Was passiert 2015 im Landkreis Göppingen? Jebenhausen wird staufrei, Rechberghausens Ruf bekommt einen neuen Job und der Abgeordnete Färber singt. Man darf ja träumen. Nur eines steht fest: die B 10 wird auch in 100 kalten Wintern nicht gebaut.

Göppingen – Neues Jahr, neues Glück. 2015 wird bestimmt bombastisch für den Landkreis Göppingen. Oder auch nicht. Unsere Redaktion wagt jedenfalls einen tifen Blick in die Kristallkugel und veröffentlicht schon heute die Schlagzeilen des kommenden Jahres. -

 

2. Januar: Das Jahr beginnt mit einer fatalen Rückrufaktion Die Göppinger StZ-Redaktion muss die satirischen Schlagzeilen für 2015 vom 31. Dezember 2014 schon wieder einstampfen. Wie die Redaktion feststellt, sind nämlich viele der satirischen Schlagzeilen vom vorigen Jahreswechsel immer noch gültig und müssten streng genommen wiederholt werden. Weder beim Bau der B 10 noch beim Adelberger Wellenbad oder gar beim Göppinger Einkaufszentrum hatte sich im Jahr 2014 Nennenswertes getan. Das soll sich jetzt ändern.

6. Januar: Färber als Dreikönigssänger Der Göppinger CDU-Bundestagsabgeordnete Hermann Färber geht mit gutem Beispiel voran. Um Geld für den Ausbau der B 10 einzutreiben, singt er fromme Bettellieder Unter den Linden und lässt den Klingelbeutel umgehen. „Jetzt ist der erste B-Zehnerle-Groschen gefallen“, twittert Färber drei Stunden später. Der Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt ist beeindruckt. „Mehr, als meine PKW-Maut bisher einbringt! “, twittert er neiderfüllt zurück.

8. März: Aktivistinnen von Femen Deutschland
haben die Wallfahrtskirche in Deggingen gestürmt. Die drei Frauen nehmen den Internationalen Frauentag zum Anlass, um mit nacktem Oberkörper gegen das Verbot von Priesterinnen in der katholischen Kirche zu protestieren. In großen Lettern tragen sie die Aufschrift „I am god“ auf dem Leib, als sie den Altar erklimmen. Die Aktion findet bei den zufällig anwesenden Teilnehmern einer Motorradwallfahrt so viel Zustimmung, dass sie spontan gemeinsam mit den Frauen das „Ave Maria“ anstimmen.

1. April: Göppingen gründet eine Führungsakademie für den Verwaltungsnachwuchs und lagert diese postwendend nach Ebersbach aus. Aufgrund der sehr guten Erfahrungen mit dem Verwaltungskräften aus der Kaderschmiede im Ebersbacher Rathaus, die die Lücken im Personalbestand der Göppinger Verwaltung mit großem Erfolg schließen konnten, legt Oberbürgermeister Guido Till die Aufgaben der Akademieleitung vertrauensvoll seinem Ebersbacher Amtskollegen Sepp Vogler in die Hände.

26. April: Bürgermeisterwahl abgesagt Mangels geeigneter Bewerber wird der Urnengang in Rechberghausen abgesagt. Zwar haben sich etliche Kandidaten gemeldet, allerdings war keiner dazu bereit, wie sein Vorgänger Reiner Ruf auch noch sonntags bis 22 Uhr im Rathaus an Visionen für den Ort zu basteln. Dabei hatte Ruf noch die Möglichkeit gesehen, Mitbewerber wie Paris, Hamburg oder Berlin im Ringen um die Austragung der olympischen Sommerspiele 2024 und der Weltausstellung 2025 auszustechen. Die Bürgerschaft ernennt ihn daher kurzerhand zum kommissarischen Haug-Erkinger auf Lebenszeit und erklärt den Ort zur ersten Kreisfreien Grafschaft Deutschlands. Mit dem Verkauf eigener Briefmarken mit Rufs Konterfei will man die Weltblumen-Floriade 2018 auf dem Hungerboll finanzieren.

31. April: Die Lösung bringt der Rathaus-Tausch Reiner Ruf muss nun doch nicht für immer Bürgermeister von Rechberghausen bleiben. Findige Redakteure des Fernsehsenders RTL testen im Kreis Göppingen ein neues Reality-Show-Format. Ruf tauscht mit dem nicht minder amtsmüden Bürgermeister von Bad Ditzenbach, Gerhard Ueding, Rathaus und Gemeinde. Vor allem die Bürgermeister-Gattinnen sind glücklich. „Jetzt hat er endlich wieder etwas zu tun“, sagen beide. Die Auftaktsendung, in dem die Protagonisten ihrem Tauschpartner ihre Pflichten (Kaffeetasse spülen, abends alle Rathauslichter löschen usw.) erläutern, muss wegen Überlänge jedoch ins Nachtprogramm verlegt werden.

13. Mai: Maut für Jebenhausen OB Guido Till drängt auf die Umgehungsstraße von Jebenhausen. Zur Finanzierung erhebt er ab sofort eine Maut für die Ortsdurchfahrt. Der Stadtrat Christian Stähle bezichtigt ihn daraufhin der Piraterie. Seine Fraktionskollegen der LiPi verwahren sich dagegen, mit Till in einen Topf geworfen zu werden und kündigen deshalb die Zusammenarbeit mit der Linken. Der Bau der Umgehungsstraße ist schlussendlich obsolet. Mautpreller umfahren den Großraum Jebenhausen großzügig. Die Boller Straße wird faktisch Fußgängerzone.

17. Juni: Dobrindt lenkt ein Riesenfreude im ganzen Landkreis. Bei der B 10 geht was. Der Bundesverkehrminister ist bereit, die Anschubfinanzierung des Landkreises anzunehmen und mit dem Projekt noch in diese Jahr zu beginnen. Voraussetzung ist, dass der Kreis zuerst noch drei Straßenbauprojekte in Bayern vorfinanziert. „Das klingt fair“, sagt der Landrat Edgar Wolff. Peter Maichle von der Bürgeraktion B 10 schickt dem Minister aus Dankbarkeit ein komplettes WMF-Messerset.

30. Juli: Orkan schafft Platz Das Sturmtief Daniel hat den Schurwald großflächig abgeholzt. Die Industrie frohlockt. Kostengünstig werden zwischen den neuen Daimlerteststrecken bei Holzhausen und auf dem Adelberger Ex-Campingplatz drei neue Windparks und eine 380-KV-Überlandleitung hochgezogen, die Friesland mit günstigem Onshore-Windstrom versorgen soll. Wangen gründet den weltweit ersten Volt-Friedhof und wirbt für die letzte Ruhe unter Hochspannung. Nur Wäschenbeuren klagtgegen den Landschaftsverbrauch. Außerdem beschatten die Windräder die acht Hektar große kommunale Solaranlage an den Südhängen Richtung Birenbach.

3. September: Baustopp in der Tunnelröhre  Bei ihren Bohrarbeiten für die neue Schnellbahntrasse unter dem Boßler stoßen die aus Österreich stammenden Mineure auf Karius und Baktus. Das Eisenbahnbundesamt verhängt einen Bohrstopp. Die Bahn, die AOK und fünf weitere Krankenkassen lehnen jede Kostenüberrnahme ab. In Hohenstadt eröffnen drei Heurigengärten.

22. Oktober: Ein Mann für alle Fälle Der Göppinger Gemeinderat bewilligt eine lang ersehnte 50-Prozent-Stelle, die sich speziell mit den Anfragen des Linken-Stadtrats Christian Stähle beschäftigt. Angesiedelt ist sie im Stuttgarter Regierungspräsidium, wo bereits vor geraumer Zeit für den gleichen Zweck eine zehnköpfige Stabsstelle eingerichtet wurde. Als Leiter stellen der Regierungspräsident Johannes Schmalzl (FDP) und sein Duzfreund OB Till (ehemals SPD, ehemals CDU, jetzt Grüne) den Boxer Firat Arslan vor. Stähle brauche eine harte Hand, meint Schmalzl väterlich. Arslan selbst hält sich für qualifiziert. Mit Blick auf die vielen Anzeigen, mit denen sich Stähle und Till gegenseitig überziehen, erklärt er: „Mit straffällig gewordenen Jugendlichen kenne ich mich aus.“

3. November: Noch kein Spatenstich an der B 10 Doch der Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt empfängt die monatliche Landkreisdelegation in der Ministeriumskantine. Alles laufe nach Plan, sagt der Minister. Schon 2016 könne mit den Bauarbeiten begonnen werden. Der Landkreis müsse nur noch vier Krötentunnel im Ostalbkreis vorfinanzieren. Landrat Wolff meint, dies werde für den Landkreis zwar teuer, doch müsse man berücksichtigen, dass die anfallenden Erdmassen an der B 10 wieder ortsnah verbaut werden könnten. Peter Maichle von der Bürgeraktion B 10 schickt aus Dankbarkeit eine WMF-Kaffeemaschine nach Berlin.

18. November: Die WMF wird erneut verkauft Die Landtagswahl im Frühjahr 2016 fest im Auge, hat die grün-rote Landesregierung ein neues Steuersparprogramm für Großanleger aufgelegt. Die WMF wird 550 Mitarbeiter entlassen, die in einer Auffanggesellschaft befristet auf sieben Monate die selbe Tätigkeit ausüben können, allerdings werden sie drei Lohnstufen tiefer eingruppiert und dürfen keine Betriebsräte gründen. Der SPD-Landtagsabgeordnete Sascha Binder startet vor der Fischhalle einen Solidaritätsverkauf. Die Sparkasse, die den Deal finanziert hat, schickt Sparschweine, Kaffeetassen und andere Utensilien, die beim Weltspartag liegen geblieben sind.

24. Dezember: Till und Stähle versöhnen sich Nein, diese Schlagzeile ist leider selbst für uns zu abwegig!