Der CDU-Stadtrat Jürgen Sauer hat im Riedenberger Augustinum darüber gesprochen, was sich bei den Buslinien 65 und 79 verändern könnte.

Filder - Es sollte eigentlich keine reine CDU-Veranstaltung werden. Die Christdemokraten hatten am Dienstag, 21. Januar, ins Augustinum geladen, um mit Besuchern über die Entwicklung der Buslinien 65 und 79 zu diskutieren. Dazu war der Technikvorstand der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) Wolfgang Arnold geladen – der sollte als Gastredner auftreten. Arnold aber sagte kurzfristig ab, „aus terminlichen Gründen“, so die offizielle Begründung.

 

Eine Rolle gespielt haben dürfte freilich auch, dass die CDU-Veranstaltung bereits als Teil des Kommunalwahlkampfs gelten könnte, immerhin präsentierten sich bei dem Vortragsabend auch die beiden Gemeinderatskandidatinnen Claudia Pfeiffer und Tatjana Strohmaier. „Die Veranstaltung war Anlass für die Überlegung, sich an die städtische Regelung anzuschließen. Die gebietet Zurückhaltung im Wahlkampf“, erklärt die SSB-Sprecherin Susanne Schupp. So oder so, Arnold hat seine Teilnahme für einen Termin nach den Wahlen zugesagt.

CDU-Stadtrat Jürgen Sauer referierte über die Linien 65 und 79

Einen würdigen Vertreter fand Arnold in Jürgen Sauer. Der CDU-Stadtrat sitzt im Aufsichtsrat der SSB sowie des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS). Sein Wissen über die Entwicklungen im öffentlichen Nahverkehr gab Sauer den Besuchern gut verständlich aufbereitet weiter.

Er umriss zunächst, welche Überlegungen es bisher zur Buslinie 65 gegeben hat. Diese verläuft von Obertürkheim über Sillenbuch nach Plieningen, „es ist eine der wichtigsten Verbindungen in der Stadt“, sagte Sauer. Im Nahverkehrsplan des Gemeinderats von 2009 sei die Verlängerung der Linie 65 als wünschenswert dargestellt. Dies hatten auch mehrere Bezirksbeiräte 2010 gefordert. Daraufhin hatte die SSB eine Verlängerung der Buslinie geprüft. Zunächst mit negativem Ergebnis: Eine Erweiterung erschien dem Unternehmen damals unrentabel.

Diese Erkenntnis ist längst überholt: Bekanntlich hat die SSB kurz darauf beschlossen, die Linie 65 durch die Linie 79 zu verlängern, die bis zum Flughafen und zur Messe führt. Ab März sollen auf der Linie drei neue Busse mit Brennstoffzellen-Hybrid-Antrieb fahren. „Damit gibt es zum ersten Mal einen komplett alternativen Antrieb, nämlich Wasserstoff und Strom“, sagte Sauer. Laut SSB-Sprecherin Schupp ist die Jungfernfahrt der 5,4 Millionen Euro teuren Busse für den 28. Februar geplant.

Taktzeit soll bis Riedenberg auf zehn Minuten verdichtet werden

Sauer warb dafür, die Linie 79 vermehrt zu nutzen. Denn die Erprobung der neuen Busse ist bis Mitte 2016 befristet. Die Linie werde aber besser als erwartet angenommen und spiele eine große Rolle im Ringverkehr: „Es ist wichtig, dass die Fahrgäste direkt zum Flughafen fahren können und nicht erst durch die Stadt müssen.“ Dazu komme, dass es am Flughafen künftig viele Veränderungen gebe, etwa die Ansiedlung von Filderbahnhof und Fernbusbahnhof, wie der Sillenbucher Bezirksbeirat Philipp Kordowich betonte. „Die Linie 79 ist eine Investition in die Zukunft“, sagte er.

Auch für den 65er sieht Sauer Potenzial: „Wir haben an der Uni Hohenheim mehr als 9900 Studierende. Das ist ein Pfund, mit dem sich wuchern lässt.“ Er wünscht sich eine Verdichtung der Taktzeit auf zehn Minuten – allerdings nur bis Riedenberg, das Sauer „im Schlagschatten der öffentlichen Verkehrsmittel“ sieht. „Alles andere wäre unrealistisch“, sagte der Stadtrat. Schon dieses Anliegen erscheint kaum machbar. „Wir sehen das aus wirtschaftlichen Gründen skeptisch“, sagt Susanne Schupp dazu. Die SSB werde die Möglichkeit aber prüfen.

Auch Taktverdichtung abends und am Wochenende gewünscht

Als weitere Anregungen aus dem Publikum nahm Sauer auf, dass sich viele Fahrgäste beim 65er auch sonntags und am Wochenende eine bessere Anbindung wünschen und dass geprüft werden solle, wie man die Studenten der Uni Hohenheim gezielt für die Nutzung des ÖPNV begeistern könne. Seinen Zuhörern gab Sauer ihrerseits mit, dass sie sich weiter für Verbesserungen des Nahverkehrs einsetzen sollten: „Verbesserungen sind möglich, auch wenn sie Geld kosten. Dafür zahlen Sie Steuern.“