Bis dahin will die Union ihren Namen wieder zu Recht tragen. „Wir bleiben beieinander“, hat Fraktionschef Volker Kauder zu Beginn der gemeinsamen Sitzung am Nachmittag als Tageslosung ausgegeben und dafür eine knappe Minute lang Beifall von Abgeordneten beider Parteien bekommen. Eine CSU-Frau meldet sich danach und äußert „nur eine Bitte“, dass sich nämlich das Spitzenpersonal endlich einigen möge. Der CDU-Innenexperte Armin Schuster ergänzt, dass die Fachleute in der Sache leicht zueinanderfinden könnten. Es sei doch „ein Hammer“, dass Merkel mit mehr grenznaher Schleierfahndung Flüchtlinge aufgreifen und sofort zurückschicken wolle. Der Bayer Hans Michelbach droht, dass die Fraktion „ohne Ansehen der Person“ entscheiden werde, wenn die Oberen nicht zueinanderfinden.

 

Die Partei hält Merkel und Seehofer nicht mehr für konsensfähig

Seehofer ist nicht dabei. Angeblich steckt er im Stau, vielleicht will er sich auch nur nicht den Abgeordneten stellen, denen großteils jedes Verständnis dafür fehlt, dass er die Arbeit und die Angebote der Kanzlerin im Asylstreit tags zuvor so schlechtgemacht hat. Viel Symbolik steckt in seiner Abwesenheit. Vorn im Fraktionssaal sitzt Merkel eingerahmt von Kauder und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. Als der noch meint, dass sich „aus einer Sachfrage eine Personalfrage entwickelt hat“, er aber „alles daransetzen will, ein gemeinsames Ergebnis zu erreichen“, um die „Schicksalsgemeinschaft“ zu erhalten, beschleicht manchen das Gefühl, dass Unionsfraktion und Koalition überleben könnten – um den Preis, dass Seehofer gehen muss.

Eine 16er-Runde mit den Stellvertretern und Generalsekretären, die am späten Nachmittag im Konrad-Adenauer-Haus zusammenkommt, soll dafür den inhaltlichen Kompromiss finden. Die Erkenntnis nämlich ist gereift, dass die beiden Vorsitzenden Merkel und Seehofer mit ihrer gemeinsamen Verletzungsgeschichte das allein nicht mehr hinbekommen. Da passt es ins Bild, dass die beiden unter Aufsicht von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble kurz vor dem gemeinsamen Treffen erneut zusammenkommen. Zu dem Spitzengespräch mit Merkel bringt Seehofer auf eigenen Wunsch den CSU-Ehrenvorsitzenden Edmund Stoiber mit, auch nicht eben ein Freund der Kanzlerin. Ob ihn das noch retten kann, ist im Laufe dieses Montags immer fraglicher geworden.