Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Noch 36 Tage sind es bis zur Bundestagswahl, und die SPD liegt weit hinter der Union. Aber Peer Steinbrück ist tags zuvor, als er zu seiner Rede auf die Bühne getreten ist, ein beeindrucktes „Donnerwetter“ entfahren. So etwas, sagte er, habe er bisher noch nicht gesehen. Zwar reden Politiker häufig vor vielen Menschen. Aber wenn sie nicht Barack Obama heißen, bleiben ihnen Massenveranstaltungen mit Hunderttausenden Zuhörern versagt. Steinbrück kennt dieses Gefühl jetzt auch.

 

300 000 Menschen drängen sich nach Angaben der SPD am Samstag zeitweise auf der Fanmeile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule. 25 000 Genossen sind mit den Ortsvereinen aus der ganzen Republik in die Hauptstadt geströmt. Sie, so hofft man an der Parteispitze, kehren jetzt kampfesmutig in ihre Wahlkreise zurück. Dass so viele „normale“ Menschen gekommen sind, erfüllt die Organisatoren mit Zufriedenheit. Dass manche eher wegen der Auftritte von 700 Künstlern – darunter Nena, die Prinzen und Roland Kaiser – gekommen sind, als um Steinbrück zu hören, trübt die Stimmung nicht.

Der SPD-Chef Sigmar Gabriel setzt beim Fest und im Wahlkampf auf direkte Botschaften: das Märchen von den Stadtmusikanten geht gut aus, obwohl die Tiere des Alters wegen zunächst für den Schlachthof bestimmt waren. Nachdem Gabriel und Genossen fertig gelesen haben, sagt er: „Die Moral von der Geschichte ist natürlich: Totgesagte leben länger.“