Matthieu Delpierre reicht die Spielführerbinde beim VfB an Serdar Tasci weiter - und Cacau fliegt aus dem Mannschaftsrat.

Stuttgart - Die rund hundert Beobachter des Testspiels zwischen dem VfB und Pakhtakor Taschkent haben sich am Donnerstagnachmittag gewundert. Denn es war nicht der etatmäßige Kapitän Matthieu Delpierre, der die Stuttgarter Mannschaft auf den Platz führte, und auch nicht der bisherige Stellvertreter Cacau, sondern Serdar Tasci. Nach dem 4:0-Sieg bestätigte der Club dann offiziell, dass sich die teaminterne Hierarchie gewaltig verändert hat. Delpierre hat sein Amt abgegeben, Tasci ist der neue Spielführer – und Cacau hat sogar seinen Platz im Mannschaftsrat verloren. Für den Nationalstürmer kommt das einer Ohrfeige gleich. Aber der Reihe nach.

 

Bis nach der Partie gegen Pakhtakor Taschkent hatte der VfB versucht, die Entwicklung unter Verschluss zu halten. Der Club machte ein Staatsgeheimnis daraus, solange es irgendwie möglich war. Erst als die Folgen der Umwälzungen auf dem Feld sichtbar geworden waren, bekannten die Verantwortlichen dann schließlich Farbe.

Doppelt bitter für Cacau

Dabei hatten sich die Spieler bereits am Dienstagabend in ihrem Trainingslager in Belek zusammengesetzt. Auf dem Programm stand die Wahl eines neuen Mannschaftsrats, die mit einem Ergebnis endete, das selbst viele Angestellte des VfB überraschte. Während Serdar Tasci, Christian Gentner, Georg Niedermeier und Matthieu Delpierre bestätigt wurden, reichte es für Cacau nicht. Er bekam weniger Stimmen als Martin Harnik – was vermutlich doppelt bitter für Cacau gewesen ist.

Denn Harnik war es, der seinen Stürmerkollegen im Herbst öffentlich kritisiert hatte, weil Cacau eigensinnig und egoistisch auftreten würde. Damit sprach Harnik offenbar einem großen Teil des Kaders aus der Seele, was sich jetzt in Belek zeigte. Entsprechend frustriert reagierte Cacau nach dem Misstrauensvotum gegen ihn. „Ich bin natürlich schon etwas enttäuscht“, erklärte er in einer Stellungnahme auf der VfB-Homepage – um hinzuzufügen, „aber nichtsdestotrotz werde ich auch in Zukunft auf und neben dem Platz Verantwortung übernehmen.“

Ob das jedoch erwünscht ist, daran bestehen nach den Ereignissen von Belek, die eine persönliche Niederlage für Cacau bedeuten, erhebliche Zweifel. Er ist entmachtet und hat es nun schwarz auf weiß, dass er in der Mannschaft nicht mehr sehr beliebt ist. Daran ändert auch die vom VfB nach dem Spiel gegen Taschkent verbreitete Stellungnahme des Trainers Bruno Labbadia nichts, der angesichts der brisanten Entwicklung versuchte, die Wogen zu glätten. „Cacau ist ein sehr wichtiger Spieler für uns, auch ohne Amt“, teilte Labbadia mit, „es spricht für ihn, dass er sich als Vizekapitän auf vielfältige Weise für die Belange der Mannschaft engagiert hat.“ Jetzt könne sich Cacau wieder mehr auf sich und seine Leistung konzentrieren. „Ich bin überzeugt, dass er eine gute Rückrunde spielen und dann zur EM fahren wird. Auf diesem Weg werden wir ihn unterstützen.“

Delpierre will den Anschluss finden

Was soll Labbadia sonst sagen? Er ist auf Cacau angewiesen, der trotz seiner Formschwäche in der Hinrunde immer noch viel mehr Tore als Pawel Pogrebnjak und Julian Schieber zusammen erzielt hat. Deshalb kann Labbadia nur hoffen, dass Cacau jetzt nicht beleidigt ist. Obendrein muss ihn der Trainer starkreden, nachdem die Stellung des Stürmers in der Gruppe erheblich geschwächt worden ist. Die Hackordnung im Team wird sich erst wieder neu bilden müssen – und das acht Tage vor dem Rückrundenauftakt auf Schalke.

An der Spitze steht nun Tasci, der von Labbadia zum Nachfolger von Delpierre bestimmt wurde. Der Franzose trat zurück, mit der Begründung, dass er nach seiner langen Verletzungspause erst wieder den Anschluss finden müsse. Cacau muss das auch – den Anschluss an die Mannschaft.