Die Fünftklässler der Stadt erhalten die Chance, drei außergewöhnliche Projekte kennenzulernen. Sie begegnen dabei auch einer Kurzhosengang.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Das Alter ist einfach ideal.“ Marco Süß, der Leiter der Jungen WLB, des Jugendtheaterensembles der Württembergischen Landesbühne Esslingen und Mit-Initiator des Esslinger Kulturrucksacks, weiß genau, warum die Stadt gerade allen Fünftklässlern den Kulturrucksack anbietet. Marco Süß: „Mit zehn, elf Jahren sind die Jugendlichen offen für alles und haben noch nicht die abwehrende Haltung von Erwachsenen eingenommen, die sich unvermeidbar dann einstellt, wenn die Jugendlichen so richtig in die Pubertät kommen.“

 

Zum vierten Mal haben die Junge WLB, das Podium Musikfestival und die Villa Merkel für das gerade begonnene Schuljahr ein Programm zusammengestellt, das jungen Menschen den Zugang zu Theater, Musik und der vermeintlich so schwer verständlichen Kunst ermöglichen soll. „Der frühe Kontakt mit der Kultur ist wichtig für die Persönlichkeitsbildung der Schüler“, erklärt Esslingens Kulturamtsleiter Benedikt Stegmayer: „Der Kulturrucksack ist ein zentrales kulturpädagogisches Angebot unserer Stadt.“

Nah dran an der Lebenswirklichkeit

Auf dem Programm stehen auch in diesem Schuljahr Veranstaltungen, die altersgemäß auf die Lebenswirklichkeit der Fünftklässler abgestimmt sind. Die Schülerinnen und Schüler besuchen verteilt über das Schuljahr drei Kulturprojekte und erleben dabei, wie die Kunst die Welt aus unterschiedlichen Perspektiven hinterfragt und begreifbar zu machen versucht.

Die Junge WLB übernimmt dabei die Auftaktveranstaltung. In den kommenden Monaten erleben 32 Klassen aus zehn Esslinger Schulen nicht nur die Aufführung von „Die Kurzhosengang und das Totem von Okkerville“. Es handelt sich um den zweiten Fall für die Kurzhosengang und ist eine berührende und zugleich urkomische Geschichte über Toleranz, Zusammenhalt und wahre Freundschaft. Die rund 1000 Schüler werden auch von Theaterpädagogen in einem Workshop auf das Stück vorbereitet. In einem weiteren Workshop nach dem Vorstellungsbesuch wird das Erlebte aufgearbeitet. Dabei sollen die Schüler lernen, was die Themen des Stücks mit ihnen selbst zu tun haben und wie man eigene Standpunkte dazu entwickeln kann.

Konzert ohne Dirigent

Als zweiter Kulturkontakt steht für die Schüler ein außergewöhnliches Konzert des Podium-Festivals auf dem Programm. Das Berliner Stegreif-Orchester präsentiert im Gemeindehaus am Blarerplatz die Produktion „#freebrahms“. Die Musiker sind verteilt im Raum, spielen ohne Noten und improvisieren über Brahms dritter Sinfonie. Die Zuschauer werden unmittelbar ins Geschehen eingebunden und haben im Anschluss die Möglichkeit, mit den Musikern ins Gespräch zu kommen.

Zum Abschluss besuchen die Fünftklässler in der Villa Merkel eine Ausstellung, die sich mit der Unterwanderung von Systemen beschäftigt. Der Ausgangspunkt ist der Kinofilm „Paradise“ des iranischen Filmregisseurs Sina Ataeian Dena, der nur deshalb in seiner Heimat eine Dreherlaubnis erhielt, weil er behauptete, er drehe einen Dokumentarfilm. Die Ausstellung geht der Frage nach, wie man repressive Systeme unterlaufen und ob man überhaupt noch zwischen realen und erfundenen Dingen unterscheiden kann?