Gerade ist Matthieu Delpierre als Kapitän des VfB zurückgetreten. Im Sommer läuft sein Vertrag aus. Wie geht es weiter mit dem Innenverteidiger?  

Stuttgart - Ohne Spielführerbinde ist das Leben manchmal lebenswerter - zumindest für einen Mann wie Matthieu Delpierre. Denn als der Franzose noch Kapitän des VfB Stuttgart war, da gehörte es schließlich zu seinen eher lästigen Pflichten, ständig zu diesem oder jenem öffentlich Stellung zu nehmen; er war gewissermaßen das Sprachrohr der Mannschaft. Seit seinem Rücktritt in der vergangenen Woche darf sich Delpierre wieder als ein ganz normaler Spieler fühlen - und folglich das tun, was seinem Naturell ohnehin am nächsten kommt: schweigen. Das tut er dann auch. Über die Pressestelle seines Clubs lässt er ausrichten, dass er nichts sagen möchte.

 

Dabei gibt es vor dem Rückrundenauftakt des VfB am Samstag auf Schalke so viele offene Fragen. Niemand weiß so genau, wie es mit Matthieu Delpierre, dem lange verletzten Innenverteidiger, in den nächsten Monaten sowie im Sommer weitergeht - und vor allem: ob es für ihn beim VfB überhaupt weitergeht, wenn nach dem Ende dieser Saison sein Vertrag ausläuft. So einfach wäre dies aber auch nicht zu beantworten, denn die Personalie Delpierre ist durchaus kompliziert.

In der Krise zum Kapitän

Der lange Abwehrmann gehört einerseits zu den verdienstvollsten Spielern des VfB. Er ist 2004 aus Lille nach Stuttgart gekommen, er ist mit dem Verein 2007 Deutscher Meister geworden, hat 2009, mitten in der Krise, das Kapitänsamt übernommen und befindet sich mittlerweile in seiner achten Bundesligasaison. Nur Cacau ist schon länger beim VfB. So einem Mann, könnte man sagen, setzt man nicht so einfach den Stuhl vor die Tür, nur weil es nicht mehr so gut läuft wie früher. Er habe viel Respekt verdient, sagt also der VfB-Manager Fredi Bobic.

Andererseits jedoch gehört auch dies zu den Fakten: Delpierre ist mittlerweile 30 Jahre alt und hat wegen eines Sehnen- und Muskelrisses im linken Oberschenkel vor acht Monaten sein letztes Pflichtspiel bestritten. Seitdem ist er verletzt gewesen, während in der Innenverteidigung neben dem neuen Kapitän Serdar Tasci der Mexikaner Maza unumstritten geworden ist. Und: Delpierre verdient drei Millionen Euro im Jahr, seit er 2007, zu Champions-League-Zeiten also, als die Einnahmen nur so sprudelten, seinen Vertrag verlängert hat. Diese Zeiten sind längst vorbei, der VfB muss sparen und die Gehaltskosten gewaltig herunterschrauben - weshalb man auch sagen könnte: So einen Mann kann man nicht behalten, nur weil er sich einige Verdienste erworben hat.

Weitere Zusammenarbeit nicht ausgeschlossen

Das ist das Dilemma, in dem Fredi Bobic steckt - und man kann gut verstehen, dass der VfB-Manager bei dessen Lösung vorerst auf Zeit spielt. Wie solle er jemanden beurteilen können, hat Bobic im Trainingslager gesagt, der so lange nicht gespielt habe. In Belek hat sich der Manager lange mit Delpierre unterhalten, es sei "ein super Gespräch" gewesen, in dem man vereinbart habe, die Entwicklung in den nächsten Monaten abzuwarten. Keineswegs ausgeschlossen sei, auch über die Saison hinaus miteinander zu arbeiten.

Dies jedoch gilt als unwahrscheinlich, das ahnt auch Delpierre. Sein Ansehen innerhalb der Mannschaft ist zwar noch immer hoch - das zeigt die Tatsache, dass er (im Gegensatz zu Cacau) trotz der langen Verletzungspause von den Mitspielern wieder in den Mannschaftsrat gewählt wurde. Auf dem Platz jedoch ist er entbehrlich geworden. Jedenfalls kann niemand behaupten, alle würden sehnlichst darauf warten, dass Delpierre wieder in die Mannschaft zurückkehrt, auch Bruno Labbadia nicht. Dankend jedenfalls hat der Trainer im türkischen Belek das Angebot Delpierres angenommen, das Kapitänsamt abzugeben, mit der offiziellen Begründung, sich nach der langen Zwangspause hauptsächlich auf sich selbst zu konzentrieren und darauf, richtig fit zu werden.

Ganz hinten anstellen

Ob ihm das viel nutzen wird, ist die große Frage. Tasci und Maza haben in der Hinrunde eine sehr stabile Innenverteidigung gebildet, dahinter gibt es auch noch Georg Niedermeier. Delpierre muss sich also ganz hinten anstellen, zumal Fußballtrainer gerade in der Innenverteidigung nur sehr selten und sehr ungern wechseln.

Also könnte es für ihn und den VfB in der Rückrunde vor allem um eines gehen: einen würdevollen Abschied hinzubekommen. "Es würde in Stuttgart auch ohne mich weitergehen. Genauso würde es für mich auch ohne den VfB weitergehen." Das hat Matthieu Delpierre neulich im Trainingslager in Belek gesagt, als er noch Kapitän des VfB Stuttgart gewesen ist.

Die Zahlungsmoral in der Liga

VfB Die sparsamen Schwaben lassen am längsten warten. Im Durchschnitt erst elf Tage nach einem vereinbarten Zahlungsziel begleicht der VfB Stuttgart seine Rechnungen. Damit belegt der Club in einer Aufstellung des Wirtschaftsinformationsdienstes D und B den letzten Platz unter den 18 Vereinen der Fußball-Bundesliga.

FC Bayern Bereits zum siebten Mal hat D und B die Bundesligisten analysiert. In der halbjährlichen Untersuchung vor der Rückrunde liegt dabei Bayern München mit dem Idealwert 100 wie in der sportlichen Tabelle auf Platz eins. Die Bayern zahlen pünktlich und heben sich durch die Eigenkapitaldecke von angeblich knapp 177 Millionen Euro bei einem Umsatz von 338 Millionen von der Konkurrenz ab. dapd