Als erstes öffentlich tagendes Gremium hat sich am Mittwoch der regionale Verkehrsausschuss mit der vom VVS geplanten Fahrpreiserhöhung zum 1. Januar 2015 befasst. Ändern können die Regionalräte an der Steigerung faktisch aber nichts mehr.

Stuttgart - Als erstes, öffentlich tagendes Gremium hat sich am Mittwoch der regionale Verkehrsausschuss mit der vom Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) geplanten Fahrpreiserhöhung von 2,9 Prozent zum 1. Januar 2015 befasst. Allerdings können die Regionalräte an der Steigerung faktisch nichts mehr ändern, da die Entscheidung darüber bei den im VVS vertretenen Verkehrsunternehmen, also den städtischen SSB, der Bahn und den lokalen Busbetrieben liegt.

 

Immerhin muss der Verband Region Stuttgart aber als einer der sieben Gesellschafter des VVS zustimmen, wie die Erhöhung auf die einzelnen Fahrkarten verteilt wird, was er aufgrund des positiven Votums von CDU, Freien Wählern und FDP auch tun wird.Die Grünen stimmten mit Nein, die SPD enthielt sich. Beide Fraktionen sehen angesichts der Unpünktlichkeit der S-Bahn eine Preiserhöhung als falsches Signal. „Wir haben bei der S-Bahn noch keine durchgreifenden Verbesserungen, deshalb passt das nicht in die Landschaft“, sagte der SPD-Fraktionschef Harald Raß. „Wir machen einen Fehler, wenn wir eine Tariferhöhung in dem Ausmaß durchziehen“, meinte die Grünen-Regionalrätin Eva Mannhardt. Sie wollte auch das Argument nicht gelten lassen, dass trotz der Erhöhungen in den vergangenen Jahren die Zahl der Fahrgäste kontinuierlich und auch in diesem Jahr um drei Prozent steigt. „Die Menschen haben keine Alternative“, sagte Mannhardt.

50 Prozent Zuschussbedarf

Zwar äußerten sich auch CDU, Freie Wähler und FDP kritisch zur Lage der S-Bahn, sie verwiesen aber auch darauf, dass das Verkehrsangebot insgesamt verbessert werde. „Wir halten die Erhöhung für angemessen“, meinte Bernhard Maier, Regionalrat der Freien Wähler. Die höheren Fahrgeldeinnahmen würden zusammen mit den Fahrgaststeigerungen den Zuschussbedarf der öffentlichen Hand bei rund 50 Prozent halten.

In ihrer schriftlichen Stellungnahme schlug auch die Verbandsverwaltung nachdenkliche Töne an. „Bei den Tarifanpassungen kann es keinen Automatismus für eine Realisierung am Markt geben“, erklärte sie. Im Klartext: Ob die höheren Fahrpreise auch – wie in der Vergangenheit – zu höheren Einnahmen führen, gilt für die Region keineswegs als ausgemacht. „Neben dem allmählichen Rückgang der Schülerzahlen können auch kurzfristige konjunkturelle Schwankungen dazu beitragen, dass die seit mehreren Jahren positiv verlaufende Einnahmeentwicklung im VVS beeinträchtigt werden kann“, heißt es.

Beschleunigtes Verfahren

Noch vor der Sommerpause wird auch in den Kreistagen der Region (außer Göppingen, das nicht vollständiges VVS-Mitglied ist) über die Tariferhöhung debattiert. Bis Ende des Monats soll sie beschlossen sein. Dieses beschleunigte Verfahren ist nötig, weil 2015 das E-Ticketing eingeführt wird, was eine längere Vorlaufzeit erfordert, um die Tarife zu aktualisieren.

Die VVS-Verkehrsunternehmen begründen die Tariferhöhung mit den Kostensteigerungen im Jahr 2013, die allerdings unterschiedlich ausfallen. Die SSB gibt 3,4 Prozent an, die Deutsche Bahn 2,4 Prozent und die regionalen Verkehrsunternehmen 2,4 Prozent. Dafür seien vor allem der größte Kostenblock, die Personalausgaben, verantwortlich, während die Energiekosten, also die Ausgaben für Strom und Diesel, bei der Bahn um 2,6 Prozent ansteigen sollen, während SSB und regionale Verkehrsunternehmen einen Rückgang um 1,3 beziehungsweise 4,7 Prozent angeben. Zusätzliche Kosten verursachen auch die geplanten Verbesserungen im S-Bahn- und U-Bahntakt, die sich allein auf fünf Millionen Euro pro Jahr summieren. Auch die Reform der EEG-Umlage schlägt mit 1,6 Millionen Euro zusätzlich zu Buche. Trotz der Preiserhöhungen seien die Tarife von den Kunden angenommen worden, sagte VVS-Geschäftsführer Horst Stammler: „Unsere Angebote kommen an.“

Nicht jede Fahrkarte wird gleich viel teurer

Erhöhung Nach dem Beschluss der VVS-Verkehrsunternehmen, also Bahn, SSB und Busunternehmen, sollen die Fahrpreise zum 1. Januar 2015 um 2,9 Prozent steigen. Diese Erhöhung verteilt sich aber unterschiedlich auf die einzelnen Tarife, auch weil die Steigerungen mindestens zehn Cent betragen sollen, um „ungerade“ Beträge an den Automaten zu vermeiden. Tendenziell würden Tickets höherer Preisstufen geringer erhöht als Fahrscheine niedriger Stufen, sagt der VVS.

Einzelfahrten Der Preis des Kurzstreckentickets bleibt bei 1,20 Euro. Die als besonders ertragsstark bezeichneten Einzeltickets für Erwachsene kosten in den ersten drei Zonen zehn oder 20 Cents mehr – eine Steigerung von 3,7 bis 5,4 Prozent. Die Einzelfahrscheine für Kinder werden in den ersten beiden Zonen nicht erhöht, ab Zone drei kommt ein Aufschlag von zehn Cent.

Mehrfachfahrten Die Vierertickets für Erwachsene und Kinder kosten in den meisten Zonen 40 Cent mehr. Für Kinder bleibt der Preis in den ersten beiden Zonen konstant.

Tagestickets Diese Fahrkarten, die Einzelpersonen oder Gruppen zu beliebig vielen Fahrten an einem Tag berechtigen, werden unterdurchschnittlich um maximal 30 Cent teurer. Der Preis für das Gruppenticket Netz bleibt mit 19 Euro unverändert.

Zeitkarten Die Erhöhungen bei den Wochen-, Monats- und Jahrestickets liegen im Bereich zwischen zwei und 3,8 Prozent. Die Plusticketinhaber erhalten Anschlussfahrten über die Zonenzahl ihrer Zeitkarte hinaus künftig zum günstigeren Kinder- und nicht mehr zum Erwachsenenfahrpreis. Die Erhöhung bei den Seniorentickets fällt mit durchgängig fast 3,7 Prozent überdurchschnittlich aus.