Von wegen kalt und tot: der Zwergplanet Pluto und sein Mond Charon sind geologisch aktiv. Das zeigen bereits die ersten Aufnahmen, die von der Raumsonde „New Horizons“ nach ihrem Vorbeiflug am Dienstag heruntergeladen wurden.

Stuttgart - Der Zwergplanet Pluto am Rand des Sonnensystems mag zwar minus 230 Grad kalt sein, aber er ist aktiv. Gleiches gilt für seinen innersten Mond Charon. Diese Ergebnisse gab das Forscherteam der Nasa-Raumsonde New Horizons am Mittwochabend deutscher Zeit bekannt. Am frühen Morgen hatte sich die Sonde nach ihrem Vorbeiflug am Pluto zurückgemeldet und den Tag über erste Daten von fünf der sieben Instrumente zur Erde gefunkt. Darunter ist ein hochaufgelöstes Bild von Charon (siehe Bildergalerie) und ein erster Teil der hochaufgelösten Pluto-Aufnahme, der etwa ein Prozent der Oberfläche abdeckt. Die Sonde kann die Daten nur mit einer Rate von maximal 1024 Bit pro Sekunde senden, daher müssen sich die Forscher gedulden.

 

Das Bild vom Pluto zeigt eine gut 200 Kilometer breite Region in der Nähe des Südpols. Sie gehört zur unteren Spitze der weißen herzförmigen Struktur, die schon auf den Fotos der Vortage zu sehen war. Das Herz ist nach dem Entdecker des Pluto, Clyde Tombaugh, benannt worden. Zu sehen sind mehr als 3000 Meter hohe Berge, die wohl aus Wassereis bestehen. „Wir haben noch keinen einzigen Einschlagskrater gefunden“, sagt John Spencer vom Forscherteam. Das bedeutet, dass die Oberfläche in den vergangenen 100 Millionen Jahren umgeformt worden sein muss, denn der Pluto ist sicher schon von zahlreichen Meteoriten getroffen worden. Möglicherweise sei der Zwergplanet am Rande des Sonnensystems auch heute noch aktiv. Als Spencer die erste wissenschaftliche Erkenntnis der Mission formuliert, nämlich dass ein kleiner Eisplanet wie Pluto auch ohne die Gezeitenkräfte eines großen Nachbarn aktiv sein kann, erhält er lang anhaltenden Applaus.

Nun hoffen alle auf das Foto einer Eisfontäne

Der wissenschaftliche Leiter der Mission, Alan Stern, ergänzt, dass es starke Hinweise auf Geysire oder Eisvulkane gebe. Denn der Pluto verliere so viel Stickstoff aus seiner Atmosphäre, die ins All entweicht, dass er im Laufe seiner 4,5 Milliarden Jahre um 300, vielleicht sogar 3000 Meter dünner geworden sein muss. Das gehe vermutlich nur, wenn Stickstoff aus dem Inneren des Zwergplaneten nachgeliefert wird. Der Fachartikel, in dem er schon im Mai darüber spekuliert habe, sei – wie es der Zufall will – einige Stunden zuvor von einem Fachjournal zur Veröffentlichung angenommen worden.

Der größte Pluto-Mond Charon verfügt über weite ebene Regionen, die ebenfalls auf geologische Aktivität hinweisen, da dort die Einschlagskrater fehlen. Außerdem gibt es Schluchten, die einige Kilometer tief sind. In der Nähe des Nordpols bedeckt eine dünne dunkle Schicht die Oberfläche. Die Forscher würden diese Region nach dem Reich des dunklen Herrschers aus der Trilogie „Herr der Ringe“ Mordor nennen, sagt Cathy Olkin. „Allein in diesem Bild steckt jede Menge interessante Wissenschaft“, schwärmt sie.