Die Duale Hochschule in Stuttgart ist für ihre Qualität ausgezeichnet worden. Um diese zu halten, braucht es aber mehr Geld.

Stuttgart - Das Erfolgsmodell in der baden-württembergischen Hochschullandschaft steht finanziell auf wackeligem Fundament. Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) kann nur die Hälfte ihrer Studenten über ihren normalen Haushalt finanzieren. Die andere Hälfte läuft über die sogenannte Überlast. Die Studenten rennen der Hochschule die Türen ein. Seit 1999 hat die Duale Hochschule, die damals noch Berufsakademie hieß, ihre Studentenzahl praktisch verdoppelt.

 

27.700 Studenten zählt die Hochschule nach eigenen Angaben in diesem Wintersemester. Damit rangiert sie hinter der Universität Heidelberg mit 28.600 Studierenden auf dem zweiten Platz der größten Hochschulen in Baden-Württemberg. Im Jahr 2005 waren noch 19.000 Studierende eingeschrieben, im vollen Ausbau im nächsten Jahr sollen es 30.000 werden.

Die Hälfte der Studierenden werden über das Ausbauprogramm Hochschule 2012 finanziert, erklärt Reinhold Geilsdörfer, der Präsident der DHBW. Das macht die finanzielle Basis unsicher. Denn das Programm ist nur auf Zeit angelegt. Es war aufgelegt worden, um dem doppelten Abiturjahrgang, der 2012 an die Hochschulen kommt, gleiche Studienchancen zu bieten. Es soll 2017 enden. Geilsdörfer beschreibt die Konsequenzen so: "Die Angestellten können alle nur befristet eingestellt werden. Räume können nur auf Zeit angemietet werden und Baumaßnahmen sind gar nicht möglich." So kommt es, dass zum Beispiel in Stuttgart der Studienbetrieb auf mehr als 20 Standorte verteilt ist.

Jetzt drängt die Duale Hochschule darauf, dass wenigstens die Hälfte der Überlast in die Grundlast überführt wird, wie Geilsdörfer sagt. Dafür brauche die Hochschule jedoch 30 Millionen Euro im Jahr mehr vom Land. Die Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) signalisiert Verständnis. "Wir müssen jetzt die Grundlast definieren", sagte sie im Landtag. Generell brauche der weitere Ausbau der Studienplätze weitere Mittel, betonte Bauer.

Die Abschaffung der Studiengebühren trifft besonders hart

Entsprechend zuversichtlich ist Geilsdörfer, dass die Finanzen auf ein stabileres Fundament gestellt werden. Ähnliche Probleme haben auch die Fachhochschulen, die nun Hochschulen für angewandte Wissenschaften heißen. Dort laufe etwa ein Fünftel der Studienplätze über das Ausbauprogramm und damit als temporäre Überlast. Die Duale Hochschule hat aber noch ein Spezialproblem. Die Abschaffung der Studiengebühren trifft sie besonders hart. Reinhold Geilsdörfer bestätigt, "wir verlieren fünf Millionen Euro im Jahr". Das Land hat sich zwar verpflichtet, das Geld zu ersetzen, das den Hochschulen entgeht, doch werden alle Hochschularten gleich behandelt. Zieht man alle Befreiungstatbestände ab, so kommt das Land auf 280 Euro, die jede Hochschule im Schnitt von einem Studenten im Semester an Gebühren eingenommen hat. Dabei wird zugrunde gelegt, dass 44 Prozent der Studenten befreit waren. Mag schon sein, meint Geilsdörfer, doch an der Dualen Hochschulen haben 75 Prozent der Studenten die Gebühr bezahlt. Wegen der Kompensation auf Durchschnittsbasis verliere die Duale Hochschule 80 Euro pro Student. "Die Einbußen machen uns Sorgen", sagt der Präsident. Man habe protestiert, doch das Überlastproblem wiege noch viel schwerer.

Da erkennt die Duale Hochschule durchaus an, "das Wissenschaftsministerium will uns bei unserem Hauptfinanzproblem helfen". Jetzt müsse sich Bauer nur noch bei Finanzminister Nils Schmid (SPD) durchsetzen. Die Politik gehe kein Risiko ein, meint Geilsdörfer. Er geht davon aus, dass die Nachfrage nach Studienplätzen an der DHBW nicht zurückgehen wird. Das Studium ist gekoppelt an einen Ausbildungsplatz in einem Unternehmen. Der Fachkräftemangel werde dazu führen, dass die Unternehmen weiterhin Plätze im bisherigen Umfang anbieten werden.

Das gesamte Qualitätsmanagement wurde für gut befunden

Was die Qualität angeht, hat die Duale Hochschule im Dezember eine große Hürde genommen. Sie ist die erste Hochschule in Baden-Württemberg, die eine Systemakkreditierung erhalten hat. Bundesweit gibt es mit der Universität Mainz und der Fachhochschule Münster erst zwei weitere Einrichtungen, die dieses Prädikat führen dürfen. Es sei mit einer Tüv-Prüfung für die Qualität von Lehre und Studium zu vergleichen, erklärt die Hochschule. Das gesamte Qualitätsmanagement wurde bewertet und für gut befunden. Angekommen ist dabei offenbar, dass alle Kommissionen sowohl mit Vertretern der Wissenschaft als auch der Unternehmen besetzt sind.

Die Studenten werden jährlich befragt, wie die Betreuung in der Praxisphase läuft, ob sie an Projekten mitarbeiten können, ob das Niveau des Studiums angemessen ist, ob die Infrastruktur der Hochschule stimmt, erklärt eine Mitarbeiterin. Darauf baut die jährliche Maßnahmenplanung auf, in die auch externe Berater eingebunden sind. Durch die Systemakkreditierung kann die Duale Hochschule nun neue Studiengänge einrichten, ohne diese einzeln überprüfen lassen zu müssen.

Bewertung für Hochschulstrukturen und Studiengänge

Systemakkreditierung Hierbei wird das interne Qualitätssicherungssystem einer Hochschule in Studium und Lehre begutachtet. Untersucht werden die Strukturen und Routinen, die die Qualität der Studiengänge gewährleisten. Die Definition von Qualität ergibt sich aus den eigenen Zielen der Hochschule, aus den Vorgaben der Kultusministerkonferenz für Bachelor-/Masterstudiengänge, den Kriterien des deutschen Akkreditierungsrats, den länderspezifischen Vorgaben für Studiengänge und europäischen Standards. Die Akkreditierung wird auf sechs Jahre ausgesprochen. Zum Verfahren zugelassen ist auch die Universität Stuttgart.

Programmakkreditierung Bei der Programmakkreditierung werden einzelne Studiengänge überprüft. Hochschulen können bei einer ausgewählten Agentur einen Antrag auf Akkreditierung stellen. Diese setzt dann eine Gutachtergruppe ein. Die Akkreditierung von Bachelor- und Masterstudiengängen von der Kultusministerkonferenz vorgeschrieben und ist Voraussetzung für die staatliche Genehmigung.

Spitzenhochschule Durch die Programmakkreditierung hat sich die Hochschule Pforzheim in den Kreis ausgezeichneter wirtschaftswissenschaftlicher Hochschulen katapultiert. Sie hat ihre Fakultät für Wirtschaft und Recht sowie die Studiengänge des Wirtschaftsingenieurwesens von der internationalen Institution Association to Advance Collegiate Schools of Business (AACSB) begutachten lassen und ist zertifiziert worden. Damit gehört die Fachhochschule neben der Universität Mannheim zu den sieben deutschen Hochschulen mit AACSB-Siegel.