Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche will nach dem Ende des Atomstreits mit dem Iran die guten Beziehungen mit dem Land wiederbeleben und dorthin Nutzfahrzeuge verkaufen.

Nachrichtenzentrale: Andreas Schröder (sö)

Stuttgart - Daimler-Chef Dieter Zetsche will nach dem Abschluss des Atomabkommens das Geschäft mit dem Iran ankurbeln. Nachdem die jahrzehntelangen Auseinandersetzungen des Landes mit dem Westen beendet worden sind und die Sanktionen schrittweise abgebaut werden sollen, sieht der Vorstandschef des Autobauers insbesondere bei Nutzfahrzeugen gute Absatzchancen. „Unsere Marke hat im Iran einen sehr guten Ruf, wir werden die neuen Möglichkeiten nutzen“, sagte Zetsche in der Telefonkonferenz des Konzerns zum Halbjahr.

 

Der Cheflobbyist des Daimler-Konzerns, der frühere Staatsminister im Kanzleramt Eckhart von Klaeden, reiste vor einigen Tagen mit Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel in den Iran, um sich ein Bild zu machen. Gabriel war mit Vertretern der Wirtschaft in das Land geflogen. Der deutsche Industrie- und Handelskammertag prognostiziert für die nächsten vier Jahre eine Vervierfachung der Ausfuhren in den Iran auf zehn Milliarden Euro. Landeswirtschaftsminister Nils Schmid (SPD), der im September mit einer Delegation in den Iran reisen will, schätzt, dass sich das Handelsvolumen Baden-Württembergs mit dem Iran innerhalb weniger Jahre verzehnfachen lässt. Im vergangenen Jahr habe das Land Waren im Wert von 222,7 Millionen Euro in den Iran exportiert.

Daimler habe eine lange Tradition im Iran, sagte Zetsche. 1953 ist der Konzern in den Iran gegangen, lieferte damals Omnibusse und Lastwagen in das Land. In den Folgejahren hat Daimler unter anderem in Einzelteile zerlegte Lkw sowie Pkw in den Iran verschifft und dort zusammengebaut. Im März 1955 besuchten das damalige iranische Staatsoberhaupt, Schah Mohammad Reza Pahlevi, und seine Frau, Kaiserin Soraja, das Mercedes-Werk in Sindelfingen. Der damalige Daimler-Chef Fritz Könecke sagte in seiner Begrüßungsrede, das Werk Sindelfingen habe in den vergangenen eineinhalb Jahren 1200 Fahrzeuge in den Iran geliefert. Der Schah zeigte nach Daimler-Angaben 1975 großes Interesse an einer Militärversion des Geländewagens G-Modell. Der Schah, „Großaktionär von Daimler-Benz“, habe 20 000 Fahrzeuge geordert. Bis die Produktion begann, wurde der Auftrag allerdings von der Revolutionsregierung des Iran wieder storniert. Der Schah verließ den Iran 1979. Daimler zog sich 2011 aus dem Iran zurück. Das Irangeschäft machte damals weniger als 0,1 Prozent des Daimler-Umsatzes aus.