Die Kulturhauptstadt ist es nicht. Aber ein gemeinsames Projekt von Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn und seinem Ludwigsburger Amtskollegen Werner Spec wäre reizvoll, meint StZ-Lokalchef Holger Gayer.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Manche Ideen sind wunderbar; sie enthalten eine Vision, und weil sie auch noch zum richtigen Zeitpunkt formuliert werden, können sie alsbald umgesetzt werden. Im Fall der vom    Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec ins Spiel gebrachten Bewerbung von Stadt und Region Stuttgart um die  Europäische Kulturhauptstadt 2025 stimmt zumindest die erste Voraussetzung: Die Vision von einer kulturell vernetzten Region, in der auch Mobilität neu gedacht wird, ist ungeheuer reizvoll. Das zweite Kriterium für eine erfolgreiche Umsetzung erfüllt die Idee allerdings nicht. Sie kommt – leider – zum falschen Zeitpunkt. Denn Fritz Kuhn hat recht, wenn er darauf hinweist, dass zunächst die bestehenden Kulturstätten in Stuttgart saniert werden müssen; das wird viel Geld kosten. Und auch sein zweites Argument sticht: Das Rosensteinviertel wird kaum vor 2025 bebaubar sein; dann aber soll die Kulturhauptstadt bereits in glänzendem Licht erstrahlen. Das geht aber nicht, wenn überall noch die Baustellenfunzeln hängen. Insofern ist nachvollziehbar, wenn Stuttgart jetzt andere Prioritäten setzt.

 

Miteinander statt übereinander reden

Trotzdem täten Kuhn und sein Gemeinderat gut daran, die Rufe aus der Region ernst zu nehmen. Stuttgart alleine ist zwar stark, aber nur in Kooperation mit der Region können die wirklich großen Aufgaben – Mobilität, Energiewende, bezahlbares Wohnen – gemeistert werden. Fritz Kuhn weiß das. Werner Spec auch. Beide Oberbürgermeister sind Alphatiere, mit analytischem Verstand ausgestattet, durchsetzungsfähig – und jeder auf seine Art eitel. Wenn die beiden mehr miteinander als übereinander redeten – und bei solcher Gelegenheit womöglich sogar die eine oder andere gemeinsame Idee entstünde –, dann wäre den Bürgern in der Landeshauptstadt und ihrer Region wohl am meisten geholfen. Das setzt aber voraus, dass beide Beteiligten ihre Rollen kennen und akzeptieren. Der eine darf sich nicht größer machen, als er ist, der andere nicht als vermeintlich Großer auf den Kleinen herunterschauen.