Neben den vielen Trainerwechseln fällt beim VfB seit Langem noch etwas anderes auf – die extremen Schwankungen innerhalb einer Saison. Haben Sie dafür eine Erklärung?
Keine richtige, fürchte ich. Aber hier in Stuttgart sind die Erwartungen immer sehr hoch. Wenn man sie nicht gleich erfüllt, wird es schnell unruhig. Das wirkt sich auch auf die Mannschaft aus.

Die sich von der Hektik anstecken lässt und nervös wird. Eine Talfahrt ist die Folge?
Womöglich besteht da ein Zusammenhang. Außerdem war es aber auch so, dass bei uns vor fast jeder Saison viele Spieler gekommen und viele gegangen sind. So mussten wir uns jedes Mal erst wieder neu finden. Das hat immer etwas gedauert. Dann war die Vorrunde aber schon oft fast vorbei.

Im vergangenen Herbst ist die Krise jedoch nicht so zum Vorschein gekommen.
Vor dieser Saison sind auch nicht so viele Spieler gekommen und gegangen wie sonst.

Zu welchem Kollegen haben Sie in den acht Jahren das beste Verhältnis aufgebaut?
Es gibt einige, die ähnlich lange wie ich da waren oder noch da sind – beispielsweise Cacau, Arthur Boka, Roberto Hilbert oder Christian Träsch. Wir haben gemeinsam eine Menge erlebt. Das verbindet.

Was war der Höhepunkt?
Da muss ich nicht überlegen. Natürlich die Meistersaison 2007, als wir auch noch das Pokalfinale erreichten. Davon träumt doch jeder Spieler. Das vergesse ich nie, davon erzähle ich noch meinen Enkelkindern.

Und der Tiefpunkt?
Die schweren Verletzungen, die ich in den letzten beiden Jahren hatte. Dadurch konnte ich der Mannschaft nicht mehr so helfen, wie ich wollte. Besonders schlimm war es, als wir vor einem Jahr gegen den Abstieg kämpften. Da ging es um Existenzen – und ich konnte nur zuschauen.

Sie reden vom Team. Dabei dürfte die Situation auch für Sie persönlich nicht ganz einfach gewesen sein.
Das stimmt. Wenn man verletzt ist, ist man immer ziemlich alleine. Man kann nicht ins Geschehen eingreifen und hat das Gefühl, nicht mehr benötigt zu werden. Das wünsche ich keinem, zumal wenn es so lange dauert wie bei mir. Diese zwei Jahre waren brutal. Ich habe immer nach Lösungen gesucht und gehofft, dass ich bald wieder fit bin. Aber ich wurde nicht so schnell fit. Dieser Zustand hat mich fast aufgefressen.

Das führte dazu, dass Sie im Winter die Kapitänsbinde an Serdar Tasci abgaben?
Unser Trainer Bruno Labbadia hat mir gesagt, dass ich viel Zeit und Geduld brauche, um wieder in die Mannschaft zu kommen. Aber für mich muss ein Kapitän auf dem Platz stehen. Sonst hat es keinen Sinn. Daraus habe ich die Konsequenzen gezogen.

Wie haben Sie die Ansage von Bruno Labbadia aufgenommen?
Natürlich war ich etwas enttäuscht, weil ich den Eindruck hatte, gesundheitlich endlich wieder auf einem guten Weg zu sein. Aber ich konnte den Trainer auch verstehen und habe das akzeptiert. Sportlich lief es ja ordentlich, so dass es keinen Anlass gab, personell viel zu verändern.

Es ist nichts zurückgeblieben?
Nein, es ist so gelaufen, wie es gelaufen ist. Ich bin trotzdem sehr stolz auf meine Zeit in Stuttgart. Das hat mich geprägt. Ich habe in diesen acht Jahren viel gelernt, nicht nur die Sprache, und ich habe mich auch als Mensch weiterentwickelt. Hier habe ich eine Familie gegründet. Deshalb wird Stuttgart immer meine Heimat bleiben.