Die EnBW will in den kommenden Jahren insgesamt sieben Milliarden Euro in die Energiewende investieren. „Wir wollen nicht mehr Getriebene sein, sondern die Wende aktiv mitgestalten“, sagte der Vorstandsvorsitzende Frank Mastiaux am Montag in Stuttgart.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Die EnBW will in den kommenden Jahren insgesamt sieben Milliarden Euro in die Energiewende investieren. „Wir wollen nicht mehr Getriebene sein, sondern die Wende aktiv mitgestalten“, sagte der Vorstandsvorsitzende Frank Mastiaux am Montag in Stuttgart. So sollen bis 2020 vier Milliarden Euro in den Ausbau der erneuerbaren Energien fließen – der größte Teil davon in Windkraftanlagen an Land, aber auch in Windparks auf hoher See und zusätzliche Wasserkraftkapazitäten, wie Finanzvorstand Thomas Kusterer erläuterte.

 

„Wir haben das Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien von heute zwölf Prozent auf 40 Prozent im Jahr 2020 zu steigern“, sagte Mastiaux. Allein bei der Windkraft an Land sei eine Kapazitätserhöhung von derzeit 200 Megawatt auf rund 1750 Megawatt geplant. Weitere drei Milliarden Euro sollen in den Ausbau der Stromnetze fließen, die bei der Anbindung dezentraler Ökokraftwerke eine zentrale Rolle spielen.

Finanziert werden sollen die Investitionen unter anderem durch Firmenverkäufe. Zusätzliche Kapitalmaßnahmen seien dagegen nicht geplant. So wolle die EnBW bis 2020 Beteiligungen im Wert von 2,5 bis drei Milliarden Euro veräußern, sagte Kusterer. Bei der Bilanzpressekonferenz im Frühjahr war noch von einem Verkaufsvolumen von 1,5 Milliarden Euro die Rede gewesen – allerdings bereits bis zum Jahr 2015. Welche Beteiligungen abgestoßen werden sollen, wollten Kusterer und Mastiaux nicht sagen. Die in der Tochter Transnet BW angesiedelten Übertragungsnetze dürften mit Blick auf die geplanten Investitionen im Bereich der Stromnetze aber nicht dazugehören. Auch zum Stand des bereits angekündigten Verkaufs der Anteile am Mannheimer Versorger MVV gab es keine neuen Informationen.

Erste Details der neuen Strategie

Mastiaux präsentierte erste Details der lange erwarteten neuen Strategie, mit der er das durch den Atomausstieg gebeutelte Unternehmen wieder auf die Erfolgsspur bringen will. Zuvor hatte er Führungskräfte und Mitarbeiter über seine Pläne informiert. „Wir werden den Konzern komplett umbauen“, bekräftigte Mastiaux. Bereits vorher war bekannt geworden, dass die neue EnBW schlanker und wendiger werden soll – mit deutlich weniger Tochterfirmen und kürzeren Entscheidungswegen. Aktuell zählt der Konzern etwa 350 Tochtergesellschaften. „Alleine 100 Mitarbeiter sitzen derzeit in internen Aufsichtsgremien“, sagte Mastiaux. Welche Töchter oder Sparten zusammengelegt oder mit der Mutter verschmolzen werden sollen und wie viele es künftig insgesamt geben soll, ließ der Vorstandschef offen. Darüber werde derzeit mit den Arbeitnehmervertretern diskutiert. Der Aufsichtsrat soll laut Mastiaux aber bereits „in Monatsfrist“ über die Ergebnisse entscheiden. Dass die neue Strategie in Stuttgart und nicht am Unternehmenssitz in Karlsruhe vorgestellt werde, sei kein Signal dafür, dass die Aufgaben zwischen den Standorten neu verteilt würden, sagte Mastiaux.

Die neue EnBW soll im Wesentlichen auf zwei Säulen stehen. Die erste umfasst alles, was mit dem direkten Kundengeschäft zu tun hat. Dazu gehören der Handel und Verkauf von Strom und Gas sowie Energiedienstleistungen, die Mastiaux kräftig ausbauen will. Als Beispiele nannte er die Energieeffizienzberatung oder den Verkauf intelligenter Stromzähler und entsprechender Software. Damit sollen Kunden ihren Verbrauch besser steuern oder selbst produzierten Strom optimal nutzen können. Die zweite Säule nannte Mastiaux den „Maschinenraum der Energiewende“. Dazu zählen der Betrieb regenerativer und konventioneller Kraftwerke sowie Transport- und Verteilnetze.

Der Konzernumbau führe nicht zwingend zu einem Verlust von Arbeitsplätzen, der über den bereits laufenden Abbau von 1350 Stellen im Rahmen des Programms „Fokus“ hinausgeht. „Wir haben kein Personalabbauprogramm geplant“, sagte Mastiaux. Man werden sich aber bei jeder Position genau ansehen, ob sie wettbewerbsfähig sei. „Es kann durchaus sein, dass wir 2020 mehr Mitarbeiter haben als heute“, sagte Finanzchef Kusterer. Aktuell zählt die EnBW knapp 20 000 Mitarbeiter.

Mit der neuen Strategie will die EnBW, die 2011 rote Zahlen geschrieben hat, einen weiteren Rückgang der Ertragskraft verhindern und wieder profitabler werden. 2020 soll vor Steuern und Abschreibungen ein Ergebnis von 2,5 Milliarden Euro stehen (2012: 2,34 Milliarden). Finanzchef Kusterer erwartet, dass der Ergebnisbeitrag der Sparten Stromerzeugung und Stromhandel von aktuell 1,2 Milliarden Euro bis 2020 auf 300 Millionen Euro sinken wird. Erneuerbare Energien sollen dann 800 Millionen (2012: 200 Millionen) Euro zum Gewinn beisteuern.