Stuttgart geht nicht konsequent gegen Falschparker in Brandschutzzonen vor. Es werden zwar viele Strafzettel verteilt, aber nur wenige Blockierer der Feuergassen abgeschleppt. Ein Kommentar von StZ-Redakteur Wolfgang Schulz-Braunschmidt.

Stuttgart - Vor gut zwei Jahren hat Oberbürgermeister Fritz Kuhn den Fernsehturm – das Wahrzeichen der Stadt – wegen Mängeln beim Brandschutz schließen lassen. Seitdem wird nachgerüstet. Auch bei der Sanierung von Schulen hat die Sicherheit zu Recht höchste Priorität.

 

Auf der Straße – vor den Gebäuden – sieht es völlig anders aus. Dort wird das Thema Brandschutz vom Rathaus weiterhin höchst fahrlässig gehandhabt. Die Politessen klemmen jedes Jahr Tausende Strafzettel zu jeweils 35 Euro hinter die Windschutzscheiben. Die Stadt kassiert, die Hindernisse in den für Feuerwehr und Rettungsdienste notwendigen Gassen werden aber keineswegs konsequent beseitigt.

Im Rathaus hat man bereits vor zwei Jahren eingeräumt, dass Handlungsbedarf besteht. Geschehen ist nichts. Auch die mobilen Beschwerdeteams, für die blockierte Feuergassen zum Alltag gehören, stehen vor hohen Hürden. Sie müssen immer die Polizei verständigen und auf eine Streife warten, weil in Stuttgart bis jetzt nur die Polizei das Abschleppen veranlassen kann.

Umständlicher geht es nicht. Vorbeugende Gefahrenabwehr sieht anders aus. Andere Städte fackeln nicht lange. Sie stellen selbst sicher, dass Autos, die Rettungswege blockieren, rasch am Haken hängen.

Dabei ist das, was im Ernstfall passieren kann, in Stuttgart seit Langem bekannt: Bei der Brandkatastrophe im Haus Geißstraße 7 starben 1994 sieben Menschen. Die Feuerwehr musste zuerst mehrere Fahrzeuge abräumen, um zu dem brennenden Haus zu gelangen.