Durch den 2:0-Sieg gegen den Chemnitzer FC sind die Stuttgarter Kickers nach dem sechsten Spieltag Tabellenführer der Dritten Liga. Soriano und Marchese erzielen die Tore.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Reutlingen - So hat man Horst Steffen selten gesehen. Völlig losgelöst von der Erde tänzelte der Trainer der Stuttgarter Kickers nach Spielschluss durch die Stadionkatakomben – und feuerte sich selbst an: „Jawoll, so sieht’s aus!“, schrie der 45-Jährige dann. Reichlich Grund zur Freude hatte Steffen ja auch: Denn nach dem 2:0 (0:0) über den Chemnitzer FC grüßen seine Kickers erstmals in der Clubgeschichte vom ersten Tabellenplatz der Dritten Fußball-Liga. „Spitzenreiter, Spitzenreiter!“, sangen die ebenfalls siegestrunkenen Fans.

 

„Ein Kompliment an meine Mannschaft. Sie hat läuferisch, spielerisch und kämpferisch überzeugt. Dass wir jetzt Erster sind, wird die Mannschaft genießen. Aber wir arbeiten seriös weiter“, sagte Steffen, der in Sachen Anfangsformation kein Freund von Experimenten ist. Zum sechsten Mal im sechsten Saisonspiel vertraute der Kickers-Trainer derselben Startelf – mit einer Ausnahme: Für den Kanadier Randy Edwini-Bonsu, der im Sturm erneut den Vorzug vor Lhadji Badiane erhielt, war es erst der zweite Einsatz von Beginn an.

Mit einem offensiven 4-3-3-System und der Angriffsreihe Edwini-Bonsu (rechts), Elia Soriano (Mitte) und Gerrit Müller machten die Stuttgarter an der Reutlinger Kreuzeiche gleich Druck, ihre Erfolgsserie mit drei Siegen und einem Unentschieden hat sie selbstbewusst gemacht. Dass der Chemnitzer FC bislang unbesiegt war, brachte die Mannen um den Kapitän Enzo Marchese nicht von ihrer offensiven Marschroute ab. Die ersten Kickers-Chancen waren da nur die logische Konsequenz des druckvollen Spiels: Zunächst erzielte Edwini-Bonsu ein Tor aus Abseitsposition (11.), dann wurde der Sturmtank Soriano in Mittelstürmerposition gekonnt von Marchese in Szene gesetzt – aber sein Schuss ging rechts daneben (12.).

Kickers-Torwart Korbinian Müller war auf dem Posten

Zwar kam auch Chemnitz durch Schüsse des Kapitäns Anton Fink (22.) und von Marco Kehl-Gomez (35.) zu Möglichkeiten – doch der Kickers-Torwart Korbinian Müller war auf dem Posten. Die Stuttgarter, angetrieben vom einsatzfreudigen Besar Halimi, blieben aber das dominantere Team. Ein Treffer wollte den ganz in Himmelblau gekleideten Hausherren in ihrem Fußballexil unter der Achalm vor der Pause aber nicht gelingen. Dafür stimmte die Kulisse: Von der Marke „3000 plus X“ war bei den Stuttgartern zuletzt stets die Rede gewesen. Am Mittwochabend gegen den CFC war dieses ominöse „X“ erstmals größer als Null: Denn der Kickers-Kassier durfte sich über 3420 Besucher freuen.

„Wir sind vorne gefährlich – und stehen hinten gut“, sagte der Kickers-Torhüter Müller, der mit seinen Kollegen gleich zu Beginn der zweiten Hälfte aber Glück hatte, als der CFC-Stürmer Reagy Ofosu aus kurzer Distanz drüber schoss (46.). Dann das 1:0 für die Gastgeber: Der kleine Halimi, der als Neuzugang vom VfB II sein bestes Spiel im Kickers-Dress machte, dribbelte sich links durch und legte quer auf Soriano, der flach nach rechts zu seinem zweiten Saisontreffer einschob (53.). Und die Kickers blieben obenauf: Erst musste der Chemnitzer Philipp Röseler nach einem Foul an Marchese mit Gelb-Rot gehen (80.), dann verwandelte der Stuttgarter Kapitän einen Elfmeter zum 2:0-Endstand. Der eingewechselten Marco Calamita war zuvor im Strafraum gelegt worden (85.).

„Platz eins ist eine Momentaufnahme, die wir nicht überbewerten wollen. Es sind erst sechs Spiele absolviert. Aber mal sehen, wie weit wir am Ende kommen“, resümierte Besar Halimi, der mit den Kickers nun als Tabellenführer am Sonntag (14 Uhr) auf der Bielefelder Alm antritt.