Mit Fotovoltaikanlagen und Windrädern wollen die Stadtwerke sauberen Strom aus Stuttgart erzeugen. In diesen Tagen beginnt der Bau eines Sonnenkraftwerks auf den Dächern des Stuttgarter Großmarktes.

Stuttgart - Das erste Ökokraftwerk der Stuttgarter Stadtwerke (SWS) speist bereits seit Ende März Sonnenstrom ins öffentliche Netz ein. Dank der 1464 Fotovoltaikmodule auf den Nebengebäuden der Schleyerhalle, die jährlich etwa 300 000 Kilowattstunden Strom erzeugen, können rund 100 Haushalte versorgt werden. Damit betreibt die bis jetzt erst fünf Köpfe starke „Kraftwerke AG“ des städtischen Energieversorgers schon das fünftgrößte Sonnenkraftwerk in der Region.

 

Doch der Energiezwerg möchte rasch hoch hinaus. „Wir planen, bis zum Jahr 2020 alle Stuttgarter Bürger mit selbst erzeugtem Ökostrom zu versorgen“, sagt der technische Geschäftsführer Michael Maxelon. Um den Bedarf der 300 000 Haushalte an sauberem Strom zu decken, setze man auf drei Säulen: Windräder, Fotovoltaikanlagen sowie Blockheizkraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung.

Messungen müssen Eignung der Standorte bestätigen

„Dabei steht die dezentrale Erzeugung stets im Vordergrund“, betont Maxelon. Deshalb setzen wir auch auf die Windkraft vor Ort.“ In der Landeshauptstadt haben er und seine Mitarbeiter auf der Bernhartshöhe im Stadtbezirk Vaihingen einen und auf der Hohen Warte bei Feuerbach drei geeignete Plätze für Windräder ausgemacht.

„Wir möchten beide Standorte im nächsten Jahr genau prüfen und entwickeln“, sagt Maxelon. Dort wehe der Wind im Schnitt mit 5, 5 bis 5,7 Metern in der Sekunde. Diese Werte müssten allerdings durch Messungen in verschiedenen Höhen noch einmal überprüft werden.

Stadtwerke streben transparentes Verfahren an

„Wenn alles optimal läuft, dann „drehen sich Ende 2014 auf der Bernhartshöhe und der Hohen Warte die Flügel.“ Mit den vier Windkraftwerken könnten bis zu 8000 Stuttgarter Haushalte mit Strom versorgt werden. Auf der Hohen Warte – einem etwa 400 Meter hohen Bergrücken zwischen Weilimdorf, Feuerbach und Botnang – werde ein Abstand von 700 Metern zu den nächsten Wohnhäusern eingehalten, so Maxelon. Bei der direkt an der A 8 gelegenen Bernhartshöhe, die mit 549 Metern als höchster Punkt der Landeshauptstadt gilt, dürften die Windräder nicht zu hören sein. „Der Autobahnverkehr ist sicher erheblich lauter als unser Windkraftwerk“, meint der SWS-Manager. „Bei allen Bauvorhaben wird es aber transparente Verfahren mit Beteiligung der Bürger geben. Wir möchten unsere Projekte im Konsens mit den Beteiligten vor Ort realisieren.“

Die schlanken und etwa 150 Meter hohen Kraftwerke mit einer Leistung von bis zu drei Megawatt dürften allerdings weder dort noch an der Hohen Warte zu übersehen sein. „Ein solches Windrad kann 1800 Haushalte mit Strom versorgen“, so Maxelon. Weitere Standorte für die Windstromerzeugung will er mit Partnern aus der Region erschließen. „Zuerst bauen wir aber auf der Stuttgarter Gemarkung, was hier möglich ist.“

Solarkraftwerk auf den Dächern des Großmarktes

Auf dem Großmarktgelände in Wangen wird schon gebaut. Dort montieren Arbeiter in wenigen Tagen die ersten Module auf den Dächern der Gemüsehalle und auf dem Parkhaus. Das neue SWS-Sonnenstromkraftwerk hat eine Leistung von gut 800 Kilowatt. „Es kann jährlich rund 740 000 Kilowattstunden Strom erzeugen“, so Maxelon. Das entspreche dem Verbrauch von 263 Haushalten.

Noch im Dezember soll der erste Strom ins öffentliche Stromnetz fließen – für jede Kilowattstunde erhalten die Stadtwerke 14,96 Cent. Der selbst erzeugte Stuttgarter Strom soll aber so rasch wie möglich über die eigene SWS-Vertriebstochter direkt vermarktet werden. „Weil die Einspeisevergütung immer weiter sinkt, spielen Eigenstromkonzepte für die wirtschaftliche Zukunft der Fotovoltaik eine entscheidende Rolle“, betont Maxelon.

Die Stadtwerke auf einen Blick

Unternehmen
Im Mai 2011 hat der Gemeinderat die Gründung der Stadtwerke Stuttgart beschlossen. Eines der zentralen Ziele des Unternehmens ist, die Stuttgarter Bürger mit ökologisch erzeugter Energie zu beliefern. Der kommunale Versorger nimmt an dem laufenden Konzessionsverfahren der Landeshauptstadt für die Vergabe der Strom-, Gas- und Fernwärmenetze teil. Die alten Verträge laufen Ende 2013 aus.

Energiekonzept
Die Stadtwerke Stuttgart möchten ihre Kunden mit Strom und Gas aus erneuerbaren Energiequellen und mit hocheffizienten Blockheizkraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung versorgen. Anfang 2013 soll mit dem Partner, den Elektrizitätswerken Schönau (EWS), über das noch im Aufbau befindliche neue Kundenzentrum neben dem Tagblattturm der Vertrieb starten. Der Anteil des selbst erzeugten Stroms soll nach und nach steigen.