Die langjährige Daimler-Partner BAIC Motor übernimmt 35 Prozent der Anteile an der Mercedes-Benz Leasing Company. Damit wollen die Stuttgarter ihre Marktposition in der Volksrepublik stärken.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stutsgart - Der Daimler-Konzern und sein langjähriger chinesischer Partner BAIC arbeiten künftig auch im Geschäft mit Finanzdienstleistungen zusammen. Wie Daimler am Sonntag mitteilte, wird sich die BAIC Motor Corporation mit 35 Prozent an der Daimler-Tochter Mercedes-Benz Leasing Company beteiligen. Eine entsprechende Vereinbarung sei am Wochenende unterzeichnet worden, hieß es weiter. Der Einstieg von BAIC ist mit einer Kapitalerhöhung verbunden; Daimler bleibt mit 65 Prozent Mehrheitsaktionär der chinesischen Leasingtochter. Zu weiteren finanziellen Details wollte sich der Konzern nicht äußern. Endgültig besiegelt werden soll die Transaktion, der die zuständigen Behörden zustimmen müssen, zum Ende des zweiten oder zu Beginn des dritten Quartals.

 

„Die heutige Vereinbarung wird unsere strategische Partnerschaft mit BAIC vertiefen und unsere Marktposition in China stärken“, sagte der für das Chinageschäft verantwortliche Daimler-Vorstand Hubertus Troska. Die Stuttgarter waren in den vergangenen Jahren in China immer weiter hinter Konkurrenten wie Audi und BMW zurückgefallen und haben deshalb zur Aufholjagd auf dem weltgrößten Automarkt angesetzt. So gibt es seit Ende 2012 einen eigenen Vorstandsposten für das Chinageschäft. Zudem wurde der dortige Vertrieb komplett umstrukturiert.

Ein Viertel der Mercedes-Autos in Chinas sind finanziert.

Finanzdienstleistungen rund ums Auto seien in der Volksrepublik ein Wachstumsmarkt, sagte Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber. „2014 haben wir in China doppelt so viele Fahrzeuge finanziert oder verleast wie im Vorjahr“, so Uebber. Rund ein Viertel der in China abgesetzten Daimler-Fahrzeuge sei im vergangenen Jahr auf diesem Weg vertrieben worden. Zum Vergleich: in Deutschland kommt mehr als jedes zweite neu zugelassene Fahrzeug von Daimler mit einem Leasing- oder Finanzierungsvertrag der Mercedes-Benz Bank auf die Straße. In China sind nach Unternehmensangaben 150 000 Autos im Gegenwert von fünf Milliarden Euro unterwegs, die über die Konzerntochter Daimler Financial Services finanziert oder geleast wurden. Auch Versicherungen gehören zum Angebot.

In der internen Statistik der Daimler-Finanzsparte ist China in den letzten zwei Jahren von Platz neun auf Platz vier vorgerückt – nach den USA, Deutschland und Großbritannien. Da die Mehrheit der chinesischen Kunden ihr Auto nach wie vor bar bezahlt, sieht Daimler auf diesem Markt in den kommenden Jahren noch ein enormes Potenzial. Vor allem bei jüngeren Kunden seien Autofinanzierung und -leasing stark im Kommen. Wichtige Zielgruppen sind laut Daimler etwa Selbstständige oder Chinesen mit Auslandserfahrung.

Daimler und BAIC kooperieren seit 2003

Mit der chinesischen BAIC-Gruppe, die 2014 weltweit gut 2,4 Millionen Fahrzeuge absetzen konnte, arbeitet Daimler bereits seit 2003 zusammen. 2013 beteiligten sich die Stuttgarter mit gut zehn Prozent an der Pkw-Sparte BAIC Motor. Wichtigstes Projekt der Partner ist das Gemeinschaftsunternehmen BBAC (Bejing Benz Automotive Co.), das seit 2006 Mercedes-Pkws für den chinesischen Markt baut. Mit dem kompakten Geländewagen GLA soll dort bald das vierte lokal produzierte Modell an den Start gehen. Zudem liefert BBAC Motoren für Pkws und Transporter. Auch im Nutzfahrzeuggeschäft arbeitet Daimler mit BAIC im Rahmen des Joint Ventures Bejing Foton Daimler Automotive zusammen, das Lkws der Marke Auman baut. Die Mercedes-Benz Leasing Company ist die chinesische Landesgesellschaft der Konzernsparte Daimler Financial Services, die in China insgesamt 500 Mitarbeiter beschäftigt.