„Die Stuttgarter sind verdient eine Runde weiter“, sagte St. Pauli-Trainer Michael Frontzeck, „aber wir haben es dem Gegner auch viel zu einfach gemacht.“ Tatsächlich war das Spiel bereits zur Halbzeit durch Treffer von Traoré, Ibisevic und Hajnal entschieden.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Er ist 1992 als Linksverteidiger mit dem VfB Deutscher Meister geworden, doch bei der Rückkehr an die Stätte des Erfolgs hat es Michael Frontzeck schnell die Laune verhagelt. „Die Stuttgarter sind verdient eine Runde weiter“, sagte der Mann, der erst seit 8. Oktober der Trainer des FC St. Pauli ist, „aber wir haben es dem Gegner auch viel zu einfach gemacht.“

 

Tatsächlich ist die Gegenwehr des Tabellen-13. der zweiten Fußball-Bundesliga in dem DFB-Pokalspiel der zweiten Hauptrunde bereits nach 22 Minuten gebrochen gewesen. Da hatte zunächst der Pauli-Torwart Philipp Tschauner bei einem Distanzschuss des quirligen VfB-Linksaußen Ibrahima Traoré keine gute Figur abgegeben (20.). Als dann zwei Minuten später der Japaner Shinji Okazaki eine Flanke von Cristian Molinaro zentral vor dem Tor der Hamburger auf Vedad Ibisevic verlängern konnte, war es um die Frontzeck-Elf geschehen: Denn Chancen dieses Kalibers lässt sich der Stuttgarter Torjäger vom Dienst derzeit nicht entgehen. Ibisevic’ Flachschuss bedeutete das 2:0 – und die Entscheidung in einer Partie, in der auch noch Tamás Hajnal nach präziser Hereingabe von Christian Gentner vor der Pause zum 3:0-Endstand traf (40.).

Holzhauser und Harnik für Dortmund geschont

Der VfB-Trainer Bruno Labbadia, der im Hinblick auf das schwere Bundesliga-Auswärtsspiel beim Doublegewinner Dortmund am Samstag Martin Harnik und Raphael Holzhauser zur Schonung auf die Bank beordert hatte, konnte es sich nach der Pause erlauben, weiteres Stammpersonal auszuwechseln. In Sven Ulreich, Georg Niedermeier, Cristian Molinaro, William Kvist und Ibrahima Traoré standen somit nur fünf Stammkräfte bis zum Schlusspfiff in der Elf des VfB, der bereits zum achten Mal in Folge das Achtelfinale des DFB-Pokals (Spieltermine sind der 18. und 19. Dezember) erreicht hat.

„Ich habe im ersten Jahr beim VfB durch das höhere Niveau meiner Mitspieler viel dazugelernt“, sagte Ibrahima Traoré, „jetzt läuft es besser für mich – das macht mich ruhiger.“ Wie bereits im Bundesligaspiel gegen Frankfurt zählte der kleine Afrikaner zu den besten Akteuren einer Stuttgarter Elf, die ihre Pflichtaufgabe routiniert erledigt hat und nun schon im sechsten nationalen Pflichtspiel in Serie ungeschlagen ist.

Weil der Rechtsverteidiger Gotoku Sakai angeschlagen nicht zur Verfügung stand, kam der 19 Jahre junge Antonio Rüdiger zum zweiten Einsatz bei den Profis – und erledigte seine Aufgabe gut. „Antonio ist ein sehr fleißiger und robuster Spieler, der seine Flanken stark verbessert hat“, lobte Bruno Labbadia den Defensivmann aus Berlin, dessen Mutter aus Sierra Leone stammt. Seine auffälligste Szene hatte Antonio Rüdiger, als er in der 69. Minute für den geschlagenen Torwart Sven Ulreich einen Schuss von Fin Bartels auf der Linie klärte. Dies war gleichzeitig die einzige Torchance für die harmlosen Gäste vor der stattlichen Zahl von 3000 mitgereisten St.-Pauli-Fans.