Vor 200 Jahren wollte die Sonne nicht mehr scheinen. Nachdem 1815 der Vulkan Tambora in Indonesien ausgebrochen war, kam es ein Jahr später in Württemberg zu einer Klimakatastrophe, auf die König Wilhelm mit einer ungewöhnlichen Idee reagierte.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Als König Wilhelm I. im Oktober 1816 in Württemberg auf den Thron kommt, steht er vor riesigen Herausforderungen. Die politische Situation im Königreich ist instabil: In Folge des Tambora-Ausbruchs 1815 kommt es 1816 zu einer katastrophalen Missernte. Ein großer Teil der Bevölkerung macht sich als Wirtschaftsflüchtlinge nach Russland oder in die USA auf. Die Landwirtschaft reicht nicht aus, um die Bevölkerung im Armenhaus von Europa zu versorgen.

 

So leitet Wilhelm gemeinsam mit seiner Frau Katharina Maßnahmen zur Professionalisierung der Landwirtschaft ein. Um Ackerbau und Viehzucht auf ein Niveau zu heben, dass die Grundversorgung der Unter- und Mittelschicht wieder garantiert, strebt Wilhelm die Gründung einer landwirtschaftlichen Lehranstalt an. Bildung sollte die Qualität der Agrarwirtschaft langfristig steigern.

Wenige Jahre nach der Gründung wird das Know-How von Hohenheim exportiert

Nach längeren Beratungen wird 1817 die Einrichtung der landwirtschaftlichen Lehranstalt beschlossen. 1818 wird die landwirtschaftliche Versuchs-, Lehr und Musteranstalt schließlich gegründet, die Keimzelle der heutigen Universität Hohenheim. Der erste Direktor, Johann Nepomuk Schwerz, gilt als einer der weitestgereisten Landwirte seiner Zeit. Sein Blick über die engen Landesgrenzen hinaus bringt neueste landwirtschaftliche Forschungserkenntnisse nach Hohenheim. In seiner Antrittsrede hält er einen Abgesang auf so gesundheitsschädigende Berufe wie den des Gelehrten, „der am Schreibtisch seine Gesundheit zusetzt und ein sieches Alter erwirbt“, wohingegen die Beschäftigung auf dem Lande der menschlichen Natur mehr angemessen sei.

Dieses „zurück zur Natur“ klingt 200 Jahre später immer noch aktuell. Damals geht es aber vor allem um die Ausbildung von qualifizierten Landwirten, wie es in einer Festschrift der Uni Hohenheim aus dem Jahr 1993 heißt. Das Schloss Hohenheim steht 1818 leer und liefert auf der fruchtbaren Filderebene beste Voraussetzungen für eine grundlegende Verbesserung der Lebensumstände ganzer Schichten. Schon bald nach der Gründung kommen ausländische Studenten nach Hohenheim. 1823 werden in Hohenheim hergestellte Pflüge nach Russland verkauft: Das hier gewonnen Wissen wird exportiert, um eine europäische Hungerkrise zu lösen.