Der Woodpecker-Trail in Stuttgart-Degerloch hat Fans und Feinde. Wir haben mit Downhillern gesprochen, um herauszufinden, was den Reiz an ihrem Sport ausmacht. Ein Besuch mit der Videokamera.

Stuttgart - Jannik Henzlers Kurzurlaub beginnt hinter dem Degerlocher Bahnhof. Die Heinestraße runter, vorbei an stattlichen Einfamilienhäusern, die sich an den Kesselrand schmiegen, rechts in die Helene-Pfleiderer Straße und dann wieder links, mitten hinein in den Dornhaldenwald. Im Schatten der eng stehenden Buchen fällt der Blick auf eine Holzrampe, davor liegen Räder, Helme und Protektoren. Hier beginnt der Woodpecker-Trail. Die knapp über einen Kilometer lange Rennstrecke fällt steil ab. „Mit der Rampe sind wir zufrieden“, sagt Henzler, er ist Sprecher der Interessengemeinschaft AG Downhill, „wir wollten gleich am Anfang klar machen, was da auf einen zukommt.“

 

Der Woodpecker-Trail ist nicht unumstritten. Hier gibt es einen Überblick über die Berichterstattung.

In Baden-Württemberg gilt die zwei Meter Regel. Das bedeutet, dass auf Waldwegen, die schmaler als zwei Meter sind, nicht mehr mit dem Rad gefahren werden darf. Dies hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass die Stuttgarter Downhillpiloten auf illegalen Strecken in den Kessel hinab geschossen sind. Um die Sicherheit für Fahrer und Fußgänger zu verbessern, wollte man bereits 2006 eine legale Strecke bauen. Der erste Anlauf scheiterte jedoch am Votum des Gemeinderats und dem Protest von Anwohnern und Spaziergängern. 2011 klappte es dann doch, die Stadt förderte das Projekt mit 175.000 Euro und in enger Zusammenarbeit mit dem Amt für Umweltschutz konnte im August 2015 der Bau beginnen.

Die jungen Piloten absolvieren mit bis zu 50 Stundenkilometern knapp 120 Höhenmeter. Neun Jahre hat es gedauert, bis die Strecke zum ersten Mal befahren wurde. Heute strahlt Henzler, wenn er von der Rampe aus in den Kessel unter sich blickt. „Der Downhillfreundeskreis ist seit Jahren gewachsen. Mittlerweile kommen die Leute sogar aus Ulm und Freiburg, um in Stuttgart zu fahren.“

Die Kritik am Sicherheitskonzept der Strecke, die seitens der Anwohner und Spaziergänger aufkam, können die jungen Fahrer nicht nachvollziehen. Die meisten von ihnen tragen rüstungsähnliche Protektoren für Brust und Rücken. Der Helm ist Pflicht, Knie und Schienbeinschoner sind ebenfalls verbreitet. „Außerdem haben wir darauf geachtet, dass die Strecke keine Gaps enthält“, sagt Henzler und erklärt, dass man keine Sprünge eingebaut hat, die man nicht auch einfach auslassen beziehungsweise „abrollen“ könnte. „Im Grunde kann hier jeder in seiner Geschwindigkeit runterkommen.“

Eigentlich wollte er nie etwas mit diesen "verrückten Downhillern" zu tun haben, sagt der 26-jährige Stuttgarter und lacht. Doch als er sich vor neun Jahren, eingepackt in alle Protektoren, die er finden konnte, zum ersten Mal einen Hang hinunterstürzte, hat er sofort Feuer gefangen. Inzwischen sind von Teenagern bis Rentnern mehrere Generationen auf der Strecke unterwegs. Einen schnelleren und schöneren Weg hinab in den Stuttgarter Süden gibt es schließlich nicht, sagt Henzler. Während sich auf der Weinsteige im Feierabendverkehr die Autos stauen, brauchen die Downhiller nur 120 Sekunden in den Kessel.