Dass sich OB Frank Nopper (CDU) bei seiner Absage für die CSD-Parade auf seine Vorgänger beruft, die nicht mitgefahren seien, wundert Fritz Kuhn. Die Stadt habe doch ein Archiv. „Ich war mit meiner Frau begeistert dabei“, sagt der Grüne unserer Redaktion.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Jüngst hat OB Frank Nopper (CDU) bei der Eröffnung eines Spielplatzes mitgefeiert, will aber nicht zum größten und buntesten Fest in der Stuttgarter City, zur CSD-Parade am Samstag, 29. Juli, kommen. Was ihm wichtig ist und was nicht so – darüber wird gerade in der Stadt kontrovers diskutiert. Die einen meinen, der Rathauschef einer Großstadt gehöre zwingend zu einer Veranstaltung mit Hunderttausenden, bei der ein Zeichen gegen Homophobie und für die Gleichstellung queerer Menschen gesetzt wird. Auch der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sei im Juni in der bayerischen Landeshauptstadt mitgefahren. Andere wiederum finden, auf Nopper komme es bei dem Umzug und der Demonstration für gleiche Rechte nun wirklich nicht an. Man brauche keinen Politiker, der „nicht authentisch“ dabei sei und nur für die Medien in die Kameras strahle.

 

Kuhn erinnert sich an die besondere Stimmung der Parade gern zurück

Susanne Kaufmann, die Sprecherin von OB Nopper, begründete die Absage ihres Chefs mit dessen Amtsvorgängern. Es sei „geübte Praxis auch unter Fritz Kuhn und Wolfgang Schuster im Amt des Oberbürgermeisters“ gewesen, nicht mitzufahren. „Das Rathaus irrt“, stellt Kuhn (Grüne) allerdings gegenüber unserer Redaktion klar. Mit seiner Frau sei er im Juli 2015 auf dem Wagen der Grünen mitgefahren, und es habe ihnen „sehr gut gefallen“. An die besondere Stimmung der Parade erinnere er sich gern zurück.

Ein Foto beweist, dass Kuhn im Juli 2015 bei der Parade dabei war, umringt ist er von in rot gekleideten Teilnehmenden. Damals hatten „nur“ 4500 Menschen unter dem Motto „Akzeptanz! Was sonst?“ für eine „vollständige rechtliche Gleichstellung mit Heterosexuellen“ demonstriert, stand in unserer Zeitung. Bei der Parade am 29. Juli dürfte mit 130 Formationen und weit über 300 000 Menschen am Straßenrand ein neuer Rekord aufgestellt werden.

Verwundert ist Alt-OB Kuhn, dass die Kommunikationsabteilung des Rathauses falsche Angaben über ihn mache. „Da gibt es doch ein Archiv, in dem man nachschauen kann“, sagt er. Die städtische Pressestelle habe damals Fotos von ihm machen lassen. OB-Sprecherin Susanne Kaufmann hat sich am Mittwoch für den Irrtum entschuldigt.

Ob Fritz Kuhn seinem Nachfolger Nopper rät, an dieser für Stuttgart wichtigen Großveranstaltung teilzunehmen? Die Antwort von Kuhn: „Ich gebe meinem Nachfolger keine Ratschläge.“