt, das zweite komplett alleine. "Ich wollte einfach mal die Musik machen, die ich selbst gern hören möchte", erzählt er am Telefon. Ohne Witz: solche Musik hat der Welt bisher tatsächlich gefehlt. Correias Geschmack und ergo auch seine Musik alias Chick Boom bewegt sich zwischen Pixies, Queens Of The Stone Age, den frühen Black Keys, Zappa, Velvet Underground, und ein bisschen Eagles Of Death Metal hört Correia selbst auch noch heraus. Unter anderem, denn "Attack of the 12-Eyed Chick" ist ein eklektisches Album im besten Sinne des Wortes.

"Mit der Musik, die ich früher gemacht habe, wollte ich gut ankommen, Erfolg haben", erzählt Correia. Jetzt macht er eben die Musik, die bei ihm selbst gut ankommt. Nicht, dass er es nicht versucht hätte: Correia erzählt, dass er sein Album großflächig an die Musikpresse und diverse Radiosender im deutschsprachigen Raum verbreitet habe. Außer dem Stuttgarter Popbüro habe nur ein Adressat aus Zürich geantwortet. Das ist schade, und seltsam - für dieses Projekt aber erfreulicherweise wurscht, weil es ja trotzdem angehört werden kann.

Man kann auch alleine glücklich sein

"Man macht wenig Kompromisse, wenn man alles alleine bestimmen kann", berichtet Correia vom Entstehungsprozess seines Albums. Das einzuspielen habe zwei Jahre gedauert, aufgenommen wurde es in Kirchheim/Teck und einem von Correia mitbetriebenen Studio in Nürtingen, in dem beispielsweise auch die Band Mal Zwischendurch einspielt.

Die Songs seien als Collagen zu verstehen, sagt João Hoyler Correia; mal nehme er einen Refrain auf und viel später erst die Strophe. Von Songs spricht der 28-Jährige vielleicht auch deshalb als Collagen, weil der an der freien Kunstakademie in Nürtingen studiert hat - und nicht nur Musiker, sondern auch Maler ist. Die Verbindung von Kunst und Musik hat ja vergangenes Jahr schon das Mini-Festival Nice Noise Now herausgestrichen, und etliche andere in Stuttgart bestens bekannte Solokünstler wie All diese Gewalt, Prince Valium oder Neoangin verfolgen dieses Lebens-, Schaffens- und Geschäftsmodell ja bereits. 

Anders als die Genannten wird Chick Boom in der nächsten Zeit dennoch nicht live zu erleben sein. Wer Correia live auf der Bühne sehen will - sein Ballettmusik-Projekt AAA und das Impro-Projekt Parfois Ensemble sind immer wieder mal live zu sehen.   


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