Der Stuttgarter Autokonzern Daimler bekommt auf seiner Hauptversammlung für seine Modelloffensive große Zustimmung von den Anteilseignern. Überwiegend positiv wurden auch die Wechsel im Aufsichtsrat kommentiert.

Berlin - Lars Labryga fühlte sich auf der diesjährigen Daimler-Hauptversammlung in einer ungewohnten Situation, wie der Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger bekannte. In den vergangenen Jahren war der Aktionärsvertreter als scharfzüngiger Kritiker aufgetreten. In diesem Jahr jedoch lobte Labryga die Modelloffensive und den „Mut und die Entschlossenheit des Vorstands“. Insbesondere die neue S-Klasse fand sein Gefallen, die viel schöner sei als die „unförmigen Karossen“ der mittlerweile eingestellten Luxusmarke Maybach. „Es macht Spaß, dieses Unternehmen zu begleiten. Machen Sie weiter so“, sagte Labryga.

 

Den SdK-Vertreter stört es auch nicht, dass Daimler-Chef Dieter Zetsche zugleich Chef der Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars ist und damit eine Doppelrolle spielt. Das Geschäft bei Mercedes laufe doch gut, meinte Labryga. Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment sieht diese Doppelrolle dagegen sehr kritisch. „Zwei Jobs sind auf Dauer einer zu viel“, meinte Speich und hielt es für klüger, dass Zetsche die Führung bei Mercedes-Benz abgibt und rechtzeitig ein Nachfolger aufgebaut wird.

Der Fondsmanager kritisierte auch die im vergangenen Jahr auf Druck der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat zustande gekommene Personalrochade im Vorstand. Diese führte dazu, dass Nutzfahrzeugchef Andreas Renschler Produktionschef von Mercedes wurde. Renschler wechselt nun jedoch als Nutzfahrzeugchef zu Volkswagen. Der bisherige Daimler-Vorstand begründete dies in einem Interview mit der Enttäuschung darüber, dass er keine Chance sah, in absehbarer Zeit Chef von Mercedes-Benz zu werden.

Aufsichtsratschef Manfred Bischoff sieht jedoch keine Notwendigkeit, dass Dieter Zetsche einen Teil seiner Aufgaben abgibt. „Die Doppelfunktion wirkt sich sehr positiv auf das Unternehmen aus“, sagte Bischoff. Es sei wertvoll, wenn ein Konzernchef zugleich operativ tätig sei und die Autosparte sei, gemessen an Umsatz, Gewinn und Beschäftigten, mit Abstand das wichtigste Geschäftsfeld.