In der Serie „Ein Stück Cannstatt“ stellen wir alle 18 Stadtteile vor. Heute ist die Altenburg dran. Während viele Familien seit Jahrzehnten im Stadtteil leben, sind die Geschäfte nach und nach verschwunden.

Bad Cannstatt - Wenn Gabriele Schneider morgens zur Arbeit geht, kommen unweigerlich Erinnerungen hoch: „An diesem Brunnen stand ich schon 1960“, sagt sie und zeigt auf den Brunnen neben dem Portal der Altenburgschule. Mit Schultüte in der Hand und flankiert von Mutter und Klassenlehrerin. Gabriele Schneider ist im Stadtteil Altenburg aufgewachsen, hat dort die Grundschule besucht und den größten Teil ihres Lebens zugebracht. Für sie ist es ein Stadtteil mit Lebensqualität: „Viele Familien sind alteingesessen, man kennt und hilft sich.“ Ob Wandergruppe, gemeinsames Kochen oder Ferienwaldheim – an jeder Ecke trifft man Bekannte, die Angebote von Kirchen oder anderen Institutionen werden angenommen und rege genutzt.

 

Daran habe sich seit ihrer Kindheit nichts geändert – wohl aber am Straßenbild: „Früher gab es auf der Altenburg Bäcker, Metzger, Tante-Emma-Läden, Gärtnereien und sogar ein Geschäft für Stoff- und Nähbedarf sowie einen Milchladen, wo man mit seiner Kanne hinmarschierte“, erzählt die Lehrerin. An Nahversorgungsmöglichkeit geblieben ist einzig der Bioladen Plattsalat, dafür gibt es im Römerkastell heute alle Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen. Vor allem früher haben sich die Bewohner der Altenburg allerdings klar gegenüber dem Hallschlag abgegrenzt: „Meine Mutter hat mir eingebläut, in der Tanzstunde immer zu sagen, dass ich von der Altenburg komme und keinesfalls vom Hallschlag“, erzählt Schneider schmunzelnd. Obwohl sie selbst viele positive Erinnerungen mit dem angrenzenden Stadtteil verbinde, sei der Hallschlag stets verrufen gewesen. „Ich fand das ja lustig, die staunenden Gesichter zu sehen, wenn man als Teenager erzählte, man sei aus dem Hallschlag.“ Straßenrivalitäten und einfache Bedürfnisse seien damals prägend für den an die Altenburg angrenzenden Stadtteil gewesen, auf jeden Fall in der Außenwirkung.

Ein alter Siedlungsplatz

Heute habe sich der Hallschlag wiederum stark verändert, die Altenburg jedoch bleibe immer ein wenig, wie sie ist – viele Familien wohnen seit langem dort, auch eine der beiden Töchter von Gabriele Schneider ist im Stadtteil geblieben. Und auch sie selbst ist auf gewisse Weise zurückgekehrt, obwohl sie inzwischen im nahe gelegenen Stadtteil Birkenäcker lebt. „Seit sechs Jahren unterrichte ich an der Altenburgschule“, erzählt die Lehrerin.

Zurück bei ihren Wurzeln hat sie sich im vergangenen Jahr zum 100-jährigen Schuljubiläum gemeinsam mit ihren Schülern auf Spurensuche nach den Wurzeln des Stadtteils begeben. „Bei ihrer Gründung stand die Altenburgschule auf der grünen Wiese, es gab keine Häuser ringsum.“ Die Schüler seien aus Bad Cannstatt und der Neckarvorstadt den Berg hinauf gekommen, weil die zwei damals in Bad Cannstatt existierenden Schulen aus allen Nähten geplatzt seien. Die ersten Wohnhäuser auf der Altenburg entstanden in den 1920er Jahren, auch Schneider ist in einem dieser Gebäude aufgewachsen. „Weitere Bauwellen waren zurzeit der Weimarer Republik und in den 50er Jahren.“ Dass die Gegend als solche jedoch schon ganz früh ein Siedlungsplatz war, zeigen archäologische Funde, wie sie zum Beispiel jüngst beim Abriss des Steiggemeindehauses gemacht wurden. Dort stieß man auf Fundamente einer vermutlich dem Stadtteil seinen Namen gebenden alten Burg.

Einwohner: 1514

Fläche: 19,2 Hektar

Besonderheit: gute Gemeinschaft