Hanka zickt, Kader tuschelt, Jens prollt, Florian flüstert, „Honey“ nervt, Marc radebrecht und Thomas ist auf Nikotin-Entzug. „La Familia grande“ entpuppt sich als das, was sie immer schon war: billige Fassade.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Coolangatta/Stuttgart - Tag zwölf im Dschungel. Die Stars zeigen Ermüdungserscheinungen – und der Zuschauer auch. Die Stimmung im Camp ist unterirdisch. Die Lästerschwestern Kader und Hanka gegen Kippen-Junkie Thomas („Wenn ich keine Zigaretten kriege, scheiße ich denen vor die Kamera“) und Ballermann-Jens gegen die Männerfreunde Marc und Alexander. Android-Boy Florian sitzt zwischen allen Stühlen.

 

Hanka Rackwitz macht sich Sorgen um die Kollateralschäden des Ex-Weltkickers, der nur noch ein Schatten vergangenen Ruhms ist. „Der Thomas explodiert wie eine Tretmiene, wenn du den nur anguckst.“

„Die sind alle, alle ein Fake. Die einzigen, die es ehrlich meinen, sind Hanka und ich“, beteuert Kader Loth im Dschungeltelefon. „Das ist alles so schrecklich. Ich weiß nicht, ob ich das aushalte“ – mit „den Monstern“. Ja, sie hören richtig! Das zarte Modell mit der wilden Mähne nennt ihre Mitcamper Monster, die „jetzt ihre hässliche Fresse zeigen“. Nur gut, dass Rage Loth unbewaffnet ist, sonst . . . „Ich würde am liebsten einen Hammer nehmen, eine Kettensäge.“ In der Not hilft beten: „Lieber Gott, gib mir die Kraft.“

Am Feuer schwelgt Jens Büchner derweil in Erinnerungen: „Ich bräuchte fünf Dschungelcamps, um das alles zu erzählen, was ich erlebt habe.“ Eigentlich bräuchte er dafür nur eine halben Bierdeckel.

Inmitten überbordender Gefühle und unbefriedigter Libidinösität ist es für Hanka und Marc Terenzi das allererste Mal . . ., dass sie zur Dschungelprüfung antreten. Im „Dschungelcasino“ auf dem „Monte Qualo“ speisen sie in einem Dinner zu zweit. „Das Auge ist mit, aber essen sie auch das Auge mit?“, fragt Moderator Daniel Hartwich ahnungsvoll.

Auch Moderator Hartwich wendet sich angewidert ab

Blackjack, Roulette und einarmiger Banditen. „Das sieht nach Spaß aus“, meint Hanka. Falsch! Bei diesem Glücksspiel kann man nur verlieren. Jeder bekommt vier Chips fürs Roulette. Der erste Gang: Straßen-Anus. Marc hat seine Prinzipien: „Kein Popoloch.“ „The Maschine“ knabbert ein bisschen, während Hanka den ganzen Anus verputzen soll. „Das Mittelstück geht, aber das Endstück. Das stinkt.“ Wie der Name so der Geruch. Sie gibt angesichts der olfaktorischen Herausforderung auf.

Zweiter Gang: zwei Krokodil-Penise. Auch diese Delikatesse landet angekaut in den Büschen. „Ich hab Penis zwischen den Zähnen“, kommentiert die TV-Maklerin.

Nächste Station: Blackjack. Aus einer Glasschale schauen die beiden Camper mindestens 100 Fischaugen vorwurfsvoll an. Die sollen sie in ihrem Mund zerquetschen und die Augenflüssigkeit in einem kleinen Glas auffangen und runterschlucken. „Ist nur Salzwasser“, beruhigt Sonja Zietlow. Hanka passt. „Das ist so widerlich! Bah! Uuh! Um Gottes willen! Ööh! Mir ist so schlecht Pimmel und Arschloch, aber nicht das!“

Auch Moderator Hartwich wendet sich angewidert ab. „Das ist die einzige Übung, bei der ich mich auch übergeben müsste.“ Sonja Zietlow puscht Terenzi. „Komm Marc, drück noch ein Auge zu.“ Der singende Stripper beißt beherzt zu. Eine dickflüssige, braune Masse tropft aus den zerbissenen Augen. Er kippt die Brühe auf ex. Der erste Stern.

Letzte Station der Nouvelle Cuisine: der einarmige Bandit. RTL hat sich mal wieder kulinarisch selbst übertroffen. Erster Gang: gebackene Tarantel, Motte und Hirschpenis. „Von dem muss du aber nur die Spitze essen“, tröstet Hartwich Hanka. Der Spinnensaft läuft ihr das Kinn runter. „Wenn man sich vorstellt wie eine Spinne schmecken sollte, so schmeckt sie.“ Hanka kämpft gegen den Brechreiz - und gibt auf.

Die Stimmung im Camp kippt

Schlimmer geht’s nimmer? Von wegen. Nächster Gang: Ziegenvagina. Marc Terenzi: „Es gibt ein paar Dinge, die möchte ich nie in meinem Leben essen.“ Sonja Zietlow: „Eine Vagina von einem Tier ?“ Marc Terenzi: „Genau.“ Letzter Gang: fünf lebende Kakerlaken. Hanka: „Wenn die gebacken oder gekocht wären, aber nicht lebend.“ Auch daraus wird nichts.

Derweil im Camp ritzt Narziss und Goldmund „Honey“ seinen Namen in eine Sitzbank, um sich auf heiligem Grund zu verewigen. „Das machen Männer gerne, den Namen ihrer großen Liebe zu hinterlassen“, lästert Blondine Zietlow.

Als die obligatorischen Briefe aus der Heimat von Teamchef „Honey“ verteilt werden, laufen die Tränen. Für die ausgemergelten Stars, die mit ihren Nerven am Ende sind und deren Magen knurrt, sind die herzergreifenden Zeilen Balsam für die weidwunde Seele. Jens‘ Freundin macht ihm postalisch einen Heiratsantrag. „Ich habe mich so, so gefreut. Dass ich hier einen Brief bekommen, ist das Größte im Leben“, sagt der Auswanderer mit tränenerstickter Stimme.

Die Stimmung im Camp kippt. Plötzlich haben sich alle wieder lieb. Friede, Freude, Eierkuchen. Marc: „Wir schlafen draußen in the Jungle, zwölf Tage ohne Essen. Und dann ändert ein einziger Brief das ganze Camp.“ Pathetisch verkündet „Honey“: „Es war mir eine Ehre diese Briefe vorlesen zu dürfen.“

It-Flori bekommt Post vom verlorenen Bruder, mit dem ihn eine gemeinsame Drogenvergangenheit verbindet. Seit Jahren haben die Geschwister kaum miteinander gesprochen. Und jetzt diese warmen Worte.

Das Ende kommt schnell und undramatisch. Der „Honey“ – erst gehasst, jetzt geschasst - muss das Camp verlassen. Finito für die Schmalzbacke aus Frankfurt am Main.

Tiefpunkt:

Irgendwie fehlten die Höhen und Tiefen. Der zwölfte Tag war ähnlich schleimig wie der braune Sud aus den Fischaugen.

Beste Sprüche:

„Um einen Stern zu bekommen einen Penis zu essen, ist nicht mein Ding.“ (Marc Terenzi)

„Mutti, schäme dich nicht wegen dem Puploch und dem Pimmel. Habe ich alles wieder ausgebrochen.“ (Hanka Rackwitz)

„Alles nur Penis, Anus und Vagina.“ (Marc Terenzi)

„Gina-Lisa war der Wankelmotor im Camp. Jetzt lässt sie wieder draußen ausnutzen.“ (Sonja Zietlow)

„Jens? Wer ist Jens?“ (Kader Loth)

„Marc ist wirklich eine Kampfmaschine.“ (Kader Loth)

„Sie schießt immer 1000 Missiles gegen mich. Ich explodiere gleich.“ (Marc Terenzi über Hanka Rackwitz)

Peinlichster Moment:

Das abgeklärte Dauergrinsen voller triefender Weisheit von Honigmäulchen Alex Kühn (Keen ist sein Künstlername).

Spaßfaktor:

Sechs Sterne hätten sich Hanka und Marc erfuttern können. Ein läppischer Stern kam heraus. Mehr ist auch dieser Tag im Dschungel – trotz Überziehung um fast 20 Minuten - nicht wert. Eine lahme Vorstellung.

Fazit:

Wenn das so weitergeht, kann man nur froh sein, wenn in vier Tagen endlich der/die Dschungelkönig (in) gekrönt wird. Und dann Schwamm drüber.