Die Pläne für eine neue Moschee an der Mauserstraße in Feuerbach nehmen Gestalt an. Mitte des Monats soll der Vertrag mit dem Architekten unterzeichnet werden. Von der Kampagne einer rechtspopulistischen Plattform lassen sich Stadt und Moscheegemeinde nicht beeinträchtigen.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Es ist ziemlich viel los im Büro von Ismail Cakir. Es tagt der Vorstand des Feuerbacher Ditib-Moscheevereins, zuvor hatte Stuttgarts Sozialbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) die Gemeinde an der Mauserstraße besucht. Natürlich ging es auch um den geplanten Neubau der Moschee auf dem bestehenden Areal in dem Gewerbegebiet an der Bahnlinie. Die Gemeinde hat das Vorhaben etwas abgespeckt, die möglichen Kosten von etwa 20 auf 14 bis 15 Millionen Euro reduziert. Noch im Februar soll der Vertrag mit dem Architekten un-terzeichnet werden. Unter den Mitgliedern der Moscheegemeinde macht sich offenbar Ungeduld breit. „Die Leute sagen uns: ‚Wann fangt ihr endlich an’“, erzählt der Vorsitzende Cakir.

 

Kosten um fünf bis sechs Millionen Euro reduziert

Mitte vorigen Jahres waren die Pläne bekannt geworden. Vorgesehen ist ein moderner Moscheebau mit einer etwa 30 Meter hohen Kuppel und zwei Minaretten, deren Höhe nicht feststeht. Diese schließt an den Innenhof an, von dem aus Waschräume und der Versammlungsbereich betreten werden können. Dieser Teil an der Ecke Mauserstraße und Albrechtstraße soll Räume etwa für Jugend- und Frauengruppen enthalten und für Angebote, die von der Hausaufgabenbetreuung bis zum Folkloretanzkurs reichen. Auch eine Tiefgarage ist vorgesehen. Die Mitglieder des Vereins haben aus fünf Entwürfen das Konzept des Büros SL Rasch aus Leinfelden-Echterdingen ausgewählt.

Man habe sich an einigen Stellen für die Verwendung günstigerer Materialien entschieden, zum Teil verzichte man auf Glaskonstruktionen, erläutert Ismail Cakir die Kostenreduzierung. Der Entwurf bleibe ansonsten aber wie gehabt. Was die Finanzierung angeht, ist der Vorsitzende von Stuttgarts größtem Moscheeverein zuversichtlich. „Bis zum Baubeginn sollen zwei bis drei Millionen Euro an Spenden zusammen sein“, sagt Cakir. Beim Freitagsgebet in der ersten Januarwoche habe man die Spendenaktion offiziell gestartet. Es seien auf Anhieb 23 000 Euro zusammengekommen. „Das hat uns Mut gemacht, dass die Leute uns unterstützen“, sagt der Vorsitzende. Die restliche Summe soll per Bankkredit aufgebracht werden. Dass der Verein das stemmen kann, davon ist Ismail Cakir überzeugt. Mit inzwischen rund 1200 Mitgliedern sei man „der größte Moscheeverein Europas“.

Rechtspopulisten machen mobil

Das Vorhaben ist von Islamgegnern aber bereits mit Störfeuer belegt worden. So hat die rechtspopulistische Internetplattform „Pax Europa“ in Feuerbach und Zuffenhausen Flyer gegen das Projekt verteilt. Darin ist von „gefährlicher Ideologie“, „türkisch-islamischer Parallelgesellschaft“ und einer „Gettoisierung der Stadtbezirke Feuerbach und Zuffenhausen“ die Rede. Mit einem Serienbrief sollten Bürger ihren Unmut bei den Ratsfraktionen kundtun.

Ismail Cakir gibt sich gelassen. „Wir haben nicht reagiert“, sagt er. „Mit so etwas vergeude ich nicht meine Zeit.“ Schon mit der Behauptung, die Gemeinde wolle eine „neue Großmoschee mit 2000 Plätzen“ errichten, werde der geplante Bau bewusst ins Riesenhafte verzerrt. Dabei kämen heute schon zum Freitagsgebet so viele Besucher. Viel entscheidender an dem Neubau seien die Sozialräume. „Die machen 70 Prozent des Projekts aus“, betont Cakir. Dort wolle man nicht zuletzt Jugendarbeit leisten, „dass die Leute nicht extrem werden“.

Stadtverwaltung unterstützt das Projekt weiter

Auch den derzeit häufig erhobenen Vorwurf, Ditib-Gemeinden ständen unter dem Diktat der türkischen Religionsbehörde in Ankara, weist der Gemeindevorsitzende zurück. „Unser Verein ist nicht gesteuert.“ Und man nehme alle auf, egal welcher Partei sie anhingen. Er habe jedenfalls noch keinen Druck aus Ankara bekommen, und wenn, würde er dem nicht nachgeben, versichert Ismail Cakir. „Wir haben ein offenes Herz – und wir haben keine zwei Gesichter“, sagt der bald 61-Jährige über sich und den neunköpfigen Vorstand. Ganz persönlich bekennt der Bad Cannstatter Einzelhändler, der am 5. Februar vor 45 Jahren nach Deutschland kam: „Ich liebe dieses Land.“

Im niedrigen dreistelligen Bereich dürfte die Zahl der Serienbriefe liegen, die bei den Ratsfraktionen insgesamt eingegangen sind. Auch Sozialbürgermeister Werner Wölfle hat zehn bekommen. „Lästig und ärgerlich“ nennt er die Aktion, „aber keine breite Bewegung“. Wölfle lässt keinen Zweifel daran, dass die Stadt das Moscheeprojekt „weiter positiv begleiten wird“. Zumal dieses sich im Rahmen des bestehenden Baurechts bewege. Mit der Gemeinde mache man gute Erfahrungen, sagt der Sozialbürgermeister. „Durch langjährige Kontakte haben wir Vertrauen zu den handelnden Personen. Das sind alte Bekannte.“ Die Beurteilung von Ditib im Allgemeinen gehöre dagegen nicht zu seinen Aufgaben, sagt Wölfle.

Im Bezirk selbst gibt es bis jetzt offenbar keine Aufwallungen gegen die Moscheepläne. „Die Stimmung ist unaufgeregt“, sagt Bezirksvorsteherin Andrea Klöber. Sorgen von Bürgern würden nur sehr vereinzelt an sie herangetragen, Serienbriefe seien bei ihr gar keine eingegangen. Der Bezirksbeirat stehe diesem wie anderen Vorhaben neutral gegenüber. Da aber noch kein Bauantrag vorliege, habe sich das Gremium auch noch nicht damit befassen können. Die Bezirksvorsteherin verspricht sich durch den geplanten Neubau aber auf jeden Fall eine Verbesserungen am Standort: städtebaulich und durch die geplante Tiefgarage vor allem auch der Verkehrsverhältnisse.