Eine zweitägige Session der Waiblinger Band The Rolacas und dreißig weiterer Musiker zeigt: nicht nur große Hits eignen sich, um gecovert zu werden. Und das soll es noch nicht gewesen sein.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - An dieser Stelle muss zunächst mal eine Lanze für das Cover an und für sich gebrochen werden. Ja, das Nachspielen fremder Lieder ist eine ziemlich durchgenudelte Kulturtechnik im Popgeschäft, vor allem spezialisierte Bands in den Mehrzweckhallen des ländlichen Raums richten hier Unheil an. Steigern lässt sich das Grauen nur noch mit der allseits beliebten Darbietungsform des Medley.

 

Aber es gibt immer auch die Guten. Die alte B-Seiten aus den Fünfzigern covern. Oder eben sich covern lassen, und zwar von ihren Lieblingsbands. Die Waiblinger Band The Rolacas hat das getan, sie ließ befreundete Gruppen ihr komplettes, im Herbst erschienenes Album covern und coverten im Gegenzug je einen Song der Gastmusiker. Das alles in einer zweitägigen Studiosession im Small World Studio, die auch abgefilmt wurde (nämlich von Eject Records). Kürzlich ging der letzte Clip auf Youtube:


Beteiligt sind die Bands Flowers In Syrup, The Stews, MATU, The Jerks, Doesn’t Rhyme With King, Pillars of Creation, Too Young too Shave, The Tremolettes und natürlich The Rolacas.

Zunächst habe man ja ziemliche Skrupel gehabt, gibt Dominik Israel von The Rolacas zu: anmaßend sei das doch, Bands zu fragen, ob sie einen covern wollen. War es natürlich nicht, denn die Bands – allesamt befreundete Gruppen und in Teilen deckungsgleich mit den Lieblingsbands der Rolacas-Musiker – sagten sofort zu und es war eine Riesengaudi, wie die Videos belegen.

Zum einen dient so eine Aktion der Kontaktpflege: „Man lernt so viele tolle Bands kennen und kann gar nicht genug Konzerte organisieren, um mit allen in Kontakt zu bleiben“, sagt Dominik Israel. Zum anderen ist das musikalisch ziemlich interessant. Zwar hatten The Rolacas letztlich keine Bands im Boot, die von ihrem eigenen Indie-Sound stark abweichen – Reggae oder Metal kam bei der Coversession nicht vor, auch wenn die Remstäler darüber nachgedacht haben. Doch hebt es einen Song immer auf eine andere Stufe, wenn er von einer fremden Band neu interpretiert wird.

Das ist noch nicht alles

Es zeichnet auch die Bands aus, eine Coversession auf konstant hohem Niveau zu bestreiten: das geht nur, wenn der eigene Sound speziell genug ist. The Rolacas ist jedenfalls Folgendes gelungen: „Die Band Too Young To Shave kam gerade ins Studio, als wir deren Song eingespielt haben“, erinnert sich Dominik Israel, „die erkannten gar nicht, dass wir da was von ihnen einspielen“.

Jedenfalls soll es das noch nicht gewesen sein mit der Coversession. Es ist geplant, die Aufnahmen als Audiodateien zugänglich zu machen. Außerdem „haben wir Bock, das auf die Bühne zu kriegen“, sagt Dominik Israel. Eine Location habe man auch schon im Blick, möglicherweise wird das im Herbst was. Dass es sich lohnt, Kräfte zu bündeln, hat im Winter schon die Tour of Tours eindrucksvoll gezeigt. Die kamen zu elft, bei den Coversessions reden wir von mehr als dreißig Musikern.

Es lohnt sich jedenfalls, Original und Cover nebeneinander zu hören. Zumal die Idee, dass sich Stuttgarter Musiker gegenseitig covern, ziemlich reizvoll klingt. Jetzt ist sie in der Welt, es greife sie jemand auf ...

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