Vor zwei Jahren hat der Stuttgarter Oberbürgermeister ein Energiekonzept angekündigt, am Donnerstag stellt er es vor. Schwerpunkt ist die Wärmedämmung.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Knapp zwei Jahre nach seinem Amtsantritt wird OB Fritz Kuhn (Grüne) am Donnerstag ein Energiekonzept für Stuttgart vorstellen – die Verspätung in diesem Themenfeld, das Kuhn neben dem Verkehr oft als das wichtigste seiner Amtszeit bezeichnet hat, begründete der OB mit dem langwierigen Verfahren um die Energiekonzessionen, das im März zu Ende gegangen war, und mit bundespolitischen Beschlüssen, die abgewartet werden mussten.

 

Trotzdem war Stuttgart nicht untätig geblieben – so gibt es zum Beispiel längst energiepolitische Ziele, die sich die Stadt gesetzt hat. In dem Konzept muss jetzt geklärt werden, mit welchen konkreten Maßnahmen diese Ziele erreicht werden können. Wir versuchen eine Bestandsaufnahme und einen Ausblick in den drei wichtigsten Feldern: Energieeinsparung, Energieeffizienz und Energieerzeugung.

Einsparung von Energie

Verbrauch soll bis 2020 um 20 Prozent sinken

Strom und Wärme, die nicht verbraucht werden, müssen nicht erst teuer erzeugt werden – die Stadt bemüht sich deshalb seit langem, vor allem über das Projekt „Stadt mit Energieeffizienz“ (SEE), Energie einzusparen. Ziel ist es, den Verbrauch bis 2020 um 20 Prozent zu senken – dies deckt sich mit den Absichten von Land und Bund. Um das Ziel zu erreichen, bedürfe es eines „äußerst engagierten Vorgehens aller Akteure“, wie der Energieexperte Joachim Nitsch vor einiger Zeit mit Blick auf Stuttgart sagte. Ein Bereich ist die Dämmung der Gebäude, da Raumwärme und Warmwasser 45 Prozent des gesamten Stuttgarter Energieverbrauchs ausmachen. Wärme, das sagen alle Experten, ist der eigentliche Schlüsselbereich der Energiewende. Der Sanierungsstand in Stuttgart sei aber „noch sehr ausbaufähig“, heißt es in einem SEE-Newsletter.

Schon bisher besaß Stuttgart deshalb ein eigenes Förderprogramm; seit 1998 wurden 24 Millionen Euro vergeben. Ob Kuhn in diesem Bereich nachlegt, ist offen – denn der Bund hat vor wenigen Tagen selbst die steuerliche Förderung von Sanierungen beschlossen. Diesen „Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz“ hat Kuhn wohl abwarten wollen.

Effizienz bei den Anlagen

Blockheizkraftwerke sind besonders effizient

Die Begriffe Einsparung und Effizienz verwischen im Sprachgebrauch – gemeint ist aber mit Effizienz, Anlagen so zu optimieren, dass sie eine möglichst hohe Energieausbeute haben. Spitze sind in diesem Bereich Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung, die einen Nutzgrad von bis zu 90 Prozent haben. Der Bau solcher Blockheizkraftwerke, beispielsweise für einzelne Wohnquartiere oder Unternehmen, dürfte deshalb in Kuhns Konzept eine wichtige Rolle spielen. Joachim Nitsch fordert bis 2022 eine Verdoppelung der Stromerzeugung durch Blockheizkraftwerke in Stuttgart sowie eine Steigerung der Wärmeversorgung aus Kraft-Wärme-Kopplung um 35 Prozent.

Von Bedeutung wird dabei das Fernwärmenetz der EnBW sein, da es künftig mit noch zu entwickelnden Nahwärmenetzen verbunden werden könnte. Seit Kuhn OB ist, stieg deshalb das Interesse der Stadt daran, das Fernwärmenetz zu übernehmen, was die EnBW aber kategorisch ablehnt.

Erzeugung von grünem Strom

Bei der Fotovoltaik hat Stuttgart Nachholbedarf

In der Großstadt ist es recht schwer, grünen Strom zu produzieren, denn Windräder und Biogasanlagen brauchen Freiraum und Abstand. Trotzdem hat sich die Stadt schon vor längerer Zeit das Ziel gesetzt, den Anteil an erneuerbaren Energien bis 2020 auf 20 Prozent zu steigern; derzeit sind es etwa zwölf Prozent beim Strom, bei der Wärme gar nur ein Prozent. Der Großteil stammt aus den Wasserkraftwerken, die seit Jahrzehnten bestehen.

Eine Innovationskraft soll deshalb von der Fotovoltaik ausgehen, wo die Landeshauptstadt großen Nachholbedarf hat. Die Stadtwerke haben deshalb vor kurzem ein Programm aufgelegt, um den Hausbesitzern den Einstieg in die Fotovoltaik zu erleichtern. Bei der Windkraft gibt es bisher nur den Grünen Heiner; vielleicht kommen ein oder zwei Räder im Tauschwald bei Feuerbach hinzu.

In allen Bereichen hat Stuttgart also mehr als genug zu tun. Nicht zu vergessen ist, dass auch der Klimaschutz und der Verkehr eng mit dem Thema Energie und Energieverbrauch verzahnt sind. Man darf auf Kuhns Konzept gespannt sein.